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Gesellschaft & Medien

Amateurmusikszene: Mehr als 2.000 Projekte mit IMPULS-Förderung erfolgreich gestärkt

Vielen Amateurmusikensembles in ländlichen Räumen und strukturschwachen urbanen Räumen brachte das IMPULS-Förderprogramm die dringend benötigte Hilfe, um weiter existieren zu können: Die finanzielle Förderung hat Ensembles, Chören, Orchestern und Kreisverbänden nach den dramatischen Corona-Lockdowns einen Neustart ermöglicht. Zugleich konnte das Programm der Amateurmusikszene tatsächlich einen Impuls liefern, um sich weiterzuentwickeln, resilienter zu werden und für die Zukunft besser gerüstet zu sein. Der Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V. zieht eine positive Zwischenbilanz.

Die traditionsreiche Amateurmusiklandschaft in Deutschland ist vielfältig und kreativ.

Mehr als 2.800 Anträge auf Förderung sind laut Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V. (BMCO) bei IMPULS eingegangen. Davon wurden 2.010 Projekte zur Förderung empfohlen. Das Gesamt-Fördervolumen beträgt 21,6 Millionen Euro (Stand Mai 2023). Die Förderquote ist mit rund 70 Prozent sehr hoch. Für den BMCO und die Amateurmusikszene sei das Förderprogramm ein großer Erfolg und die gesteckten Ziele des Förderprogramms seien erreicht worden, teilt der Verband mit.

Amateurmusikszene sorgt für kulturelle Teilhabe, Partizipation und Vielfalt

Auf Basis eines vorliegenden Evaluationszwischenberichts sieht der BMCO auch die Wirksamkeit der IMPULS-Förderung bestätigt. Die Amateurmusikszene in ländlichen und strukturschwachen Räumen sei handlungsfähig. Dabei habe die Szene lokaler, regionaler und bundesweiter Ebene deutlich an Sichtbarkeit hinzugewonnen und die Musikensembles werden als zentrale Kulturakteurinnen und -akteure wahrgenommen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Insgesamt haben die Fördermittel – im Rahmen des Rettungs- und Zukunftsprogramms „Neustart Kultur“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien bereitgestellt –, zur kulturellen Teilhabe, Partizipation und Vielfalt in ländlichen und strukturschwachen urbanen Regionen beigetragen. Das ist ein gewichtiger Aspekt vor dem Hintergrund, dass rund 14 Millionen Menschen in Deutschland in ihrer Freizeit musizieren – ob im Musikverein, Instrumental- oder Gesangsensemble (Quelle: Musikinformationszentrum).

Präsident des Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V. Benjamin Strasser MdB. Foto: Tanja Ruetz

„Das Förderprogramm IMPULS hat die Amateurmusikszene in der Corona-Zeit gerettet“, betont BMCO-Präsident Benjamin Strasser MdB. „Es hat nicht nur die Überlebensfähigkeit vieler Chöre und Orchester gesichert, sondern ganz eigene Impulse zur Weiterentwicklung der musikalischen Breitenkultur insbesondere in ländlichen Räumen gestiftet. Musikensembles wurden gestärkt, die Konzertaktivität erhöht, das musikalische Repertoire erweitert und neue Mitglieder dazugewonnen. Durch die Einbindung von Fachleuten, neue Kooperationsprojekte oder den verstärkten Einsatz digitaler Technologien haben Tausende Amateurmusizierende einen echten Push erhalten. Vielen Ensembles ist es gelungen, mehr Sichtbarkeit zu generieren und eine breitere Öffentlichkeit mit neuen Zielgruppen zu erreichen.“

Dr. Claudia Irion-Senge, Projektleitung Förderprogramm IMPULS. Foto: Martina Thalhofer

Dr. Claudia Irion-Senge, Projektleitung IMPULS sagt: „Es ist beeindruckend, welche Vielfalt an künstlerisch kreativen Projekten die Amateurmusikszene trotz zweijähriger Corona-Pandemie durch das Förderprogramm IMPULS hervorgebracht hat und wir sind der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) dankbar, dass 26,7 Millionen Euro für die finanzielle Unterstützung dieser Projekte in ländlichen und strukturschwachen Räumen zur Verfügung gestellt wurden. Die Wirkung der Förderung durch IMPULS zeigt sich in einer Wiederbelebung der Amateurmusikszene. Die innovativen und kreativen Formate der Ensembles erreichten eine Stärkung und Profilierung der Amateurmusikszene sowie ein gesteigertes Bewusstsein in der Öffentlichkeit für ihre Bedeutsamkeit bezüglich des kulturellen Lebens in ländlichen und strukturschwachen Gebieten.“

