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Rede von Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust

Lesen Sie nachfolgend die Rede vom Bürgermeister Ole von Beust, die er anlässlich des ältesten Festmahls der Welt hielt.

Lesen Sie nachfolgend die Rede vom Bürgermeister Ole von Beust, die er anlässlich des ältesten Festmahls der Welt hielt.

Lesen Sie nachfolgend die Rede vom Bürgermeister Ole von Beust, die er anlässlich des ältesten Festmahls der Welt hielt.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
sehr geehrter Herr Präsident der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrter Herr Doyen,
sehr geehrte Damen und Herren Konsulatsleiter,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

Seit 1356, so ist es historisch belegt, lädt der Hamburger Senat zum Matthiae-Mahl – „wenn die Zeitläufe es erlauben“. Man könnte nun fragen, ob die Zeitläufe es in diesem Jahr wirklich erlauben, zum Festmahl zu laden. Denn die Finanz- und Wirtschaftskrise bedroht das, was wir in den vergangenen Jahren aufgebaut haben. Wir müssen uns auf schwierige Zeiten einstellen.

Doch in dieser Situation, so meine ich, sollte man sich nicht in sein Schneckenhaus zuruückziehen. Denn es handelt sich nicht um eine Naturkatastrophe, bei der man sich besser in Sicherheit bringt und dann abwartet, bis sie vorüber ist. Vielmehr sind unsere wirtschaftlichen Probleme von Menschen verursacht worden. Und deshalb ist jetzt auch menschliches Verhalten gefragt, um die Krise zu bewältigen. Wir sollten daher gemeinsam Strategien entwerfen, Lösungen finden, Zuversicht vermitteln und uns gegenseitiger Unterstützung versichern. Dazu ist ein Treffen wie die Matthiae-Mahlzeit wie geschaffen und daher lädt der Senat auch in diesem Jahr seine Gäste zum mittlerweile ältesten Festmahl der Welt.

Ich heiße Sie alle herzlich willkommen und begrüße insbesondere unsere beiden Ehrengäste, den Ministerpräsidenten der Republik Polen, Herrn Tusk, und die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Frau Dr. Merkel.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
es ist eine Ehre für uns, dass Sie uns besuchen, besonders im Jahr 2009, in dem wir vieler geschichtlicher Ereignisse gedenken. Am 9. November wird es genau 20 Jahre her sein, dass die Berliner Mauer fiel. Zu verdanken haben wir dies auch den mutigen Männern und Frauen der Gewerkschaft Solidarność und ihrem Ruf nach Freiheit.

Ich freue mich, dass einer dieser mutigen Männer heute bei uns zu Gast ist. Sie, verehrter Herr Ministerpräsident, gründeten damals zusammen mit anderen Studierenden in Danzig das Studentische Komitee der Solidarność. Die Danziger Gewerkschaftsbewegung war der Beginn der friedlichen Revolution, die schließlich zum Fall des Eisernen Vorhangs führen sollte.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
ein weiterer Jahrestag wird in diesem Jahr an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte erinnern. Am 1. September jährt sich zum 70. Mal der Angriff der Deutschen Wehrmacht auf Polen, mit dem der Zweite Weltkrieg begann. Wir werden nicht vergessen, welches Leid Polen durch das Unrecht erfahren musste, das von Deutschland während des Nationalsozialismus begangen wurde.

Auch Ihre Familie, verehrter Herr Ministerpräsident, musste großes Leid erfahren. Ihre Großväter waren im Konzentrationslager Stutthof und hier in Hamburg im Konzentrationslager Neuengamme inhaftiert. Sie überlebten die grausame Zwangsarbeit. Heute ist das ehemalige Konzentrationslager Neuengamme eine Stätte des Gedenkens und der Trauer, ein Ort, an dem wir uns an die Gräuel der Nationalsozialisten erinnern, diese Erinnerung an die nächsten Generationen weitergeben und zur Mahnung werden lassen: „Nie wieder!“.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Polen und Deutschland begegnen sich heute als Nachbarn, Verbündete und Freunde im gemeinsamen Europa. Dabei können wir anknüpfen an unsere gemeinsame Geschichte. Die altehrwürdige Hansestadt Danzig, Ihre Geburtsstadt, verehrter Herr Ministerpräsident, war mit Hamburg über die Handelswege der Hanse schon verbunden, als der Senat 1356 zum ersten Matthiae-Mahl lud.

Daher freue ich mich, dass die Zusammenarbeit mit der Woiwodschaft Pommern und speziell mit der „Dreistadt“ Danzig, Zoppot und Gdingen heute so erfolgreich ist. Sie umfasst alle Bereiche – vom Jugendaustausch über die Kultur bis hin zu den Fragen rund um die Bildung einer Metropolregion im Raum Danzig. Auch mit den anderen Ostseeanrainern ist Hamburg eng verflochten. 70 Prozent der Konsumgüter-Importe für den Ostseeraum werden über den Hamburger Hafen abgewickelt, der in umgekehrter Richtung als Überseehafen für die Ostseeanrainer dient.

