Connect with us

Hi, what are you looking for?

Netzwerke & Verbände

Trübe Stimmung im norddeutschen Groß- und Außenhandel

Die wirtschaftliche Lage der norddeutschen Händler und Dienstleister hat sich im vierten Quartal 2023 erneut verschlechtert. Das zeigt der AGA-Wirtschaftstest. Zurückhaltend blicken die Unternehmen auch auf die kommenden sechs Monate. Die unsichere Stimmung spiegelt sich unter anderem in den Investitionsplanungen wider. Dennoch haben 71 Prozent der Firmen 2023 eine Gehaltserhöhung für ihre Beschäftigten ermöglicht. Für 2024 planen sogar 79 Prozent eine Lohnsteigerung.

Schiffscontainer im Hamburger Hafen. Foto: Favorit-Media-Relations GmbH

Auch im vierten Quartal haben sich die Kosten für die Unternehmen weiter erhöht: 70 Prozent der befragten Händler und Dienstleister berichten von einem Anstieg der Gesamtkosten, Parallel gingen Nachfrage und Umsatz bei der Hälfte der Unternehmen (51 und 56 Prozent) zurück. Hinsichtlich der Gewinnlage berichten 57 Prozent von einer Stabilisierung. Lediglich 26 Prozent verzeichnen einen Anstieg der Umsätze und 16 Prozent der Gewinne. Der Umsatzrückgang lag im vierten Quartal bei real 5,1 Prozent (nominal: minus 3,9 Prozent), wie der AGA Unternehmensverband mitteilt.

Dr. Hans Fabian Kruse, Präsident des AGA Unternehmensverbands. Foto: Ulrich Perrey

AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse zu den Ergebnissen des AGA-Wirtschaftstest, der vom 8. Dezember 2023 bis 5. Januar 2024 durchgeführt wurde: „Die wirtschaftliche Lage trübt die Stimmung der Groß- und Außenhändler. Zwar hat die Inflation nachgelassen, aber Preistreiber lauern weiter an allen Ecken. Von den hohen Energiekosten kommen wir ohnehin nicht runter. Trotzdem wollen die Unternehmen einstellen und erhöhen die Gehälter. Dies ist zur Motivation der Beschäftigten und zur Anerkennung ihrer Leistungen in schwierigen Zeiten angezeigt. Was unsere Unternehmen ausbremst, ist die sogenannte Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Die geopolitischen Verwerfungen und Herausforderungen wie Dekarbonisierung, Digitalisierung und Demografie führen uns an Leistungsgrenzen, dennoch zieht Berlin die Daumenschrauben für die Unternehmen immer weiter an. Eine Bürokratiewelle folgt auf die nächste. Die vielen Nachweis-, Informations- und Kontrollpflichten binden Arbeitskraft und treiben massiv die Kosten.“

Für 2024 bleiben die Unternehmen eher pessimistisch: 34 Prozent erwarten einen Umsatzrückgang, 42 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung der Gewinnsituation. Ein Großteil der befragten Unternehmen erwartet eine Stabilisierung bei Umsatz (51 Prozent) und Gewinn (54 Prozent).

AGA-Indikator leicht gesunken

Insgesamt ist der AGA-Indikator im vierten Quartal leicht gesunken auf 90,3 Punkte (Vorquartal: 93,2 Punkte) und liegt damit deutlich unter dem Vorjahreswert von 122,1 Punkten. Auch in den einzelnen Sektoren verschlechterte sich der Indikator im vierten Quartal. Zum Jahresende lag der Indikator des Groß- und Außenhandels bei 88,4 Punkten (Vorquartal: 90,4 Punkte) und im Dienstleistungssektor bei 102,5 Punkten (Vorquartal: 116,4 Punkte). Werte unter 100 zeigen ein negatives Stimmungsbild an.

Investitionen, Personal und Gehalt

Zum Jahresende wurden die norddeutschen Unternehmen zusätzlich nach ihren Personal-, Ausbildungs- und Investitionsplanungen sowie zu Gehaltserhöhungen befragt. Während die angespannte Wirtschaftslage zu zurückhaltenden Investitionsplänen führt, sind die meisten Unternehmen bemüht, ihre Personallage stabil zu halten und Gehaltserhöhungen zu ermöglichen. Für das Jahr 2024 planen 27 Prozent der Unternehmen, die Anzahl ihrer Beschäftigten zu erhöhen und 59 Prozent wollen diese konstant halten. 15 Prozent der Firmen wollen die Zahl ihrer Auszubildenden erhöhen, 74 Prozent möchte diese konstant halten.

