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Kultur & Freizeit

Happy Birthday, Hanoi

Sollte irgendjemand daran zweifeln, dass es einen Gott oder ein höheres Wesen gibt, das schützend die Hand über ihn hält, sei ihm ein Ausflug in den Straßenverkehr von Hanoi empfohlen. Einfach auf eine Kreuzung stellen und warten, was passiert.

Nguyen Thu Thuy

Sollte irgendjemand daran zweifeln, dass es einen Gott oder ein höheres Wesen gibt, das schützend die Hand über ihn hält, sei ihm ein Ausflug in den Straßenverkehr von Hanoi empfohlen. Einfach auf eine Kreuzung stellen und warten, was passiert.

Das göttliche Wunder von Hanoi besteht im Kern darin, dass nichts passiert. Wie bei einer gut orchestrierten und seltsam leisen Tai-Chi-Übung fließen drei Millionen Innenstadtbewohner auf ihren Mopeds an einem vorbei, alle gleichzeitig und alle, ohne sich im Geringsten um Ampeln oder hinderliche Verkehrszeichen zu kümmern. Und alle überleben. Man selbst auch. Garantiert.

Dabei hatte alles so idyllisch und klein angefangen, als im Jahr 1010 ein König namens Ly Thai To entschied, am Roten Fluss eine Stadt zu gründen. Thăng Long, aufsteigender Drache nannte er sie. Im 19. Jahrhundert stieg der Drache nicht mehr auf, aus Thăng Long wurde ganz prosaisch Ha Noi, was so viel heißt wie „innerhalb des Flusses“. Ein französisches Kolonialjahrhundert, eine sozialistische Unabhängigkeitserklärung, zwei Kriege und eine Wiedervereinigung später präsentiert sich die Hauptstadt Vietnams zum 1.000 Geburtstag als ein Nebeneinander aus Postmoderne und Tradition mit einem kleinen Schuss sozialistischer Alltagskultur und Architektur. Da sind zunächst die verglasten Bürotürme, die davon künden, dass das Land spätestens seit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO auf dem Weg zu einer südostasiatischen Wirtschaftsgröße ist und in den vergangenen 15 Jahren ein bescheidener Wohlstand einzog. Weil dieser Teil Hanois aber austauschbar ist, haben wir Ihn auf dem Weg vom Flughafen ins Zentrum schon wieder vergessen. 

Milleniumsprojekt „Hanoi Mural“

Aufsehen erregend ist aber ein Teil der Mauer längs der An Duong Street, die ins historische Zentrum führt. Über eine Länge von vier Kilometern und auf mehr als 5.800 Quadratmetern schmücken farbige Mosaiken die Seitenbegrenzungen der Straße. Seit 2007 arbeiten Kinder und Jugendlich mit internationalen Künstlern an dem Milleniumsprojekt, dass in diesem Oktober bei der offiziellen Geburtstagsfeier Hanois eingeweiht wird. Die außergewöhnliche Idee hatte die Vietnamesische Künstlerin und Journalistin Nguyen Thu Thuy: „Es geht uns nicht nur um die Verschönerung der Stadt. Wir ermutigen die Jugend Hanois, sich mit dem Thema Kunst auseinanderzusetzen und knüpfen gleichzeitig über das Projekt Kontakte in die globale Kunstwelt.“

Am Ende der Straße und einige Kreuzungen weiter befinden wir uns dann im historischen Zentrum Hanois. Und sind damit bei dem eigentlichen Grund, warum Hanoi bei keiner Vietnamreise fehlen darf. Zwei Dinge sollten sich der Hanoibesucher nicht entgehen lassen: Erstens das Ho Chi Minh Mausoleum und zweitens die Region um den Hoan Kiem See mit dem angrenzenden historischen Viertel der Händler, dem Viertel der 36 Straßen. Beide Orte verkörpern die zwei Seiten der Seele Hanois.
Der gläserne Sarkophag des kommunistischen Staatsgründers Ho Chi Minh in seinem gut gekühlten und monolithischen Mausoleum ist zwar eine Attraktion. Viel spannender ist es aber, sich die Vietnamesen anzuschauen, die zum Teil Hunderte von Kilometern gereist sind, um sich den leicht wächsernen Ho ehrfürchtig bis gelassen anzuschauen. Dementsprechend herrscht auf dem Platz vor dem Mausoleum auch während der Besuchszeiten reges Treiben, leicht gezügelt von den Polizisten in Paradeuniform, die versuchen, Böse zu schauen. Was ihnen misslingt. Einige Meter weiter wird das Gedränge dichter, gilt es doch, sich durch einen schönen Park zu einem einfachen Pfahlhaus vorzukämpfen, in dem Onkel Ho die letzten elf Jahre seines Lebens einen einfachen Lebensstil pflegte. 

