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Anlegen wie Kostolany: Neue Chance in Kasachstan als Alternative für Russland

Infolge des Ukraine-Kriegs und der Sanktionspakete gegen Russland sind russische Aktien wie auch russische Anleihen für westlichen Anleger im Moment nicht handelbar. Das gleiche trifft für Russlandfonds, Russland-ETF und Osteuropafonds mit russischen Aktien zu. Man sollte die Assets aber keinesfalls abschreiben. Wer seine russischen ADR noch nicht umgetauscht hat, für den ist jetzt Eile geboten, denn der „russische Weg“ endet am 31. Dezember 2022. Neue Möglichkeiten der Geldanlage eröffnen sich derzeit in Kasachstan, so Börsenexperte Andreas Männicke.  

Gerd Altmann / Pixabay.com

Russische Anleihen jetzt über Zerich Securities Ltd. kaufen

Der 1999 gestorbene Börsenguru André Kostolany machte ein Vermögen mit Zarenanleihen, die angeblich wertlos schienen. Es handelte sich um russische Anleihen, die Zar Nikolaus II. damals zur Finanzierung für den Bau von Eisenbahnen in seinem Reich und später für den Krieg benutzte. Allerdings verkündete Wladimir Iljitsch Lenin nach der Oktoberrevolution im Jahr 1917, dass die Sowjets für den entthronten Zaren nicht aufkommen würden. Es waren damals vor allem französische Sparer, die diese Zarenanleihen aufkauften und dann glaubten, dass sie wertlos seien. Die Anleihen wurden wegegeworfen und die Mäntel zu Altpapier gemacht. Die Kurse sanken ins Bodenlose, aber es gab weiter Kurse an der Pariser Börse dafür.

Kostolany nutzte die Gunst der Stunde und kaufte die Anleihen für 20.000 Goldmark auf. Nachdem die Anleihen in Nachhinein doch wieder werthaltig wurden, machte Kostolany aus den 20.000 Goldmark ein Vermögen von 2 Million Goldmark und wurde damit reich. Eine ähnliche Möglichkeit könnte sich nun mit russischen Anleihen ergeben. Hier muss man unterschieden zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen. Diese sind an westlichen Börsen im Moment nicht handelbar, wohl aber an der Moskauer Börse. Es gibt auch indikative Kurse bei Bloomberg.

Der auf Zypern sitzende Broker Zerich Securities Ltd. bietet seinen Kunden nun an, auch russische Anleihen auf dem OTC-Markt kaufen und auch später wieder verkaufen zu können. Die Kurse liegen jetzt bei etwa 70. Falls die jeweiligen Unternehmen nicht Pleite gehen, sind jetzt sehr hohe Renditen zu erzielen. Bei Unternehmen wie Gazprom ist die Wahrscheinlichkeit jetzt sehr gering, dass das Unternehmen Pleite geht, zumal der Staat mehrheitlich beteiligt ist. Bei einigen Unternehmen werden die Anleihen durch neue ersetzt.

Bei den 31 russischen Eurobonds votierten 23 dafür, dass sie fortbestehen oder durch neue Anleihen ersetzt werden. Maßgeblich für den Handel ist die Indikation bei Bloomberg. Die Kurse liegen jetzt bei etwa 60 bis 70. Zerich Securities bietet auch die Teilnahme an Börsengängen an wie zuletzt bei Porsche. Der Kurs des Automobilherstellers stieg nach dem IPO um 35 Prozent von 81 auf 110 Euro und konsolidierte nun wieder auf 100 Euro.

Neue Chancen in Kasachstan

Als Alternative für russische Hinterlegungsscheine (ADR) bieten sich nun ADR oder auch Originalaktien aus Kasachstan an. Freedom Broker prüft gerade, ob eine Anbindung direkt an die Börse Almaty technisch machbar ist. Freedom Broker ist der zweitgrößte Broker in Kasachstan und hat hier eine besondere Expertise. Im Übrigen gibt es schon eine Reihe von Aktien aus Kasachstan, die sehr aussichtsreich sind und an westlichen Börsen als ADR/GDR an der Londoner Börse gehandelt werde, wie von der Fintech-Bank Kaspi.kz, deren Kurs seit dem Tief im Sommer schon um über 50 Prozent gestiegen ist. Der KTX-Index (Kazakh Traded Index) stieg schon im Jahr 2021 um über 80 Prozent und war damit einer der Top-Performer unter den Weltbörsen.

Und auch wer russische ADR noch hält und sie in russischen Originalaktien umwandeln möchte, kann dies über Freedom Broker abwickeln. Fristende für den „russischen Weg“ ist der 31. Dezember 2022. Hier ist Eile also geboten. Bei den meisten Aktien sind die Bücher aber schon geschlossen.

Unterbewertete Aktien aus Osteuropa

Im Baltikum, in Kasachstan, Georgien und der Ukraine gibt es neue Chancen. Rückblick: Im Jahr 2018 zählten zehn Aktienmärkte aus Osteuropa zu den an den besten performenden Aktienmärkten der Welt, die alle den deutschen Leitindex Dax und auch den US-Aktienmarkt klar outperformen konnten. Die Moskauer Börse war 2019 der klare Outperformer unter allen Weltbörsen mit einem Plus von über 46 Prozent in Euro. Im selben Jahr stieg auch die Bukarester Börse (Rumänien) schon um über 32 Prozent. Die Aktienmärkte in Südosteuropa und auch in den baltischen Ländern blieben sehr stabil im Plus (Kroatien plus 13 Prozent). 2020 Jahr zählten sechs Börsen aus Osteuropa zu den 30 an den besten performenden Aktienmärkten der Welt und im letzten Jahr sogar elf osteuropäische Börsen. Dabei stiegen die Aktien in Kasachstan 2021 um über 80 Prozent. In diesem Jahr waren es sechs Osteuropabörsen überwiegend aus dem Balkan, die den Dax klar outperformen konnten. Es lohnt sich also weiterhin auch nach dem Ukraine-Krieg ein Blick über den Tellerand nach Osteuropa.

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ZUM AUTOR

Andreas Männicke ist Journalist, Buchautor, Verleger, Börsen-Experte und Berater (mit Spezialisierung auf Osteuropa) – bekannt aus TV- und Radio-Sendungen wie N-TV, N24, DAF, Bloomberg, Deutsche Welle. Mehr Information: www.andreas-maennicke.de und www.eaststock.de

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Andreas Ballnus erzählt in seiner Kolumne „Kann passieren“ reale Begebenheiten, fiktive Alltagsgeschichten und manchmal eine Mischung aus beidem. Diese sind wie das Leben: mal humorvoll, mal nachdenklich. Die Geschichten erscheinen jeweils am letzten Freitag eines Monats in business-on.de.

Hier finden Sie eine Übersicht aller Beiträge, die von Andreas Ballnus erschienen sind.

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