„Wir bleiben alle in Bewegung“, singt die Hamburger Band „Der Fall Böse“ – es könnte auch das Motto dieses Frühjahres sein. Denn kaum sind die ersten warmen Sonnenstrahlen zu spüren, laufen wieder mehr Menschen um die Alster, gehen zum Nordic Walking in den Stadtpark und fahren Rad an den Ufern der Elbe. Endlich wieder draußen, um Sonne und Sauerstoff zu tanken!
Besonders gut geeignet für den Einstieg in die Open-Air-Sportsaison sind die drei klassischen Bewegungslehren asiatischen Ursprungs: Yoga, Tai-Chi und Qi Gong. Die Lehren aus Fernost sorgen für ein Gleichgewicht aus Bewegung, Entspannung, Ruhe und Kraft und sind nebenbei auch echter, schweißtreibender Sport, der die Konzentration und die Bewegungsabläufe trainiert. Der Einstieg in diese Sportarten ist besonders einfach: Man braucht keine große Vorbereitung, keine umfangreiche, teure Ausrüstung, kein stickiges Fitnessstudio – und kein Auto. In Hamburg gibt es viele Outdoor-Gruppen, bei denen man sich einfach anmelden und sofort loslegen kann.
Energie tanken
Die Hamburger Autorin und Qi-GongLehrerin Andrea Thiele bietet regelmäßig anfängertaugliche Kurse in Hamburg an, die im Freien stattfinden. Die neuen Kurse laufen seit Mitte Februar in Wellingsbüttel, auch ein späterer Einstieg ist möglich. Thiele unterrichtet sowohl das traditionelle Dao Qi Gong, dessen Wurzeln 2 500 Jahre alt sind, als auch die modernere Version Sheng Zheng. „Die Wirkung des daoistischen Qi Gongs ist noch stärker und tiefgehender“, beschreibt Andrea Thiele den Unterschied. „Bei regelmäßigem Training können die weichen Bewegungen des Qi Gong den Kreislauf regulieren und Organe sowie das Immunsystem kräftigen und stärken. Muskeln, Sehnen und die Wirbelsäule werden flexibler.“ So hilft zum Beispiel eine Bewegung, die nur zweimal im Monat zehn Minuten lang ausgeführt wird, sofort gegen Beschwerden. Zum Training gehören auch Atemübungen und innere Praktiken, wie z. B. Meditation, sie sollen den Geist zur Ruhe bringen. „Auf diesem Weg können Nervosität, Schlaflosigkeit und Erschöpfung vermindert werden, Stress wird abgebaut und kann nicht so schnell wieder neu entstehen“, so Andrea Thiele. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.der-weg-des-dao.de.
Kraft schöpfen
Auch im Blankeneser Baurs-Park am Mühlenberger Weg trifft man bald wieder auf Bewegungskunst aus Fernost. Carl-Matthias Koch unterrichtet hier „Taiji im Park“ und Qi Gong. Treffpunkt ist die Parkwiese vor der ehemaligen Bücherhalle, jeden Sonntag von 10 bis 11 Uhr für Fortgeschrittene und von 11.15 bis 12.15 Uhr für Anfänger. Bis Ostern üben Anfänger und Fortgeschrittene noch in der alten Turnhalle des Gymnasiums Blankenese. „Alle Taiji-Übenden und Gäste sind herzlich willkommen“, erklärt Koch. Weitere Informationen unter www.taiji-blankenese.de
Was ist eigentlich …
Qi Gong, auch Chigong genannt, ist eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Stärkung und Harmonie von Körper und Geist, die auch Teil der traditionellen chinesischen Medizin ist. Zur Praxis gehören Übungen zur Atemtechnik, Bewegung, Konzentration und Meditation. Auch Kampfkunstübungen zählen dazu. Die Übungen sollen nach Überzeugung ihrer Anhänger der Anreicherung und Harmonisierung des „Qi“ dienen. In den 50er Jahren wurde der Name „Qigong“ von dem chinesischen Arzt Liu Guizhen verwendet, der in seiner Arbeit Techniken alter Tradition zur Förderung und Stabilisierung des Energiehaushaltes des Körpers und zur Behandlung von Krankheiten einsetzte. Es ist in China verboten, Tai-Chi ist dagegen erlaubt.
Tàijíquán, auch Tai-Chi oder „chinesisches Schattenboxen“ genannt, ist eine im Alten China entwickelte Bewegungskunst. In der Volksrepublik China ist Tàijíquán, in zumeist stark vereinfachter Form ein Volkssport. In Parks sieht man in den Morgenstunden Tausende von Menschen beim Üben der Bewegungen. Ursprünglich wurde Tàijíquán als Kampfkunst entwickelt, die zur Selbstverteidigung geeignet ist. In jüngerer Zeit wird es häufig als allgemeines System der Bewegungslehre oder als Gymnastik betrachtet, das einerseits der Gesundheit förderlich ist, andererseits der Persönlichkeitsentwicklung und der Meditation dienen kann. Immer häufiger tritt die Kampfkunst hinter diesen Aspekten zurück – und verschwindet bisweilen ganz.
Yoga ist eine der sechs klassischen Schulen der indischen Philosophie. Sie umfasst eine Reihe von geistigen und körperlichen Übungen. Der Begriff „Yoga“ steht für das „Anspannen“ des Körpers an die Seele zur Sammlung und Konzentration. Es gibt viele verschiedene Formen des Yoga, oft mit einer eigenen Philosophie und Praxis. In Europa sind mit Yoga meist körperliche Übungen gemeint, die „Asanas“ oder „Yogasanas“. Einige Yoga-Formen betonen die geistige Konzentration, andere körperliche Übungen, Positionen und Atemübungen, wieder andere die Askese. Der gesundheitsfördernde Aspekt wird in den verschiedenen Yogarichtungen unterschiedlich gewichtet. Yoga hat nachweislich positive Effekte auf die geistige und körperliche Gesundheit.
Helge Denker / Natürlich Hamburg
Bildquellen
- dracheneu: Andrea Thiele