Der Hamburger Senat hat deshalb die Ostsee-Zusammenarbeit zu einem besonderen Schwerpunkt seiner Politik gemacht und engagiert sich seit Jahren in zahlreichen Organisationen und Gremien. Aktuell ist dies besonders die Konferenz zur Zusammenarbeit der Regionen im Ostseeraum, die BSSSC. Dieses Netzwerk vertritt über 100 Regionen aus allen Ostsee-Anrainerstaaten. Im Januar hat Hamburg den Vorsitz übernommen. In unserer Zusammenarbeit setzen wir bei den Stärken an, die der Ostseeraum hat: Die einzigartige Kultur und Natur rund um die Ostsee sind Magneten für Touristen. An den Universitäten und Forschungsinstituten wird exzellente Arbeit geleistet. Es gibt eine bedeutende Schiffsindustrie und eine Vielzahl innovativer Unternehmen, die zum Teil auch über die Landesgrenzen hinweg hervorragend vernetzt sind.

Diese Stärken gilt es, gemeinsam zu nutzen und auszubauen. Elementar bei allem ist der Schutz der Meeresumwelt, denn die Ostsee ist die Lebensader der Region. Unser Ziel ist eine Region mit Vorbildfunktion, in der eine erfolgreiche maritime Wirtschaft und ein gesundes Ökosystem keine Gegensätze sind. Und Ziel ist es selbstverständlich auch, gemeinsam die von der EU gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen und sich gegenseitig dabei zu unterstützen.

Im Ostseeraum arbeiten wir auch mit Regionen in Nordwest-Russland vertrauensvoll zusammen. Dies liegt uns Hamburgern besonders am Herzen. Seit über 50 Jahren pflegen wir unsere Städtepartnerschaft mit St. Petersburg, und wir konnten erfahren, wie diese regionale Kooperation, bei allen Höhen und Tiefen, gegenseitiges Verständnis fördert und Vertrauen schafft.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
der Ostseeraum hat in den vergangenen Jahren von der Europäischen Integration und von der Globalisierung profitiert. Nun jedoch spüren wir die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Deshalb sollten wir unsere gemeinsamen Anstrengungen, das enorme Potenzial dieser dynamischen Region im Norden Europas zu nutzen, noch verstärken. Dazu benötigen wir die Unterstützung der Europäischen Union.

Ich begrüße es daher sehr, dass die EU derzeit eine Ostseestrategie ausarbeitet, die noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll. Und ich freue mich besonders, mit Ihnen, verehrte Frau Bundeskanzlerin, einen Ehrengast begrüßen zu dürfen, der für die EU-Ostseestrategie wirbt und von dem wir uns Unterstützung bei der weiteren Ausarbeitung und Umsetzung erhoffen.

Ich bin überzeugt, dass diese Strategie die erfolgreichen Initiativen, die es rund um die Ostsee gibt, bündeln kann, so dass wir noch effektiver zusammenarbeiten werden. Sie kann uns helfen, der Wirtschaftskrise die Stirn zu bieten. Wir sollten deshalb jetzt die Chance ergreifen, die Ostsee zu einer Modellregion zu machen – zu einer Modellregion für wirtschaftliche Zusammenarbeit ebenso wie für die Verbesserung der Meeresumwelt und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Russland.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
ich würde mich freuen, wenn Sie sich auch weiterhin für die EU-Ostseestrategie engagieren und uns dabei unterstützen könnten, dass dieses Konzept ein Erfolg wird.

Bevor ich nun uns allen einen angenehmen Abend wünsche, bedanke ich mich, sicherlich auch in Ihrem Namen, bei den vielen helfenden Händen: der Musik, der Küche, dem Service und den Ratsdienern. Und ich möchte Sie alle ermuntern: Nutzen Sie die Begegnungen heute Abend auch dazu, neue Kontakte zu knüpfen und mit ihren Gesprächspartnern Ideen und Strategien zu entwickeln, wie wir gemeinsam Wege aus der Krise finden können.

Herr Ministerpräsident, Frau Bundeskanzlerin, meine Damen und Herren, ich heiße Sie herzlich zur Matthiae-Mahlzeit 2009 willkommen und wü̈nsche Ihnen noch einen angenehmen Abend. Vielen Dank.

 

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Kolumne Kann passieren

KOLUMNE KANN PASSIEREN

Andreas Ballnus erzählt in seiner Kolumne „Kann passieren“ reale Begebenheiten, fiktive Alltagsgeschichten und manchmal eine Mischung aus beidem. Diese sind wie das Leben: mal humorvoll, mal nachdenklich. Die Geschichten erscheinen jeweils am letzten Freitag eines Monats in business-on.de.

Hier finden Sie eine Übersicht aller Beiträge, die von Andreas Ballnus erschienen sind.

Lesen Sie auch die  Buchbesprechung zur Antologie „Tierisch abgereimt“.

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