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Was wird aus dem Nürburgring?

Der Düsseldorfer Automobilzulieferer Capricorn hat den Nürburgring und den dazugehörigen Freizeitpark zum Spottpreis von 77 Millionen Euro erworben. Ab 2015 sollen viele Änderungen an der Kultstätte des Motorsports vorgenommen werden. Betroffen sind dabei insbesondere die baulichen Veränderungen, die aus Steuergeldern finanziert wurden. Gleichzeitig will das Düsseldorfer Unternehmen 25 Millionen investieren.

Der Düsseldorfer Automobilzulieferer Capricorn hat den Nürburgring und den dazugehörigen Freizeitpark zum Spottpreis von 77 Millionen Euro erworben. Ab 2015 sollen viele Änderungen an der Kultstätte des Motorsports vorgenommen werden. Betroffen sind dabei insbesondere die baulichen Veränderungen, die aus Steuergeldern finanziert wurden. Gleichzeitig will das Düsseldorfer Unternehmen 25 Millionen investieren.

Der Düsseldorfer Automobilzulieferer Capricorn hat den Nürburgring und den dazugehörigen Freizeitpark zum Spottpreis von 77 Millionen Euro erworben. Ab 2015 sollen viele Änderungen an der Kultstätte des Motorsports vorgenommen werden. Betroffen sind dabei insbesondere die baulichen Veränderungen, die aus Steuergeldern finanziert wurden. Gleichzeitig will das Düsseldorfer Unternehmen 25 Millionen investieren.

Seit 1927 ist die „Grüne Hölle“ bekannt für packende Rennen, spektakuläre Unfälle und hat sich in den letzten 87 Jahren zum deutschen Rennsportmekka entwickelt. Jetzt fällt der Ring erstmals in private Hände. Neben dem ADAC, dessen Angebot für den Kauf des Nürburgrings als zu niedrig angesehen wurde, war bis Februar offenbar auch der vierfache Formel 1 Weltmeister Sebastian Vettel als potentieller Käufer gehandelt worden. Dieser dementierte vor gut einem Monat allerdings ein mögliches Engagement. Auch der milliardenschwere US-Finanzinvestor HIG hatte letztendlich das Nachsehen.

Ein Ort der Freude als Millionengrab

Das Gesamtkunstwerk der Insolvenz der Nürburgring GmbH, die zuvor beide Rennstrecken und sämtliche Gebäude betrieb, lässt sich am Besten am erfolglosen Freizeitpark festmachen. Die ISB, die rheinland-pfälzische Investitions- und Strukturbank hatte aus Steuergeldern ein Areal finanziert, das neben einem Freizeitpark auch mehrere Hotels beherbergt. Das Land Rheinland-Pfalz steuerte darüber hinaus noch weitere Finanzspritzen bei. Doch sowohl der Freizeitpark, der nie gute Besucherzahlen, oder überhaupt Besucher aufweisen konnte und die Hotels, die bis auf die Rennwochenenden nie gut besucht wurden, rentierten sich nicht. Durch mangelde Pachteinnahmen und die fehlenden Gewinne, war die Nürburgring GmbH gezwungen, Investitionen für die Rennstrecken auf Eis zu legen und „crashte“ letztendlich in die nicht mehr abzuwendene Insolvenz.
Neben dem Pannenflughafen BER, der Elbphilharmonie in Hamburg und Stuttgart 21, ist der Freizeitpark mit seinen Hotels wohl eines der größten Millionengräber von Steuergeldern, die es in Deutschland gibt.

