Das Thema der diesjährigen Bahnkonferenz mit Fachbeiträgen und Diskussionsrunden Mitte Dezember in der Handelskammer Bremen lautete „Kombinierter Verkehr – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit”. Teilnehmer waren hochrangiger Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie Logistik- und Verkehrsexperten.
Resilienz, Versorgungssicherheit, die Krise als neue Realität und die ambitionierten Klimaziele stellen demnach zwar große Herausforderungen für den Schienengüterverkehr dar. Sie bieten jedoch auch großes Potenzial, wichtige Treiber einer Lösung zu sein. Mit der Wirklichkeit einer Energiekrise mit hohen Strompreisen und dem langwierigen und langsamen Ausbau der Schieneninfrastruktur konfrontiert, muten einige Lösungen jedoch auch nur schwer erreichbar an.
Die Fachleute sind sich laut Mitteilung einig: Erforderlich sei mehr Dynamik bei Instandhaltung, Modernisierung und Ausbau der Schieneninfrastruktur. Dafür seien schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren erforderlich sowie mehr denn je der feste politische Wille, den Schienengüterverkehr mit seinen Potenzialen für Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit zu stärken und Kapazitäten zu schaffen.
Ausbau nicht infrage stellen
Dr. Claudia Schilling, Senatorin für Wissenschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen, zur Bedeutung von Klimaschutz im Güterverkehr, mahnte, man dürfe neben den aktuellen energiepolitischen Herausforderungen die Anstrengungen zum Klimaschutz nicht vernachlässigen. „Im Bereich der Güterverkehre hat die Verlagerung der Transporte von der Straße auf die Schiene großes Potenzial, einen wesentlichen Beitrag zur Zielerreichung zu leisten. Die Pandemie hat kurzzeitig Rückschritte gebracht, die nun leider zur Frage führen, ob ein Ausbau der Schienenwege angemessen und notwendig sei.”
Das sei fahrlässig und gefährlich, so die Senatorin, denn „die klimapolitisch unausweichliche Verlagerung von Verkehre auf die Schiene” sei nur dann möglich, wenn die Infrastruktur schnell und in erheblichem Umfang ausgebaut werde. „Wir haben für 30-jährige Planungs- und Umsetzungszeiträume keine Zeit mehr, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen“, so Claudia Schilling in ihrer Begrüßungsrede in den Räumen der Handelskammer Bremen.
Pragmatismus vor Perfektionismus
Michael Blach, Vorsitzender der Eurogate-Gruppengeschäftsführung, sagte in der Pressemitteilung, dass die optimale Anbindung der Terminals hierzulande an das deutsche und europäische Hinterland die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft der Häfen sei. „Dafür sind gut abgestimmte, schnelle und verlässliche Verbindungen und eine intakte Infrastruktur zwingend notwendig. Diese Infrastruktur muss stets bedarfsgerecht weiterentwickelt werden. Perfektionismus können wir uns dabei nicht leisten, sondern es braucht pragmatische Lösungen kombiniert mit einem Infrastrukturdenken für Morgen.“
Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorständin Güterverkehr der Deutsche Bahn AG, sagte: „Schienengüterverkehr und Seehäfen gehören eng zusammen. Es ist so wichtig, dass die Transportketten stimmen. Das sehen wir gerade in diesen Zeiten. Und der Schienengüterverkehr stellt den wesentlichen Faktor in Deutschland und in Europa für die Resilienz der Lieferketten dar. Wir erleben eine Renaissance des Schienengüterverkehrs und wir erleben, wie immer mehr auf die Schiene verlagert wird. Das ist unser Job, das zu organisieren und umweltfreundlich für uns alle zu realisieren.“
Eckpfeiler für die Versorgungssicherheit
Friedrich Stuhrmann, Chief Commercial Officer der Hamburg Port Authority AöR, erklärte, dass der Hamburger Hafen führend im maritimen kombinierten Verkehr in Europa sei. Demnach starten oder enden 13 Prozent aller Schienengüterverkehre in Deutschland im Hamburger Hafen. „Der kombinierte Verkehr und der maritime Seehafenverkehr ist in den letzten Jahren stark gewachsen und verfügt darüber hinaus über weiteres enormes Wachstumspotenzial. Damit ist der kombinierte Verkehr ein Eckpfeiler für die Versorgungssicherheit der Menschen und Unternehmen im Land und für den Wohlstand in unserem Land unverzichtbar.”
Darüber hinaus sei der Ausbau des kombinierten Verkehrs und des Schienengüterverkehrs für eine erfolgreiche Verlagerung von Güterverkehren auf die Schiene und zur nachhaltigen Verkehrswende und damit zur Dekarbonisierung der Logistikketten elementar, so Friedrich Stuhrmann. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bedürfe es eines zügigen Ausbaus der Schieneninfrastruktur.
Schienenverkehr versorgt Binnenländer
Alexander M. Till, Vorstandsmitglied CombiNet, betonte: „Für ein Binnenland wie Österreich ist die Anbindung über leistungsfähige Bahnen an die internationalen Seehäfen von essenzieller Bedeutung.“
Bildquellen
- Kombinierter Verkehr im Fokus: Michael Ihle