Im Jahr 2023 haben 77 Prozent der befragten Firmen eine Gehaltserhöhung vorgenommen, bei 14 Prozent erfolgte dies im Rahmen einer tariflichen Erhöhung. Die Gehaltserhöhungen beliefen sich im Durchschnitt auf 4,9 Prozent. Für das kommende Jahr planen 27 Prozent eine tarifliche Gehaltserhöhung und weitere 47 Prozent eine außertarifliche. Die geplante Erhöhung der Gehälter soll im Durchschnitt bei 4,4 Prozent liegen.

55 Prozent der Händler und Dienstleister beabsichtigen, 2024 im gleichen Umfang wie 2023 zu investieren. Im Vergleich zum Vorjahr planen allerdings auch 31 Prozent, das Investitionsvolumen zu senken. Es soll vor allem in Ersatzbeschaffungen investiert werden, 66 Prozent der Befragten gaben dies an. Eine Geschäftsausweitung planen 32 Prozent der Unternehmen und 26 Prozent gaben an, in Rationalisierung investieren zu wollen.

Die norddeutschen Bundesländer: Im vierten Quartal 2023 ging der Umsatz in Niedersachsen um real 4,0 Prozent zurück (nominal: minus 2,2 Prozent) und in Hamburg um real 4,8 Prozent (nominal: minus 4,3). Am stärksten ging der Umsatz in Bremen mit real 5,0 Prozent (nominal: minus 3,9 Prozent) und Schleswig-Holstein mit 5,7 Prozent (nominal: minus 5,1 Prozent) zurück. Am geringsten fiel der Rückgang in Mecklenburg-Vorpommern aus mit real minus 0,5 Prozent (nominal: minus 2,2 Prozent).

 

Bildquellen

  • Dr. Hans Fabian Kruse: Ulrich Perrey
  • Schiffscontainer im Hamburger Hafen: Favorit-Media-Relations GmbH
Werbung

Anzeige

RECHTSPUNKTE

Rechtsanwältinnen und -anwälte des AGA Unternehmensverbands informieren über arbeitsrechtliche Themen und mehr …

Beginn des Kündigungsverbotes in der Schwangerschaft

Sozialauswahl bei betriebsbedingter Kündigung

Mindestlohn für ein „Vorpraktikum“?

Lesen Sie weitere rechtliche Themen in der Rubrik „Recht & Steuern“

Kolumne Kann passieren

KOLUMNE KANN PASSIEREN

Andreas Ballnus erzählt in seiner Kolumne „Kann passieren“ reale Begebenheiten, fiktive Alltagsgeschichten und manchmal eine Mischung aus beidem. Diese sind wie das Leben: mal humorvoll, mal nachdenklich. Die Geschichten erscheinen jeweils am letzten Freitag eines Monats in business-on.de.

Hier finden Sie eine Übersicht aller Beiträge, die von Andreas Ballnus erschienen sind.

Interview: 100 x Andreas Ballnus

Lesen Sie auch die  Buchbesprechung zur Antologie „Tierisch abgereimt“.

Beliebt

ANZEIGE

Weitere Beiträge

Recht & Steuern

In einer aktuellen Entscheidung hat das Bundesarbeitsgericht (Az.: 5 AZR 178/23) am 23. April 2024 zu der Frage Stellung genommen, wie sich das dem...

Recht & Steuern

Kommt es zu einer Kündigung gegenüber einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter, hat sich das Unternehmen diese Entscheidung in der Regel nicht leicht gemacht. Doch...

Recht & Steuern

Im Zuge der sich sehr lange hinziehenden Tarifverhandlungen stellt sich manchem die Frage, welchen Wert Tarifverträge haben und ob bzw. wie man sich gegebenenfalls...

Recht & Steuern

Wenn ein Arbeitgeber sich entscheidet, dass ihm eine weitere Zusammenarbeit mit dem Arbeitnehmer nicht zugemutet werden kann, sei es wegen Arbeitszeitbetrug, Unterschlagung, Diebstahl oder...

Personal

Nach dem Abflachen der Corona-Pandemie sanken im Jahr 2023 die Fehlzeiten erstmals wieder. Dennoch liegt der durchschnittliche Krankenstand weiterhin über dem Vor-Pandemie-Niveau. Positiv ist...

Netzwerke & Verbände

Die norddeutschen Händler und unternehmensnahen Dienstleister kämpfen weiterhin mit hohen Kosten und sinkender Nachfrage: Mahr als die Hälfte der befragten Unternehmen verzeichnete im ersten...

Recht & Steuern

Am 1. April 2024 ist das neue Cannabisgesetz (CanG) in Kraft getreten. Das Gesetz sieht eine Teillegalisierung von Cannabis vor. Erwachsenen wird hiernach der...

Recht & Steuern

Aufgrund der Regelung des Art. 15 DSGVO hat jede betroffene Person den Anspruch darauf, vom Verantwortlichen Auskunft darüber zu verlangen, ob und wenn ja,...

Werbung