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Interviews

Hendrik Klindworth: „Die Stämme” brachten gleich den Durchbruch

Vom Hobbyprojekt zum Global Player: Innerhalb von 15 Jahren haben die Brüder Hendrik und Eike Klindworth mit ihrem Freund Michael Zillmer in Hamburg ein Unternehmen aufgebaut, das in der Welt der Onlinespiele-Entwickler und -Betreiber ganz oben mitmischt. Mehr als 400 Menschen aus über 40 Nationen arbeiten mittlerweile für InnoGames. Ein Interview mit CEO Hendrik Klindworth in der Reihe „Businessköpfe in und um Hamburg“.

Hendrik Klindworth, Gründer und CEO der InnoGames GmbH in Hamburg. Foto: InnoGames/Thies Raetzke

Business-on.de: Herr Klindworth, InnoGames hat seit der Gründung 2007 neun Spiele veröffentlicht. Dazu gehören der Klassiker „Die Stämme“, aber auch „The West“, „Forge of Empires“ und die Anfang des Jahres veröffentlichten Titel „Rise of Cultures“ und „Sunrise Village“. Kann man beim Gaming etwas fürs Leben lernen?

Hendrik Klindworth: Auf jeden Fall. Alle unsere Spiele erfordern ein hohes Maß an Interaktion mit anderen menschlichen Spielern, und Kooperation ist der Schlüssel zum Erfolg. Das ist herausfordernder, als man denken könnte, denn der Mitspieler nebenan kann ein deutscher Rentner, ein amerikanischer Manager oder ein französischer Student sein.

Business-on.de: Mit ihrem Bruder Eike Klindworth und ihrem Freund Michael Zillmer, beide Mitgründer der Firma und in leitenden Positionen, haben Sie anfänglich in der Freizeit das Browser-Spiel „Die Stämme“ entwickelt. Schon kurz nach dem offiziellen Start im Juni 2003 kam der Erfolg. Was haben Sie damals richtig gemacht?

Hendrik Klindworth: Da kam vieles zusammen. Ein wichtiger Faktor war gutes Timing. Browserspiele waren kurz davor durchzustarten. Ein anderer Faktor war die Wahl des richtigen Genres. Aufbau-Strategiespiele waren bei deutschen Gamern sehr populär und passten perfekt zur Browser-Plattform. Entscheidend war aber auch, die Bedürfnisse der Spieler nie aus den Augen zu verlieren. Annahmen immer wieder zu hinterfragen und zu testen. Das Spiel immer weiter zu verbessern, auch wenn es noch so viel Mühe macht. Sich auf die Dinge zu konzentrieren, die man gut macht. Nicht zu schnell wachsen zu wollen. All das und mehr ist auch heute noch Teil der DNA von InnoGames und erklärt unseren nachhaltigen Erfolg.

Business-on.de: Welche Vorteile bietet der Standort Hamburg für Ihr Unternehmen?

Hendrik Klindworth: Hamburg ist eine lebens- und liebenswerte Stadt. Das ist mittlerweile weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Entsprechend leichter fällt es uns, Fachkräfte aus dem In- und Ausland anzuziehen. Hinzu kommt ein großer Pool an Fachkräften, die ohnehin schon hier sind. Manche von ihnen bringen relevante Erfahrung aus den zahlreichen Unternehmen mit, die zur Hamburger Gamesbranche oder ihrem Ökosystem gehören. Dass die Stadt so ein attraktiver Games-Standort ist, passt uns aber auch persönlich sehr gut. Michael, Eike und ich sind in Stade aufgewachsen und bleiben gern in der Region verankert.

Business-on.de: InnoGames ist ein recht junges Unternehmen. Es bewegt sich in einer angesagten Branche mit scheinbar schier unerschöpflichem Entwicklungspotenzial. Viele Menschen sind leidenschaftliche Gamer. Müssen Sie trotzdem um qualifizierte Nachwuchskräfte kämpfen?

Hendrik Klindworth: Qualifizierte Mitarbeitende zu rekrutieren, war schon immer eine Herausforderung. Der Trend zu Remote Work ist in diesem Zusammenhang zweischneidig: Einerseits ist es leichter geworden, auf ausländische Fachkräfte zuzugreifen. Gerade auch auf solche, die nicht nach Hamburg kommen wollen. Andererseits haben diese Fachkräfte auch wesentlich mehr Optionen als früher. Damit ist der Wettbewerb um Talente globaler als je zuvor. Aber nicht alles ist schwieriger geworden: Als Spielentwickler profitieren wir zum Beispiel von der zunehmenden Bedeutung sinnvoller Arbeit. Unsere Spiele bereiten den Menschen Freude. Gerade in der heutigen Zeit ist das wichtiger als je zuvor.

