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Als Traditionsfischer auf der Elbe

Walter Zeeck ist gekentert. Wie schon so oft in seinem Leben. An Tagen, an denen er draußen ist, passiert es ihm alle fünf bis sechs Stunden. Nass wird er dabei nicht, und er hat auch keine Angst zu ertrinken.

Walter Zeeck ist gekentert. Wie schon so oft in seinem Leben. An Tagen, an denen er draußen ist, passiert es ihm alle fünf bis sechs Stunden. Nass wird er dabei nicht, und er hat auch keine Angst zu ertrinken.

Walter Zeeck ist gekentert. Wie schon so oft in seinem Leben. An Tagen, an denen er draußen ist, passiert es ihm alle fünf bis sechs Stunden. Nass wird er dabei nicht, und er hat auch keine Angst zu ertrinken.

Der Fischer Zeeck kentert nicht so, wie es sich Landratten gemeinhin vorstellen, geht nicht mit Mann und Maus unter. Der erfahrene Kapitän „kentert“ im Sinne des Fischer- und Seglerlateins, denn so wird der Wechsel der Gezeiten genannt, wenn sich Ebbe und Flut ablösen. Und bei jedem Wechsel holt er die Netze aus dem Wasser, ist gespannt, wie viele Fische aus Elbe oder Oste in ihnen zappeln.

Hamen raus und Motor aus

Walter Zeeck ist Berufsfischer, einer, der Aal, Butt, Stint, Lachs und Zander noch auf die althergebrachte Methode aus dem Fluss holt. Beim Hamenfischen werden die Netze (Hamen) über Ausleger beidseitig vom Schiff in der Strömung verankert, und die Fische treiben in die Netze mit den großen Fangtaschen. „Umweltschonender kann Fisch in größeren Mengen nicht gefangen werden. Wir bleiben mit unserem Kutter auf der Stelle stehen, verbrauchen kaum Treibstoff und zerstören auch nicht mit Schleppnetzen den Flussgrund“, erklärt Walter Zeeck. Und statt den Fisch gleich an Bord zu verarbeiten, wird er lebend in der sogenannten Bünn aufbewahrt, einem Behälter, der ständig mit frischem Wasser durchspült wird. Alle paar Tage wird der Fisch direkt von seinem Kutter „Ostetal“ aus an die Kunden verkauft. An Großhändler, Restaurants und Privathaushalte, die vorab ihre Bestellung aufgegeben haben „und die auch nachts am Ufer stehen, um ihre Ware lebend abzuholen“.

Tagelang „auf See“

Ob bei Tag oder Nacht: Die Gezeiten wechseln unaufhaltsam und Walter Zeeck muss den richtigen Zeitpunkt abpassen, um die Hamen aus dem Wasser zu holen und sie nach einer Schiffsdrehung um 180 Grad erneut ins Wasser zu lassen, in die Strömung. In der Zeit zwischen Ebbe und Flut bleibt auch mal Zeit für einen gemütlichen Kaffee an Deck. Da lauscht der Fischer entspannt dem Platschen seiner Netze im Wasser und genießt die Stimmung. Zeit für Muße ist für einen Berufsfischer jedoch knapp. Arbeiten an Bord dulden keinen Aufschub, denn Netze müssen ausgebessert oder das Schiff gestrichen werden. Manchmal verlässt er seinen Kutter auch mithilfe des Beiboots, um beispielsweise Proviant zu kaufen oder die Familie zu besuchen. Doch in der Regel ist er zu weit von zu Hause entfernt, als dass sich eine Heimfahrt lohnen würde. Die Familie sieht er daher meist nur alle paar Tage. Manchmal besucht seine Ehefrau ihn auch auf dem Schiff, vor allem während der langen Aal-Saison, wenn er vier bis fünf Wochen auf dem Wasser lebt. Häufig ist er jedoch tagelang fort mit dem Kutter, und jedes Mal, wenn er wieder heimkommt, „ist es wie 1972 in den Flitterwochen“, schwärmt Zeeck, „dann ist alles in bester Ordnung und wir freuen uns aufeinander.“

In Zukunft wird der 60-Jährige wieder etwas mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen können, denn er delegiert zunehmend Verantwortung an einen seiner beiden Söhne – der den Familienbetrieb dann in sechster Generation fortführt

Die Sache mit der Elbvertiefung

Die Elbe gehört mit einer Länge von rund 1 100 km zu den längsten Strömen Mitteleuropas. Sie entspringt in Tschechien und mündet bei Cuxhaven in die Nordsee. Mehr als 22 Nebenflüsse speisen die Elbe, darunter Moldau, Oste und Alster. In den 80er Jahren gehörte die Elbe zu den schmutzigsten Flüssen Europas, denn Chemiewerke leiteten ihre Abwässer ungeklärt ein. Mittlerweile ist die Elbe wieder sauber, und es gibt dort heute etwa 90 verschiedene Fischarten, darunter auch der einst ausgestorbene Atlantische Lachs.

Durch Eindeichung, Trockenlegung von Elbwiesen und Vertiefung der Fahrrinne für die Containerschifffahrt hat sich die Elbe erneut gewandelt. So hat sich die Fließgeschwindigkeit erhöht, wodurch zum Beispiel Netze und Geschirr der Fischer beschädigt werden. Nach mittlerweile acht Elbvertiefungen kommt es in Teilen des Flusses zu Sedimentablagerungen auf dem Grund, die immer wieder abgetragen werden müssen. Ein immer wiederkehrendes Problem sind auch sogenannte Sauerstofflöcher: Durch das tiefe Wasser gelangt die Sonne nicht mehr bis zu Algen und Plankton, die über die Fotosynthese Sauerstoff erzeugen. Fehlt der Sauerstoff im Wasser, kommt es zu einem Fischsterben: „Wenn die Möwen auf dem Wasser sitzen und Fisch picken, hat die Elbe zu wenig Sauerstoff, ist tot“, erklärt Walter Zeeck, der sich für einen „natürlichen“ Umgang mit der Elbe einsetzt und aktiv gegen ine weitere Elbvertiefung protestiert.

Wo gibt’s den zeeckschen Fisch?

Interessenten können den Fisch das ganze Jahr über bei Walter Zeeck telefonisch unter (0 47 52) 630 vorbestellen. Wann und wo der fangfrische Fisch abgeholt werden kann, wird individuell vereinbart.

 

Mike Paßmann / Natürlich Hamburg

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