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Wie ich mich im Netz verkaufe

In den 90-er Jahren warnte man davor, dass die digitale Kluft die Welt in zwei Lager teilen würde. Damals ging es um den Zugang zu und die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien. Heute geht es darum, marketingmäßig auf allen Kanälen unterwegs zu sein, um Gott Google zu gefallen.

In den 90-er Jahren warnte man davor, dass die digitale Kluft die Welt in zwei Lager teilen würde. Damals ging es um den Zugang zu und die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien. Heute geht es darum, marketingmäßig auf allen Kanälen unterwegs zu sein, um Gott Google zu gefallen.

In den 90-er Jahren warnte man davor, dass die digitale Kluft die Welt in zwei Lager teilen würde. Damals ging es um den Zugang zu und die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien. Heute geht es darum, marketingmäßig auf allen Kanälen unterwegs zu sein, um Gott Google zu gefallen.

Um mich auf die Höhe der Zeit zu begeben, belegte ich einen Zertifikatslehrgang zum Social Media Manager bei der DAMK  und lernte Grundlegendes über Online-Marketingstrategien. Zum Beispiel, dass man bevor man etwas verkaufen kann, bekannter werden muss. Das leuchtete mir unmittelbar ein.

Zweites Kunststück: Wenn es mich und mein Unternehmen nun schon einmal gibt: wie schaffe ich es, dass die anderen mich finden zu Suchbegriffen, wie Lieschen Müller oder Hein Blöd (ich möchte hier kein Genderfass aufmachen) sie eingeben?

Das Patentrezept lautet, sich auf den richtigen Kanälen so richtig auszubreiten, dazu zählen natürlich Facebook, Twitter, YouTube, Instagram, Snapchat, Xing, LinkedIN, Pinterest – allerdings nicht mehr Google+, das ist bei Insidern out.

Innerlich frohlockte ich, dass ich immerhin schon bei Facebook bin. Zum Twittern konnte ich mich allerdings noch nicht aufraffen, erst recht jetzt nicht, wo Harald Martenstein so übel mitgespielt wird, weil jemand mit seinem Namen und dem Mittelinitial C. einen Twitter-Account betreibt.

Auf YouTube hatte ich mir schon einmal überlegt, unser alljährliches Antwichtelkonzert einzustellen, aber das würde mich vermutlich beruflich eher zurückwerfen.

Experten werden gekürt

Ich beobachtete meine Mitseminaristen und spürte mit jeder Faser die digitale Generationenkluft, tief wie eine Gletscherspalte. Doch auf der Ungnade der frühen Geburt ausruhen, ist keine Option. Auch ich brauche eine Reputation im Internet.

Dass eine Website, auf der nichts passiert, für Google zu den Untoten zählt, wurde mir in dem Seminar noch einmal sehr deutlich gemacht und innerlich gelobte ich Besserung. Falls Sie nun aufspringen, um an den Inhalten Ihrer Website zu feilen, plaudere ich aus dem Dozentennähkästchen: Sagen Sie nicht von sich selbst, dass Sie ein Experte sind. Die andern sollen das von ganz alleine denken. Und falls Sie diesen Rat doch nicht beherzigen, dann tun Sie mir bitte den Gefallen und verzichten auf die Tautologie „erfahrene Experten“.

Andererseits bietet das Internet wirklich tolle Chancen. Da ist es auch ganz egal, wie alt man ist oder wie man aussieht. Nehmen wir zum Beispiel den Whisky-Blog von Horst Lüning, der es im gestreiften Sweatshirt vor einer Nullkulisse auf fast 400.000 Klicks bringt, wenn er die Whiskys von Aldi und Lidl umständlich analysiert

Das Ganze kann aber auch nach hinten losgehen. Soeben wurde eine 25-jährige Bloggerin in Melbourne zu 275.000 Euro Geldstrafe verurteilt, weil sie behauptet hatte, dass sie einen Hirntumor mit ayurvedischer Medizin, Sauerstofftherapie sowie den Verzicht auf Gluten und Zucker überwunden habe. Zum Glück war die Bloggerin gar nicht an Krebs erkrankt, aber die Einnahmen aus dem Blog „The Whole Pantry“ und der eigenen App sind nun futsch.

Also lieber auch im Netz nicht flunkern.

 

Susan Tuchel

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