Auch im vierten Quartal haben sich die Kosten für die Unternehmen weiter erhöht: 70 Prozent der befragten Händler und Dienstleister berichten von einem Anstieg der Gesamtkosten, Parallel gingen Nachfrage und Umsatz bei der Hälfte der Unternehmen (51 und 56 Prozent) zurück. Hinsichtlich der Gewinnlage berichten 57 Prozent von einer Stabilisierung. Lediglich 26 Prozent verzeichnen einen Anstieg der Umsätze und 16 Prozent der Gewinne. Der Umsatzrückgang lag im vierten Quartal bei real 5,1 Prozent (nominal: minus 3,9 Prozent), wie der AGA Unternehmensverband mitteilt.
AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse zu den Ergebnissen des AGA-Wirtschaftstest, der vom 8. Dezember 2023 bis 5. Januar 2024 durchgeführt wurde: „Die wirtschaftliche Lage trübt die Stimmung der Groß- und Außenhändler. Zwar hat die Inflation nachgelassen, aber Preistreiber lauern weiter an allen Ecken. Von den hohen Energiekosten kommen wir ohnehin nicht runter. Trotzdem wollen die Unternehmen einstellen und erhöhen die Gehälter. Dies ist zur Motivation der Beschäftigten und zur Anerkennung ihrer Leistungen in schwierigen Zeiten angezeigt. Was unsere Unternehmen ausbremst, ist die sogenannte Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Die geopolitischen Verwerfungen und Herausforderungen wie Dekarbonisierung, Digitalisierung und Demografie führen uns an Leistungsgrenzen, dennoch zieht Berlin die Daumenschrauben für die Unternehmen immer weiter an. Eine Bürokratiewelle folgt auf die nächste. Die vielen Nachweis-, Informations- und Kontrollpflichten binden Arbeitskraft und treiben massiv die Kosten.“
Für 2024 bleiben die Unternehmen eher pessimistisch: 34 Prozent erwarten einen Umsatzrückgang, 42 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung der Gewinnsituation. Ein Großteil der befragten Unternehmen erwartet eine Stabilisierung bei Umsatz (51 Prozent) und Gewinn (54 Prozent).
AGA-Indikator leicht gesunken
Insgesamt ist der AGA-Indikator im vierten Quartal leicht gesunken auf 90,3 Punkte (Vorquartal: 93,2 Punkte) und liegt damit deutlich unter dem Vorjahreswert von 122,1 Punkten. Auch in den einzelnen Sektoren verschlechterte sich der Indikator im vierten Quartal. Zum Jahresende lag der Indikator des Groß- und Außenhandels bei 88,4 Punkten (Vorquartal: 90,4 Punkte) und im Dienstleistungssektor bei 102,5 Punkten (Vorquartal: 116,4 Punkte). Werte unter 100 zeigen ein negatives Stimmungsbild an.
Investitionen, Personal und Gehalt
Zum Jahresende wurden die norddeutschen Unternehmen zusätzlich nach ihren Personal-, Ausbildungs- und Investitionsplanungen sowie zu Gehaltserhöhungen befragt. Während die angespannte Wirtschaftslage zu zurückhaltenden Investitionsplänen führt, sind die meisten Unternehmen bemüht, ihre Personallage stabil zu halten und Gehaltserhöhungen zu ermöglichen. Für das Jahr 2024 planen 27 Prozent der Unternehmen, die Anzahl ihrer Beschäftigten zu erhöhen und 59 Prozent wollen diese konstant halten. 15 Prozent der Firmen wollen die Zahl ihrer Auszubildenden erhöhen, 74 Prozent möchte diese konstant halten.
Im Jahr 2023 haben 77 Prozent der befragten Firmen eine Gehaltserhöhung vorgenommen, bei 14 Prozent erfolgte dies im Rahmen einer tariflichen Erhöhung. Die Gehaltserhöhungen beliefen sich im Durchschnitt auf 4,9 Prozent. Für das kommende Jahr planen 27 Prozent eine tarifliche Gehaltserhöhung und weitere 47 Prozent eine außertarifliche. Die geplante Erhöhung der Gehälter soll im Durchschnitt bei 4,4 Prozent liegen.
55 Prozent der Händler und Dienstleister beabsichtigen, 2024 im gleichen Umfang wie 2023 zu investieren. Im Vergleich zum Vorjahr planen allerdings auch 31 Prozent, das Investitionsvolumen zu senken. Es soll vor allem in Ersatzbeschaffungen investiert werden, 66 Prozent der Befragten gaben dies an. Eine Geschäftsausweitung planen 32 Prozent der Unternehmen und 26 Prozent gaben an, in Rationalisierung investieren zu wollen.
Die norddeutschen Bundesländer: Im vierten Quartal 2023 ging der Umsatz in Niedersachsen um real 4,0 Prozent zurück (nominal: minus 2,2 Prozent) und in Hamburg um real 4,8 Prozent (nominal: minus 4,3). Am stärksten ging der Umsatz in Bremen mit real 5,0 Prozent (nominal: minus 3,9 Prozent) und Schleswig-Holstein mit 5,7 Prozent (nominal: minus 5,1 Prozent) zurück. Am geringsten fiel der Rückgang in Mecklenburg-Vorpommern aus mit real minus 0,5 Prozent (nominal: minus 2,2 Prozent).
Bildquellen
- Dr. Hans Fabian Kruse: Ulrich Perrey
- Schiffscontainer im Hamburger Hafen: Favorit-Media-Relations GmbH