Geld fürs Land 

Nun hat sich ein Automobilzulieferer das deutsche Rennsportmekka zu einem sehr günstigen Preis gesichert. Ein Großteil der 77 Millionen Euro dürften an das Land Rheinland-Pfalz gehen. Dadurch kann zumindest ein Teil der verprassten Steuergelder wieder zurückgeholt werden. „Wir werden wohl nicht alles zurückkriegen“, sagte Malu Dreyer, Regierungschefin von Rheinland-Pfalz. Doch mit Blick auf die getätigten Investitionen und den ideellen Wert der Nordschleife und des Grand-Prix-Kurses, wurde der Nürburgring letztendlich unter Wert verkauft. Doch genau deswegen und wegen der gigantischen Fehlinvestitionen, in die auch EU-Mittel geflossen sind, wird abzuwarten sein, ob bei dem Kauf auch wirklich alles gut über die Bühne geht. Die EU will in einem Prüfungsverfahren bis zum Spätsommer festlegen, ob der Verkauf auch sauber getätigt wurde. Das Urteil könnte den eigentlichen Verkauf und die vielen Pläne Capricorns noch einmal komplett über den Haufen werfen.

Einmütig statt einstimmig

Wohl auch deswegen und wegen der Fragen, was nun aus dem Nürburgring wird, war die Zustimmung des Gläubigerauschusses, der über den Verkauf entschieden hat, nicht einstimmig, sondern einmütig, wie die Insolvenzverwalter Jens Lieser und Thomas Schmidt bekanntgaben. Wegen der letztendlich schnellen Entscheidung zu Gunsten Capricorns kam es im Gläubigerauschuss zu Unmut im Vorfeld der Abstimmung. Plötzlich musste alles ganz schnell gehen. Der Verkauf ist aber nun besiegelt, nachdem viele Monate des Tauziehens vergingen. Letzendlich konnte sich das Motorsportaffine Konzept von Capricorn durchsetzen. Viele Menschen in der Eifelregion schmeckt der Verkauf allerdings nicht. Sie kritisieren allgemein den Verkauf  des Nürburgrings und mangeldes Mitspracherecht. Sie wurden letztlich übergangen.

Was Capricorn zum Gebot bewegte

Capricorn ist bereits in der Nähe des Nürburgrings in einem nahegelegen Gewerbegebiet vertreten und testet dort ihre in Sportwagen verbaute Technik auf den Rennstrecken. Insbesondere Kohlefaserteile werden dort in den Wagen verbaut, aber auch Monocoques. Auch Privatbesitzer können dort ihre Wagen tunen lassen, Leichtbautechnik verbauen oder sich Einzelteile anfertigen lassen. Es werden aber auch Bauteile für Serienautos erstellt, unter anderem für Audi. Aber auch die erfolgreiche Produktion von Teilen für die Formel 1, die bisher Anteil an 19 Weltmeisterschaften hatten sind ein weiterer Grund für das Engagement am Ring. Nicht nur die Nähe einer der Produktionsstandorte zum Nürburgring, sondern auch das große Interesse des Firmenchefs Robertino Wild am Motorsport und seiner Erfahrung als Rennfahrer in kleineren Rennserien führten zu diesem Angebot für die Strecken und den Freizeitpark des Nürburgrings.

Was sich nun ändern wird

Nun haben Capricorn und dessen Boss Robertino Wild viel geplant für den Nürburgring. So soll der mit Steuergeldern, von der damaligen rheinland-pfälzischen Regierung unter Kurt Beck, gebaute Freizeitpark einem Technologiepark für autoaffines Gewerbe weichen. Der Freizeitpark war einer der Hauptgründe für die Insolvenz des Nürburgrings, da sich dieser nicht über das geplante Besucheraufkommen rentieren konnte. Der neue Technologiepark soll neue Firmen anziehen, die dort ihre Produkte dem fachkundigen Publikum der Eifel und des Umlands anbieten sollen. Damit dies reibungslos und effikter als zuvor über die Bühne geht, möchte Wild einen Beirat mit Experten und Unternehmensvertretern der Region gründen. Dort sollen auch bisherige Verkaufs- und Capricornkritiker sitzen, die mit ihrem Know-How zum künftig erhofften Erfolg des Nürburgrings beitragen sollen. Durch diese Geste gelang Wild der Schulterschluss mit seinen Kritikern.

