Die Digitalisierung der Arbeitswelt wirkt sich unter bestimmten Voraussetzungen positiv auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie der Barmer Krankenkasse und der Universität St. Gallen.
Die Studie mit dem Titel „social health@work“ untersuchte in einer ersten Welle die Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeitswelt auf die Gesundheit von rund 8.000 Beschäftigten in Deutschland. Der Vergleich der Gesundheitswerte und der Performance mobil Beschäftigter mit stark ausgeprägter und gering ausgeprägter digitaler Kompetenz zeigt nach Barmer-Angaben folgende Ergebnisse, die auf einer Selbsteinschätzung der Befragten beruhen: Von den mobil Beschäftigte mit hoher Kompetenz klagten 18,3 Prozent weniger über Schlafprobleme. Sie zeigten eine um 16,5 Prozent höhere psychische Arbeitsfähigkeit und eine um 13,9 Prozent höhere Produktivität während der Corona-Krise. Ihre physische Arbeitsfähigkeit lag im Vergleich um 14,7 Prozent höher. Sie haben um 6,4 Prozent weniger Stress empfunden.
„Die Studie liefert den Unternehmen und uns als Krankenkasse die klare Erkenntnis, wie wichtig betriebliches Gesundheitsmanagement und digital gut ausgebildete und geschulte Beschäftigte sind“, erklärt Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg. Laut der aktuell vorliegenden ersten Befragungswelle der Studie arbeiten bereits 56,1 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland mobil, die meisten davon, nämlich 92,1 Prozent, vorwiegend zu Hause. Weitere rund 25 Prozent halten mobiles Arbeiten in ihrem Job zukünftig für möglich.
Virtuelle Kommunikation als Herausforderung für Führungskräfte
Neben den Kompetenzen der Beschäftigten wirkten sich die Fähigkeiten der Vorgesetzten, virtuell zu kommunizieren und zu führen, auf die Gesundheit und Produktivität der Beschäftigten aus. Mobile Beschäftigte, deren Vorgesetzte die virtuellen Kommunikationsmöglichkeiten kompetent und effektiv einsetzten, schätzten ihre Produktivität um 10 Prozent und ihre Arbeitszufriedenheit um 48,3 Prozent höher ein als Beschäftigte, deren Führungskräfte nicht über entsprechende digitale Skills verfügten.
Sie klagten zudem über weniger Stress und beschäftigten sich weniger mit dem Gedanken an eine Kündigung als mobil Arbeitende mit Vorgesetzten ohne digitale Führungskompetenz.
Erfolgsfaktoren: soziale Einbindung und klare Trennung von Arbeit und Privatleben
Mobiles Arbeiten kappe allerdings auch gewohnte und lieb gewonnene persönliche Kontakte zu den Kolleginnen und Kollegen, heißt es in der Barmer-Mitteilung. So begünstige die räumliche Distanz die Entstehung von Unsicherheiten und das Gefühl einer fehlenden sozialen Einbindung in das Kollegenteam. Gelänge es, mobile Beschäftigte auch über die Distanz mittels virtueller Kommunikationsmöglichkeiten eng ins Team zu integrieren und ihnen ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln, zahle sich dies ebenfalls durch höhere Produktivität, eine geringere Kündigungsabsicht und eine deutlich bessere Gesundheitswahrnehmung aus.
Schließlich bedürfe es entsprechend ausgeprägter Grenzmanagement-Taktiken, um Arbeits- und Privatleben klar voneinander zu trennen, so die Krankenkasse. Hierzu gehörten ein strukturierter Zeitplan, möglichst die örtliche Trennung von Arbeit und Privatleben durch ein separates Arbeitszimmer und die klare Kommunikation der mobilen Arbeitszeiten gegenüber den Kolleginnen und Kollegen.
Bildquellen
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