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Was nun machen mit den russischen ADR? Ein Update

Clearstream legt ADR-Haltern neue Steine in den Weg. Droht ADR-Haltern der Totalverlust? Die New Yorker und Londoner Börse zeigen sich wenig anlegerfreundlich. Freedom Finance hilft bei der Umwandlung der ADR in Originalaktien. Zerich Securities bietet den Verkauf von ADR an. Gazprom erzielt neue Rekordgewinne. In der EU ist eine Insolvenzwelle durch zu hohe Gas- und Strompreise zu befürchten. Neue Anlegechancen bieten sich in Georgien und Kasachstan. Aktuelle Einschätzungen vom Börsenexperten Andreas Männicke.

Foto: Ahmad Ardity / Pixabay.com

Was jetzt mit den russischen ADR machen?

Es gibt gute und schlechte News bezüglich der Umwandlung von ADR/GDR (American Depositary Receipts/Global Depositary Receipts) in russische Originalaktien. Nachdem Russland ein Gesetz zur Zwangsumwandlung auf den Weg gebracht hat, bei dem es keinerlei westlichen Partner bedarf, hat der Znetralverwahrer Clearstream die Übertragung unmöglich gemacht, wobei es unter Euroclear noch vereinzelt funktioniert. Es wäre sinnvoll Clearstream jetzt zu verklagen, ebenso wie die New Yorker Börse, denn es ist ein Unding, die westlichen ADR-Halter so im Regen stehen zu lassen. Dennoch rate ich Betroffenen, ein Konto bei Freedom Finance zu eröffnen, da zum einen Clearstream sein unmögliches Verhalten verändern kann, zum anderen aber auch die Frist vom 12. Oktober verlängert werden kann. Außerdem kann Freedom Finance im Einzelfall auch helfen, den sehr zeitaufwendigen russischen Weg zu beschreiten, für diejenigen, die dort ein Konto eröffnen. Aber auch hier ist Eile geboten.

Droht russischen ADR-Haltern der Totalverlust?

Es war ein Unding, dass die New Yorker und Londoner Börse den Handel von russischen ADR/GDR auch dann untersagte, als der Handel an der Moskauer Börse am 24. März, also einen Monat nach Kriegsbeginn wieder startete. Ein Duma-Gesetz vom April 2022 sieht vor, alle ADR/GDR-Programme zu beenden und auch keine Dividende mehr auszuzahlen. Die Dividenden können aber nach Beendigung des ADR-Programms beantragt werden. Da die ADR nun wiederum seitens der russischen Emittenten gekündigt wurden, befinden sich die ADR-Halter in einer sehr prekären Situation. Sie können einerseits abwarten und auf eine Barabfindung nach einem Jahr im August 2023 hoffen, wobei völlig unklar ist, wie hoch diese ausfallen wird. Anderseits können und sollten sie die ADR in russische Originalaktien umwandeln, um zu hoffen, dass nach Kriegsende bzw. nach Beendigung der Sanktionen wieder ein Handel mit russischen Aktien auch für Ausländer möglich sein wird, was im Moment noch nicht der Fall ist, denn Ausländern ist der Handel mit russischen Wertpapieren an der Moskauer Börse untersagt. Notwendig ist nun eine russische Verwahrstelle. Dies kann die Gazprombank, die Citibank of Moscow oder auch der Broker Freedom Finance sein. NorNickel ist bisher das einzige russische Unternehmen, das eine Verlängerung der ADR bis April 2023 beantragt hat. Man muss abwarten, wie dieser Antrag von der Bank of New York und auch in Russland entschieden wird,

Kommt Ähnliches wie bei russischen ADR auch bei chinesischen Aktien an der Wall Street in Betracht?

Von der zumindest temporären „Quasi-Enteignung“ sind aber nicht nur viele Privatanleger betroffen, sondern auch alle Osteuropafonds und Emerging Market Fonds mit russischen ADR im Depot, wo der Handel auch ausgesetzt wurde, weil die russischen ADR nicht bewertbar waren bzw. der Handel an der Moskauer Börse nicht mehr möglich war. Es ist unverständlich, warum man nur wegen der ohnehin unsinnigen und wenig wirksamen Sanktionen die westlichen Anleger so sehr im Stich lässt. Nun fragen sich aber auch viele Anleger, ob nicht Ähnliches auch mit chinesischen Aktien passieren kann, die an der New Yorker Börse gelistet werden, insbesondere, falls es zu einem Krieg in Taiwan kommen sollte.