Investition in die Strecken

Aber nicht nur in einen neuen Technologiepark, sondern auch in die Nordschleife und die Grand-Prix-Rennstrecke soll investiert werden. Durch die in den letzten Jahre prekäre Finanzlage und die daraufffolgende Insolvenz sind viele notwendige Investitionen liegen geblieben, die nun nachgeholt werden sollen. 200 der 300 Angestellten am Nürburgring will Capricorn übernehmen. Auch die neben der Grand Prix Strecke gelegende Achterbahn „Ringracer“, die eigentlich nur mit Stillstand glänzte anstatt mit Rennspeed Menschen zu bewegen, wird abgebaut und an einem neuem Platz aufgebaut. Wo das sein wird, ist bislang unbekannt. Vermutlich wird sie in einem anderem Freizeitpark, der sich über höhere Besucherzahlen freuen kann, neu aufgebaut und dort dann betrieben.

Formel 1, wenn sie bezahlbar bleibt

Ob auch die Formel 1 im regelmäßigen Wechsel mit dem Hockenheimring alle zwei Jahre am Nürburgring stattfinden wird, ist fraglich. Prinzipiell möchte Wild auch zukünftig die Königsklasse des Autorennsports am Nürburgring halten, doch nur „wenn sie bezahlbar bleibt“, wie er sagte. Diese Aussage verwundert nicht, denn zur Austragung von Formel 1 Rennen müssen Antrittsgelder von ca. 16 Millionen Euro gezahlt werden. Diese Summen konnten aber bislang nie an den Rennwochenenden wieder refinanziert werden. 2004 und 2005 machte die Grand Prix Strecke alleine mit der Formel 1 einen Verlust von ca. 9 Millionen Euro pro Rennen. Wild fügte allerdings auch hinzu: „Zur Königsstrecke gehört auch die Königsdisziplin“. Man wird abwarten müssen, was nun aus der Formel 1 am Nürburgring wird. Adam Osieka, der Co-Geschäftsführer der neu gegründeten Capricorn Nürburgring GmbH, sprach von vielen Schritten, die noch getan werden müssten. Dafür wäre allerdings die erste Schritt bereits getan.
Eins ist aber sicher. 2014 werden alle geplanten Rennen auf den Rennstrecken durchgeführt. Was ab 2015, wenn Capricorn das Steuer übernimmt passieren wird, ist ungewiss.
Es gibt auch Skepsis vor den ganzen Plänen der neuen GmbH und den vielen geplanten Änderungen und Projekten. „Das sind schöne Visionen. Ich bin nur skeptisch, ob das Capricorn auch wirklich finanzieren kann“, sagte ADAC-Ehrenpräsident Otto Flimm. Der ADAC bekam nach einem Angebot von 30 Millionen Euro nicht den Zuschlag für die Stecken und den Boulevard am Ring.

Aus Freizeitpark wird Technologiepark

Auf dem Gelände des erfolglosen Freizeitpark soll nun ein Techologiepark entstehen. Neben dem Freizeitpark werden auch die Hotels auf dem Gelände dem Erdboden gleichgemacht. Dort sollen sich nun verstärkt Technikfirmen, die sich auf Automobilteile spezialisiert haben ansiedeln. Auch soll mit Instituten für die Entwicklung von neuen Teilen und Technologien zusammengearbeitet werden. Dadurch sollen die Strecken des Nürburgrings künftig auch verstärkt für Testfahrten der neu angesiedelten Firmen genutzt werden können. Außerdem würden durch neue Firmen weitere Arbeitsplätze entstehen. Der Nürburgring soll dadurch nicht nur zum Motorsportmekka, sondern auch zum Autoentwicklungsmekka Deutschlands werden. Ob dies auch wirklich passieren wird, ist fraglich.
Capricorn selbst will seinen Standort am Nürburgring ausbauen und dort ca. 100 neue Arbeitsplätze schaffen. Aus Düsseldorf kommt aber Kritik, da die Firma eigentlich zugesagt hatte im Stammwerk am Niederrhein neue Stellen zu schaffen.

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Christian Esser

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