Hanois Wohnzimmer

Die Gegend um den Hoan Kiem See ist das Wohn- und das Kinderzimmer Hanois – abhängig von der Tageszeit. Trifft man frühmorgens die in Würde Ergrauten beim Tai Chi und nachmittags die Verliebten am Schildkrötenturm auf der kleinen Insel im See, so bestimmen abends die jugendlichen Mopedrocker mit ihrem Versuch, den See in weniger als zwei Minuten zu umrunden, das Bild. Was ihnen übrigens auch misslingt. Im Viertel der 36 Straßen, in dem seit dem 13. Jahrhundert alles verkauft wird, was es in Hanoi gibt, schließt sich der Kreis. Ein Quadratkilometer, 36 Straßen, mindestens 300 Kreuzungen, pralles und komprimiertes Asien. Eng aber unaufdringlich, laut aber nicht nervig, voll aber freundlich. Hier können Sie sich vom Gedränge mitreißen lassen, Sie können schwitzend versuchen, den Menschen auszuweichen und nicht überfahren zu werden. Besser aber, Sie suchen sich eine nette Bar, im ersten Stock eines der Tunnelhäuser, mit Balkon. Am besten an einer Kreuzung. Und mit einem kühlen Bier in der Hand und dem Blick auf die Moped-Manöver unter Ihnen ist der Tag Ihr Freund. Denn Sie wissen ja, irgendwo da oben gibt es ein höheres Wesen.

Informationen

Anreise: Vietnam Airlines fliegt derzeit sechsmal pro Woche Nonstop ab Frankfurt/Main nach Vietnam, davon viermal nach Hanoi. Die Fluggesellschaft bietet zwei Indochina-Routen, die in beiden Richtungen geflogen werden und miteinander kombinierbar sind: Hanoi – Vientiane – Phnom Penh – Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) und Hanoi – Luang Prabang – Siem Reap – Ho-Chi-Minh-Stadt. Flüge nach Hanoi in der Economy aktuell ab 729 € inklusive Steuern und Abgaben. www.vietnam-airlines.de.

Übernachtung: Zum Beispiel im Mövenpick Hanoi in der Ly Thuong Kiet Straße. Das Hotel liegt im zentralen Geschäftsviertel und ist fünf Minuten von der Altstadt Hanois entfernt. Doppelzimmer ab 88 € pro Nacht. www.moevenpick.com.

Essen: In Hanois Altstadt bieten Gar- und Suppenküchen an jeder Ecke Köstlichkeiten zu kleinen Preisen. Wer es ausgefallen mag, geht zum Beispiel ins Restaurant „La Verticale“ des französischen Kochs Didier Corlou. Der gebürtige Bretone lebt seit 1991 in Vietnam und versteht es ausgezeichnet, bei seinen kulinarischen Kreationen Vietnamesische und französische Einflüsse zu verbinden. Unbedingt vorher reservieren: http://verticale-hanoi.com.

Halong-Bucht: Die malerische Halong-Bucht ist eigentlich ein Muss, wenn Sie schon einmal im Norden Vietnams sind. Empfehlenswert weil eindrücklicher sind Kreuzfahrten durch die Bucht, die eine Übernachtung an Bord einschließen, zum Beispiel mit einer komfortablen Dschunke von Paradise Cruises (www.paradisecruises.org). Buchbar zum Beispiel bei Asia Select, www.asia-select.de.

Anbieter: „Urlaub, so individuell wie Ihre Wünsche“ ist das Motto von Asia Select aus Nürnberg. Asia Select bietet individuell erarbeitete Reisen nach Vietnam und in ganz Südostasien. Ganz gleich, ob Rundreise mit Badeverlängerung, Flug mit Hotelübernachtung, Städtereise mit Ausflugspaket – alles ist kombinierbar, sogar länderübergreifend! Zudem bietet Asia Select privat geführte Rundreisen mit deutschsprachiger Reiseleitung.www.asia-select.de. Telefonisch erreichen Sie Asia Select unter 0911-580510.

 

Christian Handschell

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