Die Tage werden zwar wieder länger, sind aber noch immer so kurz, dass es abends sehr früh dunkel wird. Und damit beginnt für viele Fußgänger, Radfahrer und Sportler jeweils die Zeit der Unsichtbarkeit – jedenfalls dann, wenn auf einfachste technische Hilfsmittel verzichtet wird.
Ich bin gewiss kein Raser-Radler – schon gar nicht, wenn ich mit meinem kiloschweren Treckingrad in der Stadt unterwegs bin. Bis ich mit dem Teil an der Ampel wieder auf Touren komme, sind die Fußgänger schon meterweit voraus und abgebogen. Also kein Konfliktpotenzial.
Dennoch hatte ich in den letzten Wochen einige Beinahe-Unfälle. Auf unbeleuchteten Wegen mit Fußgängern und Joggern, die vor allem eines waren: komplett unsichtbar.
Wer meint, es gäbe heutzutage keine Funktions- oder sonstige Bekleidung ohne reflektierende Streifen, Glitzerverzierungen oder andere lichtspiegelnden Applikationen, unterschätzt die Haltbarkeit älterer Jacken, Hosen und Schuhe: Die sind quasi unkaputtbar und werden anscheinend gerne bei abendlicher Sportbetätigung getragen. Mit diesen gänzlich unverzierten und komplett schwarzen Bekleidungsstücken sind die Trägerinnen und Träger kaum zu sehen. Wenn sie dann noch auf die obligatorische Stirn- oder Handlampe verzichten, sind Zusammenstöße mit Radfahrern fast vorprogrammiert.
Dass es auch anders geht, zeigt uns die Tierwelt. Es geht hier nicht um natürlich blinkende Blaumeisen oder glitzernde Graugänse. Nein – High-Tech ist angesagt. Selbst ganz gewöhnliche Hunde werden von Frauchen oder Herrchen ab Einbruch der Dämmerung nur mit leuchtenden Halsbändern aus dem Haus gelassen. Das sieht nicht nur putzig aus. Der Radfahrer oder Fußgänger erkennt außerdem von weitem und im Dunkeln, dass dort ein bewegliches Hindernis lauert. (Womit indes nicht geklärt ist, ob zwischen Hundehalter und Blinkehund auch eine Leine gespannt ist.)
Wie wäre es, wenn die Zubehörindustrie entsprechend blinkende Halsbänder auch für Zweibeiner produzieren und anbieten würde?
Gut – an den Anblick solchermaßen illuminierter Fußgänger müsste man sich erst mal gewöhnen. Die Gefahr, über den Haufen gerannt oder gefahren zu werden, würde dadurch aber drastisch minimiert. Und man hätte gleich noch ein schönes Accessoire für die nächste Karnevalsfeier…
Wolfram Lotze