Der Untertitel des neuen Werks von Erfolgsautorin und Unternehmerin Stephanie Borgert führt etwas in die Irre. Ein „Playbook für mehr Selbstorganisation in Unternehmen“ soll es sein. Playbooks kommen aus dem US-Sport und verraten eigentlich Spielzüge und Erfolgsstrategien, sind also eher mit Rezeptbüchern vergleichbar. Doch genau das will die Autorin, die zuletzt mit dem auch hier stark besprochenen „Unkompliziert“ überzeugen konnte, nicht liefern.
Stephanie Borgerts Beobachtung im Vorwort ist schwer zu widersprechen. Denn tatsächlich dürfte es inzwischen mehr als genügend Ratgeber und Anleitungen zu Methoden wie Scrum, Agilität und neuen Formen der Zusammenarbeit geben. Und doch sind viele Unternehmen in dieser Hinsicht längst nicht dort, wo sie stehen könnten.
Der berühmte zweite Schritt
Und das liegt häufig darin, dass sich die Organisationen wacker bemühen, zu mehr Selbstorganisation wie Holokratien zu gelangen und auch die ihnen gebotenen Rezepte umsetzen. Aber dennoch mit den Ergebnissen nicht zufrieden sind. Für Stephanie Borgert liegen die Gründe auf der Hand. Denn neue Techniken und Organisationsformen einzuüben und umzusetzen, ist wenig sinnvoll, wenn die Beteiligten noch alten Denkmustern nachhängen. Eine solche Transformation kann nur halbherzig und oberflächlich sein. Authentizität sieht anders aus. Es ist die Sache mit dem zweiten Schritt, der zu früh gemacht wurde.
Ein Buch zur Inspiration und zum Nachdenken über das Denken
Wenn es nun kein „Playbook“ ist, was ist Stephanie Borgert gelungen? Ein flott geschriebenes, liebevoll und teilweise witzig illustriertes Buch, das noch einmal die Grundlagen auf dem Weg zu mehr Selbstorganisation und Teamarbeit in Unternehmen beschreibt. Dabei helfen ihr natürlich die Fehler, die ihr im Berateralltag in anderen Firmen begegnet sind, um ganz gezielt Missverständnisse und veraltete Denkweisen zu analysieren.
Sie schärft Begriffe, stellt Theorien und Methodiken in Gesamtzusammenhänge und schreibt praxisnah und klar verständlich. Und sie dringt auf diese Weise immer tiefer in den Wesenskern von mehr Selbstorganisation vor. Nur, wenn verstanden wird, wie Teams „funktionieren“, also wie Menschen als soziale Wesen miteinander interagieren, kann das große Ziel gelingen. Und das bedeutet auch, dass über Konflikte von der Entstehung bis zur Lösung nachgedacht wird und alle Beteiligten begreifen, wie der Mensch zu Entscheidungen gelangt.
Management-Journal-Fazit: Wie schon bei ihrem letzten Werk gelingt Stephanie Borgert der große Wurf, mit einfachen Worten kenntnisreich und verständlich Zusammenhänge zu erklären. Als Einstieg vor der Lektüre der zahllosen Ratgeber oder zum besseren Verständnis solcher Werke bestens geeignet.
— Stephan Lamprecht —
Bildquellen
- Erfolg ist Mannschaftssport: GABAL Verlag GmbH