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Budapester Börse als Top-Performer

Noch bis Ende August zählten elf Börsen aus Osteuropa zu den 30 am besten performenden Börsen der Welt – an der Spitze die Budapester Börse mit einem Plus von 33 Prozent beim HTX-Index. Börsenexperte Andreas Männicke gibt seine Einschätzungen zu den Börsenmarkt-Chancen und wirft einen Blick auf das geopolitische Geschehen.

Blick auf Budapest. Foto: Favorit-Media-Relations GmbH

„BRICS“ expandieren als Gegenwicht zu „G7“

Bei dem BRICS-Treffen in Johannesburg wurde zwar noch keine neue BRICS-Währung vorgestellt, aber doch der feste Wille bekräftigt, immer mehr Länder auf die Seite der BRICS-Länder zu bringen, auch um den G7-Ländern Paroli bieten zu können. Ab dem 1. Januar 2024 kommen nun die Länder Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Saudi-Arabien, Iran und Vereinigte Arabische Emirate hinzu, was man nun „BRICS-Plus nennt. Das „Plus“ soll immer mehr erweitert werden.

22 weitere Länder waren beim BRICS-Treffen in Johannesburg anwesend, die auch eine Mitgliedschaft bei den BRICS beantragt haben, darunter auch viele afrikanischen Staaten, die sich von der Vorherrschaft der westlichen Länder trennen und mit anderen Partnern emanzipieren wollen. 40 Länder haben nun Interesse, den BRICS beizutreten. Vor der Aufnahme der sechs Länder gab es 23 Anwärterstaaten, wobei die oben genannten Länder eine Art Eilantrag stellten, der auch berücksichtigt wurde.

Andere Länder wie Kuba, Venezuela, Honduras, Bolivien oder die Türkei sind in der Wartschlange. Sie sollen ein Gegengewicht zum westlichen G7-Treffen darstellen. Damit ist aber auch der Weg zu einer neuen Weltordnung mit Ländern vorgegeben, die eine Vorherrschaft der USA strikt ablehnen. Schon jetzt machen BRICS und Co. über 50 Prozent der Weltbevölkerung und 30 Prozent des Welt-BSP aus ohne die sechs neuen Länder sind es 40 Prozent der Weltbevölkerung und 25 Prozent des BIP. Die BRICS-Länder haben insgesamt eine Bevölkerung von 3,25 Milliarden Menschen. Dabei spielt China nicht nur wirtschaftlich die größte Rolle, sondern auch als Friedensstifter wie zu vor bereits erfolgreich zwischen dem Iran und Saudi-Arabien. China mischt sich jetzt auch immer mehr als Friedenstifter in den Ukrainekrieg ein.

Niger strebt nach Unabhängigkeit vom Westen, wie viele afrikanische Länder auch

Die Beispiele Niger, Bukina Faso und Mali und neu auch Gabun in Zentralafrika, wo es auch einen Militärputsch gab, zeigen schon, wohin der Hase in Afrika laufen wird, jedenfalls nicht nach Westen. Westliche Einmischung ist bei diesen Ländern unerwünscht, aber Unterstützung aus China und Russland ist willkommen. Es gibt also gerade auch einen Paradigmawechsel auf den afrikanischen Kontinent, der in Zukunft der bevölkerungsreichste Kontinent der Welt sein wird mit großen Wachstumschancen und guten demografischen Potenzial. Afrika hat jetzt schon eine Bevölkerung mit über 1,4 Milliarden Menschen, Tendenz schnell steigend.

Kommt nun ein weiterer Stellvertreterkrieg in Niger?

Es wäre keine Überraschung, wenn der Konflikt in Niger zu einem weiteren Stellvertreterkrieg ausartet, sobald sich die Konfliktparteien nicht friedlich einigen können, ähnlich wie im Fall Ukraine. Im Fall von Niger geht es im Wesentlichen um den Abbau von Uran, was für Frankreichs Atomkraftwerke nicht unbedeutend ist. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will die Freundschaft mit Niger jetzt „überdenken“, aber nicht den französischen Botschafter abziehen. In Niger haben zahlreiche Unterstützer der Putschisten gegen die Anwesenheit der dort stationierten 1.500 französischen Soldaten protestiert. Niger ist nur ein Bespiel von vielen, wo afrikanische Länder nicht mit dem zu starken Einfluss der westlichen Länder einverstanden sind. Ein weiters Beispiel ist Kenia, das nun auch nach nicht-westlichen Partnern Ausschau hält.

BRICS-Währung als schwieriges Zukunftsprojekt

Eine neue Verrechnungseinheit für die BRICS-Länder ist zwar in Vorbereitung, kommt aber frühestens beim nächsten BRICS-Treffen in Kazan 2024 auf den Tisch. Dennoch wollen die meisten der BRICS-Länder schon jetzt eine Entdollarisierung vorantreiben und zumindest bei Rohstoffverträgen nicht mehr den US-Dollar als Verrechnungseinheit benutzen, sondern die eigene Währung oder alternativ den Yuan, der die neue Leitwährung im BRICS-Raum werden könnte. Problematisch ist es immer noch, wenn nicht konvertierbare Währungen wie die indische Rupie ins Spiel kommen. So hat Russland zwar jetzt große Milliarden-Beträge auf indischen Bankkonten wegen der Öllieferungen, weiß aber nicht, was es damit anfangen soll. Insofern wäre ein BRICS- Verrechnungseinheit schon von Vorteil für alle Beteiligten, es ist aber schwer in der Praxis umzusetzen. Noch bleibt der US-Dollar die Haupt-Handelswährung auch bei Rohstoffen.