Rechtsanwaltkanzleien mit guten Kontakten nach Russland

Es gibt einige Rechtsanwaltkanzleien, die sich um die Übertragung von DR zu einer Verwahrstelle in Russland bemühen. Eine davon ist die Kanzlei Schirp & Partner, www.schirp.de, aus Berlin, was allerdings mit einigen notariellen Beglaubigungen und auch mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist. Eine andere ist die Potsdamer Wirtschaftskanzlei Goldenstein, www.goldenstein-kanzlei.de/leistungen/adr-gdr-umwandlung. Die Deadline war ursprünglich der 12. August, wurde aber nun auf 12. Oktober verlängert, wobei die Deadline für die Kanzlei der 13. September ist. Es handelt sich bei Schirp um 20 ADR/GDR und bei Goldstein nur um 6 ADR, die umgewandelt und zu einer Verwahrstelle nach Russland transferiert werden können (in der Regel zur Gazprombank im Fall von Gazpromaktien oder zur Citibank of Moscow). Da Clearstream keine Übertragung mehr macht, bleibt im Moment nur der russische Weg der Zwangsübertragung. Anleger müssten dann eine notariell beglaubigte Vollmacht erteilen und die Unterlagen wie Depotauszug, Reisepass usw. den Kanzleien zusenden. Hier ist Eile geboten, da dies nur noch diese Woche möglich sein (bis maximal 13. September), wo die notarielle beglaubigte Postille vorliegen muss. Sie müssen also hier vorher zu einem Notar gehen. Alles andere erledigen dann die Kanzleien für Sie.

Clearstream behindert ADR-Halter erneut beim Transfer

Als Verwahrstelle kamen und kommen wie erwähnt in Betracht die Citibank of Moscow, die Gazprombank oder der in Zypern ansässige Broker Freedom Finance, der eine Filiale in Berlin hat. Aber auch einige andere deutsche Kanzleien und Wirtschaftsprüfer bemühen sich gegen Entgelt die Umwandlung der ADR in russische Originalaktien zu bewerkstelligen. Bei Freedom Finance gibt es deutschsprechende Ansprechpartner und Berater, die beim Transfer behilflich sind. Allerdings nützt die ganze Beratung im Moment gar nichts, da sich Clearstream wieder mal querstellt, die ADR von einer Bank/Broker zu einem anderen zu verschieben. Der „Match“ klappt im Moment nicht so wie zuvor, aus welchen Gründen auch immer. Der Umtausch von ADR in Originalakten klappt aber weiterhin bei Freedom Finance, nur müssen die ADR bei Freedom Finance ankommen. Die Frist zur Umwandlung läuft am 12. Oktober ab, wird aber vielleicht wieder verlängert.

Clearstream hat den Transfer der ADR nun also unmöglich gemacht, weil es ein neues russisches Gesetz gibt, was die Umwandlung ohne westliche Partner möglich macht. Wie das real in der Praxis aussehen soll, wird gerade erprobt, ist aber sehr kompliziert. Im Grunde sollte man Clearstream verklagen, dass Clearstream die Weiterleitung der ADR an die russische Verwahrstelle NDS bzw. an den Broker Freedom Finance nicht macht, obwohl NDS keine Gebühren dafür verlangt (bis 12. Oktober). Man muss jetzt abwarten, was demnächst wieder möglich sein wird. Zudem machten schon zuvor viele Direktbroker wie Consors, Comdirekt und ING Bank Probleme. Sie waren wenig kooperativ und zum Teil auch nicht genau im Bild, was möglich ist und was nicht. Relativ problemlos war die Übertragung zuvor bei Sparkassen, Raiffeisenbanken und auch bei dem Broker Interactive Brokers, wo der Transfer zuweilen nur einen Tag dauerte. Nun ist durch Clearstream im Moment aber wieder gar nichts möglich, was sich wiederum aber auch schnell wieder ändern kann. NorNickel hat den Antrag gestellt, dass ADR-Programm bis April 2023 fortzusetzen. Man muss abwarten, was aus dem Antrag wird. Auf Anfrage können Sie auch bei Freedom Finance nun den russischen Weg beschreiten, wenn Clearstream weiterhin nicht mehr „mitmachen“ sollte. Auch hier ist dann aber auch Eile geboten, weil die Deadline 12. Oktober schon bald erreicht ist.

Freedom Finance mit einer breiten Angebotspalette

Die Eröffnung eines Kontos bei Freedom Finance könnte sich auch ohne den russischen ADR-Umtausch lohnen. Denn Freedom Finance bietet als Broker auch andere attraktive Anlagemöglichkeiten wie die Beteiligung an IPOs (demnächst vielleicht auch bei Porsche) an deutschen Börsen und an vor allem an der Nasdaq, demnächst auch spezielle Pre-IPO-Programme im frühen Stadium, sowie den direkten Handel an der Börse Hongkong mit vielen Anlagemöglichkeiten. Anleger haben dann auch einen Vorteil, einen direkten Berater zu bekommen, der sie Investmententscheidungen unterstützt und begleitet. So etwas gibt es bei den Großbanken kaum noch, denn dort erhalten Anleger oft keine speziellen Informationen. Der Service der Banken wurde im Laufe der Jahre durch Kostenersparnis immer schlechter. Oft landet man nur in irgendwelchen Call-Centern, wo die Beratung sehr mangelhaft ist. Zudem werden dann oft nur hauseigene Produkte wie Fonds angeboten. Da wären Anleger bei Freedom Finance besser aufgehoben, falls sie selbst Aktien erwerben wollen. Bei Freedom Finance bekommen Anleger zudem auf das nicht angelegte Geld bei einem US-Dollar-Konto eine Verzinsung von 3 Prozent p.a., was in der heutigen Zeit immer noch recht viel ist.