Deutschlandweite Beteiligung der Hobbymusizierenden

Deutschlandweit konnten sich Musizierende in ländlichen Räumen und später auch in strukturschwachen urbanen Räumen beteiligen. Über alle Förderrunden hinweg machten laut BMCO die Amateurmusikensembles aus Süddeutschland den größten Anteil der Geförderten aus. Mehr als 40 Prozent der Ensembles stammen demnach aus Baden-Württemberg und Bayern; die wenigsten Anträge kamen aus Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. In Schleswig-Holstein und Niedersachsen profitierten ebenfalls zahlreiche Projekte und auch Ensembles mit Hamburg-Bezug zählen zu den Geförderten.

Die Fördersummen unterschieden sich je nach Größe des Projektes; die meisten geförderten Projekte erhielten Fördersummen mittlerer Größe zwischen 5.000 und 15.000 Euro. Die durchschnittliche Förderhöhe lag dabei bei rund 8.500 Euro. Insgesamt wurden seitens IMPULS mehr als 21,6 Millionen Euro an Fördermitteln bewilligt. Davon sind laut BMCO bereits rund 11 Millionen Euro an die Ensembles weitergeleitet (Stand Mai 2023).

Projektbeispiele aus Hamburg und Niedersachsen

Mit der Mandoline in die Elbphilharmonie: Eine Förderung erhielt etwa das Norddeutsche ZupfOrchester aus Hamburg, bei dem die Mandoline im Mittelpunkt steht und darüber hinaus Mandola, Gitarre und Bass gespielt werden. Die derzeit 70 Mitglieder des Vereins verteilen sich auf ein dirigiertes Erwachsenenorchester und das Jugendorchester „NZO-Youngsters”. Der Verein beantragte eine IMPULS-Förderung für ein gemeinsames Probenwochenende der Hobbymusizierenden im Januar 2023 in Ratzeburg, das zur besseren Integration der beiden Teilorchester, die während der Covid-Pandemie kaum in Kontakt waren, gedacht war. Im Jugendorchester spielen viele junge Menschen aus der Schule Neubergerweg in Hamburg-Langenhorn und aus Musikschulen der Umgebung. Der Hamburger Stadtteil hat laut Statistiken einen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt relativ hohen Anteil Alleinerziehender, viele Menschen haben einen Migrationshintergrund und viele Menschen beziehen Sozialleistungen. Daher wurde die Umgebung als „strukturschwacher urbaner Raum” eingeordnet, die Schule Neubergerweg galt früher als Brennpunktschule. Das Norddeutsche ZupfOrchester kooperiert bereits seit geraumer Zeit mit der Schule und bietet dort musikalische Projekte an. Ende Januar 2023 fand vor 400 Zuhörenden ein abwechslungsreiches Konzert in Kleinen Saal der Elbphilharmonie statt.

Norddeutsches Zupforchester: Gemeinsame Probe des Erwachsenenorchesters und des Jugendorchester „NZO-Youngsters”: Foto: NZO

Open-Pipe-Band-Workshop in Bispingen: Dudelsack, Drumming, Highland Dance – ein bundeslandübergreifendes Projekt, das eine IMPULS-Förderung nutzen konnte. Die Amateure, Abteilung Pipes & Drums, FC St. Pauli von 1910, Hamburg, hatten im November 2021 Band aus ganz Deutschland zu einem Open-Pipe-Band-Workshop nach Bispingen in die Lüneburger Heide eingeladen.

Weitere Berichte über vielfältige geförderte Projekte sind auf der Webseite des IMPULS-Förderprogramms einsehbar.

