„Klimaneutrale Mobilität ist eng verbunden mit dem fairen Miteinander der Verkehrsträger. Allein Autos aus der Innenstadt zu verbannen, ist zu kurz gedacht“, sagte AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse zum Auftakt der PolitikZeit, die per Livestream übertragen wurde.
„Einen effizienten und schonenden Umgang mit Ressourcen erreichen wir mit smarten Technologien, aber sicher nicht über fortschrittshemmende Verbote“, unterstrich Kruse und forderte, dem Wirtschaftsverkehr Raum zu lassen: „Lösungen für das Be- und Entladen und Parken müssen her – schnell und unbürokratisch. Wir brauchen intelligente Konzepte und die Mittel der modernen Technik. Denn Lieferverkehre sorgen dafür, dass es in der Stadt läuft.“
Heraussforderungen des Individualverkehrs und des Wirtschaftsverkehrs
Im Mittelpunkt der PolitikZeit stand eine von Sebastian Reimann, Chefredakteur der Deutschen Verkehrs-Zeitung, moderierte Gesprächsrunde. Daran teil nahmen Dr. Tamara Zieschang, Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende Dr. Anjes Tjarks, HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt sowie Dr. Heiko Fischer, Vorsitzender des Vorstands der VTG AG.
Für Staatssekretärin Dr. Tamara Zieschang sind Daten ein wichtiger Schlüssel zur Mobilitätswende: „Für intelligente und zukunftsfähige Mobilität setzen wir auf Daten und Vernetzung. Die Verknüpfung von Daten und Geschäftsideen wird innovative Impulse für neue Mobilitätspartnerschaften geben. Dafür schaffen wir eine neue Informationsdrehscheibe, eine Anlaufstelle für alle, die Daten anbieten oder suchen, gerade für die Wirtschaft vor Ort: den Datenraum Mobilität.“
Hamburgs Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks betonte: „Wandel heißt, Fahrtwege neu zu denken. In wachsenden Städten steigen Verkehrsleistung und Personenkilometer ständig – bei gleichbleibender, zur Verfügung stehender Fläche. Deshalb muss der Mobilitätsmix neu gedacht werden: Bus, Bahn, Sharing-Angebote und das Fahrrad sollen leistungsfähige Alternativen für den Personen- und Güterverkehr schaffen. Ein flächendeckender ÖPNV und ein eng getaktetes Schienennetz, Stichwort Deutschland-Takt, spielen hierfür eine elementare Rolle, während besonders in dichten Wohngegenden verstärkt auf das Fahrrad, Shared Mobility und On-Demand-Angebote gesetzt wird.“
Die Menschen in ihrer städtischen Mobilität dazu zu bewegen, das eigene Auto stehen zu lassen und den Zugang zum öffentlichen Nahverkehr so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Darauf setzt die HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt, die ihren Posten im April 2021 angetreten hat: „Mobil sein, wann immer man will. Einfach losfahren, ohne über Fahrkarten, Tarifzonen, erste und letzte Meile oder Abfahrtszeiten nachzudenken – so sieht ein moderner ÖPNV aus. Mit HVV-Switch-App, HVV Any und Hamburg-Takt zielen wir genau darauf ab, vielfältige Mobilitätsangebote leicht zugänglich und individuell kombinierbar zu machen. So kommen wir der Mobilitätswende immer näher.“
Der Logistikexperte Dr. Heiko Fischer machte deutlich, dass die Forderung nach „mehr Verkehr auf die Schiene“ keine politische Worthülse bleiben dürfe: „Damit eine nachhaltige Verkehrswende gelingt und langfristig mehr Transporte auf die Schiene verlagert werden, müssen die richtigen Anreize zur Stärkung des Kombinierten Verkehrs und der Automatisierung des Einzelwagenverkehrs gesetzt werden“, so Fischer. Investitionen in die Schieneninfrastruktur, den Ausbau von digitalisierten Umschlagterminals und die Erneuerung von Gleisanschlüssen seien dabei unumgänglich.
Es war eine rundum spannende Diskussion mit vielen Lösungsansätzen für den Individualverkehr wie auch für den Wirtschaftsverkehr. Deutlich wurde, dass nicht Verbote und Einschränkungen eine zukunftsfähige Verkehrswende bringen werden. Vielmehr gilt es, attraktive ÖPNV-Angebote zu schaffen, die etwa Menschen innerstädtisch wie auch Pendelnde gleichermaßen sinnvoll und passgenau nutzen können. Und es ist notwendig, intelligente, klimaschonende Technologie-Lösungen zu entwickeln. Für Lieferketten vom Produzenten bis zum Verbraucher. Mit kombinierten Transportwegen und -mitteln, für Langstrecken wie für die letzte Meile.
Bildquellen
- AGA-Politikzeit 2021_2: Krafft Angerer / AGA Unternehmensverband
- AGA-Politikzeit 2021_3: Krafft Angerer / AGA Unternehmensverband
- AGA-PolitikZeit 2021_1: Krafft Angerer / AGA Unternehmensverband