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KKH: Millionenschaden durch Abrechnungsbetrug

Die KKH Kaufmännische Krankenkasse deckt für das Jahr 2021 Betrugsdelikte von insgesamt 4,7 Millionen Euro im Gesundheitswesen auf – die bislang höchste Summe. Als größte Abzocker sind ambulante Pflegedienste aufgefallen.

Chokniti Khongchum / Pixabay.com

Pfleger und Physiotherapeuten, die keine sind, abgerechnete Leistungen, die nie erbracht wurden: Durch solche und weitere Betrugsdelikte ist der KKH Kaufmännische Krankenkasse im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben der bislang größte Schaden von 4,7 Millionen Euro entstanden. Verantwortlich für die Betrügereien seien vor allem ambulante Pflegedienste, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Sie erschwindelten sich demnach mit knapp 3,4 Millionen Euro „den größten Batzen zulasten der Kranken- und Pflegeversicherung der KKH” – nämlich etwa 70 Prozent der Gesamtsumme.

Dass dieser immense Schaden überhaupt aufgedeckt werden konnte, führt die KKH vor allem auf die Ermittlungserfolge der Staatsanwaltschaft gegen mehrere Pflegedienste im Raum Augsburg zurück. „Es sind zwar immer nur einige wenige schwarze Schafe, die kriminell agieren. Doch diese bereichern sich an Geldern, die den Versicherten für die Vorsorge und die Behandlung von Krankheiten vorbehalten sind“, betont KKH-Chefermittlerin Dina Michels. „Solche Betrüger erschüttern mit ihren Machenschaften das Vertrauen in das komplette Gesundheitssystem und bringen darüber hinaus die ehrlichen Leistungserbringer ihres jeweiligen Berufsstandes in Verruf.“

Hohe Dunkelziffer, viele Schlupflöcher

Häufig kommen derartige Straftaten nach Erfahrung der Kasse erst gar nicht ans Licht. Die Dunkelziffer im Gesundheitssektor sei hoch, die Schlupflöcher für Kriminelle zahlreich. Die Prüfgruppe Abrechnungsmanipulation der KKH habe 2021 immerhin bundesweit 352 neue Betrugshinweise erhalten. Ganz oben auf der Skala stünden Pflegedienste mit 147 Tatverdächtigen, gefolgt von Krankengymnasten und Physiotherapeuten mit 50 Tatverdächtigen. Unter den Ärzten gab es 35 Tatverdächtige. Insgesamt entfiele 2021 mit 46 Prozent fast die Hälfte aller Hinweise auf den Bereich Pflege. Die Palette reicht von Pflegeheim- und Pflegedienstbetreibern, die zu viel für unqualifiziertes Personal abkassierten, bis hin zu Versicherten, die ihren Pflegegrad manipulierten.

Dies sei nicht verwunderlich, so Dina Michels laut Mitteilung: Die Pflege sei besonders anfällig für Straftaten. Seit Jahren registriere die KKH in diesem Bereich die meisten Fälle. „Hier wirken sich einerseits die jährlichen Abrechnungsprüfungen durch den Medizinischen Dienst aus. Andererseits scheinen in diesem Leistungsbereich immer mehr Menschen mit hoher krimineller Energie unterwegs zu sein“, bilanziert die KKH-Juristin.

Betrugsfälle auch in anderen Gesundheitsbereichen

Betrogen wird aber nicht nur in der Pflege, sondern auch in vielen anderen Bereichen des Gesundheitswesens – angefangen von Apotheken und Krankenhäusern bis hin zu Sanitätshäusern und Zahnarztpraxen. Da werden Höchstsätze für unqualifiziertes Personal abkassiert, Berufsurkunden und Rezepte gefälscht oder Behandlungen und Krankenfahrten abgerechnet, die frei erfunden sind. In einem der spektakulärsten Fälle der Vergangenheit, so die KKH, habe ein Apotheker im großen Stil Krebsmedikamente gepanscht. Damit habe er sich nicht nur um mehrere Millionen Euro bereichert – allein zulasten der KKH um 1,5 Millionen Euro. Er gefährdete vor allem Menschenleben.

Corona ermöglichte neue Betrugsfelder

Die Pandemie hat darüber hinaus weitere Betrugsfelder eröffnet. Manipulierte Abrechnungen von Corona-Schnelltests in diversen Berliner Testzentren, unberechtigt vom Staat kassierte Corona-Soforthilfen in Millionenhöhe in Hamburg, gefälschte Impfausweise, die ein Mann in Sachsen an Dritte weiterverkauft haben soll, zählt Dina Michels als Beispiele auf. „Zwar sind in diesen Fällen die Krankenkassen nicht direkt betroffen. Doch natürlich müssen auch diese Delikte so schnell wie möglich aufgedeckt und strafrechtlich verfolgt werden.“

Inzwischen gehen in den meisten Bundesländern landesweit Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften oder eigens geschulte Fachkommissare der Kriminalpolizei Vermögensstraftaten und Korruption im Gesundheitssektor intensiv nach. „Dies sollte schnellstmöglich in allen Bundesländern der Fall sein“, fordert KKH-Chefermittlerin Dina Michels.

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