US-Notenbank in der Zwickmühle

Das BRICS-Treffen in Johannesburg hatte keine Auswirkungen auf die Entwicklung der Weltbörsen und den US-Dollar, aber es könnte es in ferner Zukunft haben, wenn wirklich eine neue BRICS-Währung entstehen sollte. Dies hätte dann auch Auswirkungen auf den US-Dollar und den Goldpreis, aber noch ist es zu früh darüber zu fachsimpeln. Die Weltbörsen fielen im August erwartungsgemäß in ein Sommerloch und konsolidierten ein wenig, so auch die Osteuropa-Börsen. Die US-Notenbank Fed hat es im September in der Hand, die weitere Entwicklung nachhaltig zu beeinflussen. Eine weitere Zinserhöhung wäre sicherlich schädlich, da die Schieflagen im US-Bankensektor dann immer größer werden und die USA im vierten Quartal 2023 in eine Rezession kommen könnten. Auf der anderen Seite erweist sich der Arbeitsmarkt in den USA bisher erstaunlich robust und die gestiegenen Öl- und Gaspreise dürften die Inflation wieder anheizen.

Paprika ins Depot: Budapester Börse als Top-Performer in Osteuropa (plus 33 Prozent)

Dennoch lohnt sich gerade jetzt ein Blick über den Tellerrand nach Osteuropa, da sich hier abseits vom Mainstream ganze neue Chancen für risikogeneigte Investoren auftun, sogar in Russland, aber auch in Kasachstan und Ungarn. Die Budapester Börse ist bisher die mit Abstand am besten performende Börse aus Osteuropa mit einem Plus von 33 Prozent beim HTX-Index. Besonders chancenreich sind weiterhin die Generikahersteller Richter Gedeon und Egis.

Elf Börsen aus Osteuropa zählen immerhin schon wieder zu den 30 am besten performenden Börsen der Welt. Der CECE-index mit Ungarn, Polen und Tschechien im Boot stieg immer seit Jahresbeginn um 21 Prozent auf 1.627 Indexpunkte. Auch der US-amerikanische S&P-Index performt mit einem Plus von 17 Prozent seit Jahresbeginn wesentlich schlechter als der CECE-Index. Der HTX-Index, ein Kunstprodukt der Wiener Börse für ungarische Aktien, stieg im August sogar auf ein neues Jahreshoch mit 4.652 Indexpunkten, was ein Plus von 33 Prozent seit Jahresbeginn bedeutet. Aber auch der CROX-Index für Aktien aus Kroatien erreichte ein Plus von 30 Prozent seit Jahresbeginn. Der KTX-Index für Aktien aus Kasachstan erreichte bisher ein Plus von 25 Prozent seit Jahresbeginn, alles viel besser als der deutsche Leitindex Dax mit einem Plus von „nur“ 13 Prozent seit Jahresbeginn.

Viel zu wenige deutsche Anleger wagen den Blick über den Tellerrand, um diese klaren Outperformancechancen wahrzunehmen. Die osteuropäischen „Perlen“ werden in westlichen Medien und Börsenmagazinen kaum thematisiert und sehr „stiefmütterlich“ behandelt. Dabei haben die osteuropäischen Volkswirtschaften im Schnitt doppelt so hohe Wachstumsraten bei halb so hoher Staatsverschuldung.

Aktien aus Kasachstan als gute Alternative zu Russland: plus 25 Prozent mit dem KTX-Index!

Ein Aktienmarkt, der mehr Beachtung bei westlichen Anlegern verdient, ist aber auch der Aktienmarkt aus Kasachstan. Kasachstan entwickelt sind wirtschaftlich sehr positiv und hat ähnlich wie Russland sehr umfangreiche Rohstoffvorkommen. Die Aktien aus Kasachstan sind unterbewertet und bringen in der Regel sehr hohe Dividendenrenditen. Sehr gute Quartalszahlen und Halbjahreszahlen meldeten zuletzt die Fintech-Aktie Kaspi.kz und der größte Uranproduzent der Welt Kazatomprom. Der KTX- Index für Aktien aus Kasachstan stieg im August sogar auf ein neues Jahreshoch mit 674 Indexpunkten, was ein Plus von 25 Prozent seit Jahresbeginn bedeutet, ebenfalls wesentlich besser als der Dax oder S&P-Index.