Nachhaltige Wirkung des Förderprogramms ausgewertet

Das Förderprogramm IMPULS wird nach eigenen Angaben vom Forschungsinstitut EDUCULT begleitet und ausgewertet. Aus den Zwischenergebnissen der Evaluation aus dem Mai 2023 zeichneten sich bereits Tendenzen ab: Die teilnehmenden Ensembles und Projekte seien durch die Teilnahme am IMPULS-Programm „überwiegend resilienter und handlungsfähiger geworden. Die Vielfalt der Ensembles bleibt erhalten und das kulturelle Erbe der Amateurmusik in Deutschland wird insgesamt geschützt“. Der finale Evaluations- und Abschlussbericht soll im Herbst 2023 vorliegen. Aus den bisherigen Befragungen der Geförderten ergeben sich diese Ergebnisse:

  • Die Förderung hat die Ensembles weitgehend gestärkt. Deutliche Wirkungen zeigen sich etwa in Bezug auf neue künstlerische Herangehensweisen, die Realisierung von Veranstaltungen und die Erweiterung des musikalischen Repertoires.
  • Viele Ensembles konnten durch ihr gefördertes Projekt die Mitglieder erhalten und/oder neue Zielgruppen erreichen und damit neue Mitglieder gewinnen.
  • Die Förderung hat viele Kooperationen inner- und außerhalb der Musikszene und die Einbindung von Fachleuten in die Projekte ermöglicht. Dazu zählen insbesondere Profi-Musikschaffende, andere Amateurmusikvereine, Handelnde aus dem Bildungsbereich, aus öffentlichen Kultureinrichtungen und aus anderen Kunstsparten.
  • Die geförderten Ensembles haben verstärkt digitale Technologien für Proben und Aufführungen, interne Sitzungen und Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt. So konnten die Ensembles mehr Sichtbarkeit generieren und eine breite Öffentlichkeit mit neuen Zielgruppen erreichen.

Das Förderprogramm IMPULS wurde im Jahr 2021 von der damaligen Kulturstaatsministerin Monika Grütters im Rahmen des Rettungs- und Zukunftsprogramms NEUSTART KULTUR initiiert. Der Fokus der Förderung lag auf der Amateurmusik in ländlichen Räumen. Mit der Bereitstellung von knapp 20 Millionen Euro für IMPULS unterstrich die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien die bedeutende Rolle, die die Amateurmusik in ländlichen Räumen bundesweit einnimmt. Im Juli 2022 wurde das Förderprogramm IMPULS auf strukturschwache urbane Räume ausgeweitet und außerdem für Kreisverbände geöffnet. Dabei wurden die Fördermittel auf 26,7 Millionen Euro erhöht.

Der Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V. (BMCO) ist der übergreifende Dachverband von 21 bundesweit tätigen weltlichen und kirchlichen Chor- und Orchesterverbänden mit insgesamt 100.000 Ensembles und vertritt die Interessen der Amateurmusik gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Der Bundesmusikverband setzt das Förderprogramm IMPULS im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien um.

LESEN SIE MEHR:

Dr. Stefan Donath: „IMPULS hat die Amateurmusik aus dem Corona-Tief geholt und gestärkt“

Bildquellen

  • Benjamin Strasser MdB: Tanja Ruetz
  • Dr. Claudia Irion-Senge: Martina Thalhofer
  • Norddeutsches Zupforchester: Norddeutsches Zupforchester
  • IMPULS-geförderte Projekte: Foto-Collage: (von links oben nach rechts unten) Crescendo e.V. in Brandenburg/Gesindehaus auf der Burg Rabenstein (Foto: www.maxmarcel.de), Unitate Kunst und Leben/Spielplatzfest-Karaoke in Mecklenburg-Vorpommern (Foto: Unitate Kunst und Leben), Musikkapelle Schwindegg e.V. in Bayern/Instrumente entdecken (Foto: Isabel Podowski), Regionalkantorei Mittenwalde in Brandenburg/Stellprobe im Klubhaus Ludwigsfelde (Foto: Sandra Ritschel), Collegia Musica Chiemgau e.V. in Bayern/„Misere Nobis – Das etwas andere Konzert“ (Foto: meyer-stoeckli.ch), Musikkapelle Deuchelried e.V./Rhythmus-Workshop Grundschule in Baden-Württemberg (Foto: MKD), Kur- und Trachtenkapelle Sasbachwalden 1881 e.V. in Baden-Württemberg/Digitale Wohnzimmerkonzerte (Foto: BMCO), Musikverein Löf e.V. in Rheinland-Pfalz/Kultur-Picknick (Foto: BMCO)
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