Der „E-Commerce-Atlas Deutschland“ wurde von Ibi Research an der Universität Regensburg, Amazon Deutschland sowie dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e. V. (bevh) erstellt. Dieser kartografiert erstmals den Onlinehandel in Gesamtdeutschland.
„Deutschlands Regionen erschließen die Potenziale der Digitalisierung höchst unterschiedlich. Das ist dramatisch, weil die Digitalisierung gerade strukturschwachen Gegenden die Chance bieten sollte, wirtschaftlich aufzuholen“, sagte Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BEVH, zu den Ergebnissen.
Gemessen an ihrer regionalen Verteilung sitzen die meisten Unternehmen in Nordrhein-Westfalen (22 Prozent) und Bayern (17 Prozent), während gerade einmal 1,75 Prozent aller Onlinehändler aus Thüringen und nur 1,0 Prozent aus Mecklenburg-Vorpommern kommen. Weit auseinander geht auch die wirtschaftliche Stärke der Unternehmen: Westdeutsche Onlinehändler erzielen einen durchschnittlichen Jahresumsatz von 29,39 Millionen Euro, in Ostdeutschland sind es lediglich 6,37 Millionen Euro. Im Mittel sind bei westdeutschen Onlinehändlern 29 Personen beschäftigt, in Ostdeutschland sind es 13 Personen.
Online-Marktplätze beschleunigen digitalen Wandel
Neben rund 100.000 Unternehmen, die gemäß ihrer Branchenzuordnung oder der Nutzung eigener Webshops als Onlinehändler identifiziert werden können, erhebt die Studie auch Kennzahlen von mehr als 10.000 Unternehmen, die ihre Produkte über die Marktplätze Amazon, E-Bay, Otto und bzw. oder Kaufland vertreiben. Die Auswertung der Strukturdaten legt laut bevh-Mitteilung die Vermutung nahe, dass Marktplätze wichtige Beschleuniger der Digitalisierung im Handel sind. Der Umsatz von Marktplatz-Händlern sei – bei Betrachtung des Medians – mit zwei Millionen Euro höher als der Median aller deutschen Onlinehändler, der etwas mehr als eine Million Euro beträgt. Die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter von Unternehmen, die über mindestens einen Marktplatz verkaufen, liege bei 31,1 – das Mittel aller Unternehmen im E-Commerce hingegen bei 27,1. Eine negative Eigenkapitalquote wiesen 17,8 Prozent aller Marktplatzhändler aus, bei allen Unternehmen im E-Commerce seien es 19,8 Prozent.
Stellschrauben politischer Förderung
„Digitalisierung zu fördern, ist die wichtigste Maßnahme, die wir politisch ergreifen können, um den Handel aktiv zu stärken“, so Martin Groß-Albenhausen. Die Studie zeige daher konkrete Stellschrauben, mit denen die Grundlagen für ein lokales E-Commerce-Ökosystem geschaffen werden können. Dazu gehören:
- Linderung des Fachkräftemangels durch relevante Ausbildungs- und Studienangebote
- Ausbau von Infrastruktur & Nahverkehr, damit mehr Fachkräfte in ländlichen Regionen arbeiten
- Bessere Breitbandversorgung sowie Weiterentwicklung von E-Government-Angeboten
- Abbau einer überbordenden Bürokratie
- Vereinfachung des Zugangs zu Förderprogrammen
- Mehr politische Unterstützung und Anerkennung des E-Commerce als Verkaufskanal
- Anpassung rechtlicher Anforderungen an Geschäftsmodelle des Onlinehandels
- Unterstützung der Digitalisierung von Händlern über Marktplätze und Plattformen
„Nachholbedarf bei der Förderung“ im Osten
„Ich halte die Erkenntnisse dieser Studie für sehr wichtig, denn sie verdeutlichen aus meiner Sicht einen Nachholbedarf bei der Förderung von kleinen und mittleren Onlinehändlern im Osten Deutschlands. Nur wenn im gesamten Land zumindest ähnliche Rahmenbedingungen für Gründungen und Wachstum gewährleistet sind, können die Vorteile des E-Commerce allen Unternehmern und Kunden zugutekommen“, sagt dazu Markus Schöberl, Director Seller Services Amazon Deutschland.
Der E-Commerce-Atlas mit Vergleichsdaten kann im Internet kostenlos heruntergeladen werden: www.bevh.org