Falls eine Bank oder ein Broker Probleme hat, die ADR/GDR in russische Originalaktien umzuwandeln und die Clearstream wieder mitmacht oder die Frist 12. Oktober verlängert wird, können sich Anleger bei dem Broker Freedom Finance registrieren und dort ein Konto zu eröffnen. Die Kontoeröffnung erfolgt dann online (am besten mit einem Smartphone). Benötigt wird ein Reisepass oder Personalausweis, eine aktuelle Rechnung, die die aktuelle Adresse des Anlegers zeigt (etwa Strom- oder Wasserrechnung) und dann durchläuft der Anleger per Video bzw. Foto ein Verifikationsverfahren online. Die Umwandlungsgebühren betragen 3 Prozent und 100 Euro für jede ISIN. Aber dafür müsste Clearstream jetzt demnächst wieder „mitmachen“.

Zerich Securities/Mind Money (Zypern) will der Verkauf von russischen ADR ermöglichen

Ein weiters Angebot macht nun der Broker aus Zypern Zerich Securities Ltd./Mind Money EU, der anbietet, 22 nicht sanktionierte Unternehmen als ADR mit einem Discount von 20 Prozent zum jeweiligen Börsenpreis an der Moskauer Börse aufzukaufen. Es handelt sich dabei um folgende Aktien: Gazprom, Lukoil, Rosneft, Tatneft, Mosenergo, PIK Group, Polyus Surgutneftegas, Sistema, MMC Norilsk (NorNickel), LSR Group, JSC.

Zerich Securities ist einer der ältesten russischen Broker mit sehr guten Kontakten nach Russland. Der Broker Zerich Securities hat nun neu die Plattform Mind Money bzw. speziell für ADR sogar auf Deutsch eingerichtet.

Anstatt ADR gegen lokale Aktien einzutauschen, die nicht verkauft werden können, können Anleger also auch toxische Vermögenswerte verkaufen und in den Cash gehen. Da die Aufhebung der Sanktionen in naher Zukunft wohl nicht zu erwarten ist, dürfte eine solche Option mit dem Verkauf von ADR für einige Anleger von gewissem Interesse sein.

Die Anleger müssten dann ein Brokerkonto bei Zerich Securities bzw. Mind Money EU errichten und die ADR dorthin transferieren. Es gibt bei Zerich Securities auch einen Mitarbeiter, der deutscher Abstammung ist und deutsch sprechen kann. Solange der Transfer von der Bank bzw. dem Broker des ADR-Halters zum Broker Zerich Securities Ltd allerdings nicht funktioniert, dürfte es problematisch werden, dass die ADR auch bei Zerich Securities Ltd. in Zypern landen.

Bev0r Anleger mit allen Verfahren beginnen, sollten sie in jedem Fall einen Berater von Zerich Securities bzw. Mind Money kontaktieren und sich auch Rechtsrat einholen. Die Mitarbeiter von Zerich Securities/MindMoney bieten persönliche kostenlose Unterstützung in allen Fragen.

Gazprom mit Rekordgewinnen

Ausschlagend ist dann, falls die ADR ankommen, der jeweilige Kurs an der Moskauer Börse umgerechnet. Gazprom hat im ersten Halbjahr mit 42 Milliarden Euro so viel verdient wie noch nie Erst hat Gazprom gesagt, dass es keine Dividende auszahlen will, was zunächst zu einem starken Kursabschlag führte. Dann kam das Gerücht auf, dass Gazprom doch eine Dividende auszahlen will. Die Dividendenrendite soll sogar 25 Prozent betragen. Dies ist allerdings noch nicht offiziell. Am 5. September gab der Kurs von Gazprom in Moskau um 1 Prozent nach, weil Gazprom wegen des Öllecks bei der Turbine kein Gas mehr in die EU liefert.

Im Fall von Gazprom wären die Kurse von etwas über 6 Euro abzüglich 20 Prozent maßgeblich. Wer sich dafür interessiert, sein ADR mit einem Discount von 20 Prozent zum Marktpreis zu verkaufen, sollte direkt mit Zerich Securities bzw. Mind Money in Kontakt treten, sich aber vorher auch gleichzeitig rechtlich beraten lassen, ob so ein Verkauf der ADR überhaupt möglich ist. Zerich Securities hat im Übrigen ein ähnliches Angebot wie Freedom Finance (auch Pre-IPOs-Handel von US-Aktien, Handel von chinesischen Aktien in Hongkong usw.). und ist auch Partner von Freedom Finance. Das Unternehmen will auch aufzeigen, wie man mit Gasaktien weiterhin Geld verdienen kann.

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ZUM AUTOR

Andreas Männicke ist Journalist, Buchautor, Verleger, Börsen-Experte und Berater (mit Spezialisierung auf Osteuropa) – bekannt aus TV- und Radio-Sendungen wie N-TV, N24, DAF, Bloomberg, Deutsche Welle. Mehr Information: www.andreas-maennicke.de und www.eaststock.de

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