Business-on.de: Was zeichnet die Unternehmenskultur von InnoGames aus? Welche Benefits bieten Sie als Arbeitgeber an, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten?

Hendrik Klindworth: Im Kern stehen Fair-Play, Transparenz, Nachhaltigkeit und Toleranz. Dass jeder und jede bei uns alle Gehaltsbänder einsehen kann, wäre ein Beispiel für Transparenz. Und was das Thema Toleranz betrifft: Bei uns arbeiten mittlerweile Menschen aus über 40 Nationen und unser Recruiting folgt explizit dem Motto „come as you are“. Wir wollen unsere Mitarbeitenden in keine Schablone pressen. Sie sollen sie selbst bleiben können. Um das zu erleichtern, haben wir unsere Unternehmenssprache bereits vor Jahren auf Englisch umgestellt.

Zusätzlich zu sehr wettbewerbsfähigen Gehältern bieten wir eine ganze Reihe an Benefits. Eine zentrale Rolle spielt unser hybrides Arbeitsmodell. Unsere Mitarbeitenden können sich entscheiden, ob sie ins Büro kommen wollen oder nicht. Darüber hinaus erleichtert ihnen die bei uns geltende Vertrauensarbeitszeit, Arbeit und Freizeit in Einklang zu bringen. Nicht zuletzt bieten wir alle möglichen Zuschüsse, ein durchgehend geöffnetes Fitnessstudio, eine Kantine und vieles mehr.

Business-on.de: Wohin geht der Trend beim Gaming?

Hendrik Klindworth: „Das Gaming“ gibt es eigentlich nicht mehr. Heute gibt es so viele verschiedene Geschäftsmodelle und Plattformen, dass ein Trend für einen Bereich der Gamesbranche entscheidend sein kann, für einen anderen dagegen irrelevant. Der Trend zu Virtual Reality zum Beispiel spielt für InnoGames auf absehbare Zeit keine Rolle. Der Trend zu NFTs beziehungsweise Blockchain-Games hingegen ist interessant, aber die aktuellen Ansätze sehen wir noch kritisch. Von zentraler Bedeutung für uns ist dagegen der anhaltende Trend zu Mobile Games. Der Markt wächst und wächst und wir freuen uns, dass wir da schon so gut aufgestellt sind.

Business-on.de: Wie wichtig ist für Sie berufliches Netzwerken und was macht für Sie ein gutes Netzwerk aus?

Hendrik Klindworth: Mein Networking-Verhalten hat sich mit der Zeit stark gewandelt. Früher habe ich nach Kontakten gesucht, vor allem um zu lernen. Heute gebe ich auch Erfahrung weiter. Ich suche auch nicht mehr nach Investoren und Geschäftsmöglichkeiten. Eines ist jedoch gleich geblieben: Für mich basiert ein gutes Netzwerk auf Vertrauen und ist von Geben und Nehmen geprägt.

Business-on.de: Welcher ist Ihr Lieblingsort in Hamburg bzw. in der Metropolregion?

Hendrik Klindworth: Auch hier haben sich die Dinge im Lauf der Zeit geändert. Früher wäre ein Lagerfeuer mit guten Freunden am Elbstrand mein Highlight gewesen. Heute freue ich mich, wenn ich mit meinem Sohn Zeit an der Alster verbringen kann.

Business-on.de: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, welche Hamburger Persönlichkeit würden Sie gern kennenlernen?

Hendrik Klindworth: Helmut Schmidt hätte ich gerne mal kennengelernt. Er musste in verschiedensten Situationen und Rollen schwerwiegende Entscheidungen treffen. Von ihm hätte ich sicher eine Menge lernen können.

Business-on.de: Vielen Dank, Herr Klindworth!

 

— Das Interview führte Brigitte Muschiol —

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BUSINESSKÖPFE IN UND UM HAMBURG

In dieser Interview-Reihe sprechen Wirtschaftstreibende, Unternehmerpersönlichkeiten und Entscheidungstragende in der Metropolregion Hamburg darüber, was sie mit ihrem Standort verbindet und wie sie ihr berufliches Umfeld erleben.

Bildquellen

  • InnoGames-CEO Hendrik Klindworth: InnoGames/Thies Raetzke
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