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Die Vordenker von New Work zeigen, wie Performancesteigerung durch Mitarbeiterzufriedenheit wirklich geht.

Eine Stadt wie Berlin muss quasi rund um die Uhr gereinigt werden, sonst würde die Metropole wortwörtlich im Müll versinken. Bis vor Kurzem begann der Arbeitstag für die Mitarbeitenden der Berliner Stadtreinigung (BSR) standardmäßig kurz vor 6 Uhr. Das war insbesondere für Alleinerziehende ein großes Problem, die ihre schulpflichtigen Kinder dann per Telefonanruf wecken mussten.

Auch für Teilzeitbeschäftigte waren die Arbeitsbedingungen schwierig: „Planbarkeit für Teilzeitbeschäftigte hieß, dass man donnerstags erfährt, wann man nächste Woche arbeiten muss“, sagt Guido Zander, SSZ-Experte für Arbeitszeit & Workforce Management. Der Experte begleitete die BSR dabei, einen neuen Arbeitszeitplan für die Mitarbeitenden zu konzipieren, der Rücksicht auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nimmt und die Mitarbeiterzufriedenheit erhöht.

Nun ist ein neuer Jahresplan in Arbeit, der unter anderem eine familienfreundliche Schicht mit späterem Beginn vorsieht. Außerdem gibt es ein Modell, in dem Mitarbeitende drei Tage pro Woche frei haben. Sie können sich dann entscheiden, ob sie in einer Arbeitswoche zwei, drei oder sogar vier Tage arbeiten; für diese Flexibilität erhalten sie eine Prämie. Bereits in der Pilotphase sei die Mitarbeiterzufriedenheit um elf Prozent gestiegen. Die Berliner Stadtreinigung ist eines der vielen Best Practices aus dem New Work Playbook von Kerstin Dämon, Saskia Eversloh, Lucas Sauberschwarz und Lysander Weiß.

Lösungen „von oben“ funktionieren nicht

Individualisierung, gesellschaftliche Entwicklungen, (De-)Globalisierung, Nachhaltigkeit und Vernetzung: Die Welt ist im Wandel, und damit auch die Arbeitswelt. Mitarbeitende haben neue Bedürfnisse nach Sicherheit, Selbstwirksamkeit oder auch Flexibilität, Organisationen müssen wiederum schauen, wie sie zukunftsfähig werden oder bleiben. Für die New-Work-Experten Lucas Sauberschwarz und Lysander Weiß stellen die Mitarbeitenden den Dreh- und Angelpunkt für erfolgreiche Unternehmen dar.

Und ja, Organisationen haben da auch ihre Vorstellungen, wünschen sich motivierte, agile, flexible und lernfreudige Mitarbeitende. „Nicht Dienst nach Vorschrift ist gefragt, sondern das Denken und Handeln von Entrepreneuren – wie Start-ups im eigenen Großunternehmen“, fassen die Autoren und Autorinnen zusammen. Um das zu verwirklichen, werden Strategie-Workshops, Maßnahmen über Maßnahmen und HR-Kampagnen aufgezogen – aber der Erfolg ist großflächig betrachtet nicht sichtbar. Studien zeigen, dass viele Mitarbeitende maximal Dienst nach Vorschrift machen, mit dem Gedanken spielen, den Job zu wechseln, und den Sinn hinter ihrer Tätigkeit stark anzweifeln.

Kleine Veränderungen mit großer Wirkung

Dabei wird „New Work“ immer als Lösung prophezeit – wobei aber jeder seine eigene Idee davon hat, was hinter dem Buzzword stecken könnte. Wenn das groß aufgefahrene Programm dann nicht die gewünschte Wirkung zeigt, ist für viele Führungskräfte und Entscheider New Work gescheitert – eine voreilige Meinung mit einem Denkfehler: New Work ist eben nicht das eine Konzept und der eine gerade Weg hin zum Erfolg. Lucas Sauberschwarz und Lysander Weiß haben gemeinsam mit Kerstin Dämon und Saskia Eversloh ein Playbook gestaltet, das Organisationen die „7 x 7 Methodik“ an die Hand gibt. Das Ziel: In sieben Bereichen neue und bessere Wege der (Zusammen-)Arbeit finden und individuell umsetzen.

Anstatt New-Work-Tools einzusetzen, die bei anderen ganz gut funktioniert haben, definieren Organisationen mit der Methodik ihre ganz eigenen Startbedingungen und Ziele. Gemeinsam werden dann Instrumente entwickelt, die im Hier und Jetzt sanfte Veränderungen mit sich bringen, aber in der Praxis Großes bewirken. Die Berliner Stadtreinigung hat die Arbeitszeitmodelle angepasst. In der Deutschen Telekom hat sich eine Abteilung mittels Selbstorganisation neu erfunden, nachdem sie wegen Kosten und fehlender Flexibilität aufgelöst werden sollte. In der Otto Group gibt es interne Websites, auf denen Mitarbeitende Workhacks sammeln und mit allen teilen. So individuell Unternehmen sind, so individuell sind die Wege zu einem neuen guten Arbeiten. Im New Work Playbook finden sich inspirierende Best Practices und mit der „7 x 7 Methodik“ ein Modell, mit dem Organisationen sofort in die sanfte, aber bestimmte Veränderung starten können.

Roter-Reiter-Fazit: Wir bringt man New Work in die Organisation – und was ist das eigentlich? Die New-Work-Experten Lucas Sauberschwarz und Lysander Weiß bieten gemeinsam mit Kerstin Dämon und Saskia Eversloh den Weg zu einem individuellen Verständnis guter Arbeitsmodelle. Das New Work Playbook lädt zum Experimentieren im Kleinen und Großen ein und macht Lust auf sanfte Veränderungen.

Das Buch: Kerstin Dämon/Saskia Eversloh/Lucas Sauberschwarz/Lysander Weiß, „New Work Playbook. Mit sanfter Veränderung zu radikaler Verbesserung“, Vahlen Verlag, 2023, ISBN 978-3-8006-6361-3

 

— Roter Reiter —

Bildquellen

  • New-Work-Playbook: Vahlen Verlag
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