Polymetal macht es vor: plus 50 Prozent in Kasachstan

Dabei hat sich in den letzten Wochen besonders der Kauf des russischen Gold- und Silberproduzenten Polymetal gelohnt, Die Aktie wurde an der Londoner Börse wegen der Sanktionen delisted und neu an der AIX in Kasachstan eingeführt. Der Aktienkurs stieg seit der Empfehlung in wenigen Wochen bereits über 50 Prozent in US-Dollar, hat aber das Potenzial für eine Kursverdoppelung, denn das wäre dann auch der Kurs an der Moskauer Börse gegenwärtig.

Russische Unternehmen in Umstrukturierungsprozess

Russische ADR (Hinterlegungsscheine) sind wegen der gegenseitigen Sanktionen für westlichen Anleger an westlichen Börsen weiterhin nicht handelbar und Ausländer dürfen an der Moskauer Börse nach wie vor keine russischen Originalaktien handeln. Dennoch tun sich jetzt neue Chancen im OTC-Markt mit russischen Aktien bzw. ADR auf. Viele russische Unternehmen befinden sich jetzt in einem Umstrukturierungsprozess und wollen ihren Sitz verlegen und sich an einer neuen Börse listen lassen ähnlich wie Polymetal zuvor. Dabei sollen russische Assets zum Teil verkauft werden und die Auslandsaktivitäten außerhalb Russlands in den Vordergrund gestellt werden. Oder es wird nur eine Sitzverlegung in Erwägung gezogen, um Sanktionen zu umgehen.

Russische Discounter zu Discountpreisen kaufen

Auch für Unternehmen, die in der Heimat bleiben wollen, ergeben sich neue Chancen im OTC-Markt wie bei der Discounterkette Fix Price, die jetzt über den Broker Zerich Securities Ltd aus Zypern erworben können. Fix Price ist eine russische Discountkette, die weiter sehr erfolgreich in Russland und den GUS-Republiken expandiert.

VKontakte wächst jetzt viel dynamischer als vorher

Eine andere Chance, die Zerich Securities Ltd. jetzt anbietet, ist das Unternehmen VK (VKontakte), also das Facebook von Russland, das davon profitiert, dass Facebook bzw. Meta in Russland verboten wurde und nun noch schneller wächst als zuvor. VK ist das größte soziale Netzwerk in Russland und der Ukraine mit über 100 Millionen Usern, Das Unternehmen strebt eine Sitzverlegung von Virgin Islands nach Kaliningrad an.

Falls Sie noch Fragen zur Verwertung von russischen ADR haben, sind Sie bei beiden Brokern bestens aufgehoben, die Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie haben beide sehr gute Kontakte nach Russland und können bei vielen Fragen behilflich sein. Jede russische ADR ist je nach Sanktion unterschiedlich zu behandeln und hat unterschiedlichen Möglichkeiten beim Kauf und Verkauf im OTC-Markt.

Allen russischen ADR ist gemeinsam, dass sie im OTC-Markt jetzt sehr günstig mit einem hohen Discount zu den Kursen an der Moskauer Börse wegen der Sanktionen angeboten werden. Nach dem Krieg kann die Investmentwelt in Russland aber schon wieder ganz anders aussehen. Die oben genannten Aktien bzw. ADR sollten ohnehin als Langfristinvestment verstanden wurden.

Rubel stabilisiert sich nach Zinserhöhung, aber hohe Währungsrisiken 

Zu beachten sind dabei aber auch die hohen Währungsrisiken. Der Euro stieg zum Rubel in einem Jahr bereits um 75 Prozent von 60 auf 105 EUR/RUB, im Hoch auf 110 EUR/RUB. Um dem Rubelkursverfall entgegenzuwirken, erhöhte die russische Notenbank unlängst den Zins von 8,5 auf 12 Prozent. Der Rubel erholte sich kurzfristig von 110 auf 100 EUR/RUB, gab jetzt aber schon wieder um 5 Prozent auf 105 EUR/RUB nach. So stieg der MOEX-Index im August in Rubel in einem Jahr um fast 40 Prozent auf das neue Jahreshoch von 3.210 Indexpunkten, während der RTS-Index in US-Dollar in einem Jahr um 13 Prozent auf 1.050 Indexunkte nachgab.

Russische Wirtschaft entwickelt sich besser als die deutsche Wirtschaft

Die russische Wirtschaft entwickelt sich aber trotz der schärfsten Sanktionen, die je ein Land erleiden musste erstaunlich robust. In diesem Jahr wird ein Bruttosozialprodukt-Wachstum von über 2 Prozent erwartet, während Deutschland in eine Rezession kommen kann mit einem Minus von 0,5 Prozent. Die Sanktionen waren und sind zum Teil unsinnig und schadeten den deutschen Unternehmen auch durch die zu hohen Energiekosten mehr als Russland, was jetzt deutlich erkennbar wird.

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ZUM AUTOR

Andreas Männicke ist Journalist, Buchautor, Verleger, Börsen-Experte und Berater (mit Spezialisierung auf Osteuropa) – bekannt aus TV- und Radio-Sendungen wie N-TV, N24, DAF, Bloomberg, Deutsche Welle. Mehr Information: www.andreas-maennicke.de und www.eaststock.de

 

Bildquellen

  • Budapest: Favorit-Media-Relations GmbH
  • Andreas Männicke: ESI East Stock Informationsdienste GmbH
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