Der städtische Betrieb Hamburg Wasser hat den „Hamburg Water Cycle” im Stadtteil Jenfeld offiziell eingeweiht. Das neuartige Abwasserkonzept verbindet Abwasserreinigung und Energiegewinnung direkt im Wohnquartier.
Mit mehr als 800 angeschlossenen Wohneinheiten ist die Jenfelder Au im Hamburger Bezirk Wandsbek laut Mitteilung von Hamburg Wasser das europaweit größte Wohnviertel, in dem Energie aus Abwasser auf diese Weise gewonnen und dem Quartier zur Verfügung gestellt wird.
Das Fundament des Hamburg Water Cycle bildet die Trennung dreier Abwasserströme: Schwarzwasser aus der Toilette, Grauwasser vom Duschen und Waschen sowie Regenwasser werden getrennt gesammelt und behandelt. Pro Jahr entstehen nach Angaben von Hamburg Wasser mit dem neuen Verfahren rund 450.000 Kilowattstunden Strom und 690.000 Kilowattstunden Wärme. Bezogen auf Hamburger Durchschnittsverbräuche entspreche das dem Strombedarf von 225 Hamburger Haushalten und dem Wärmebedarf von 70 Haushalten (Rechnungsgrundlage: Für die Berechnung wurde für Hamburg von einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 1,8 Personen mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 2.000 Kilowattstunden sowie einem Wärmeenergiebedarf von 10.000 Kilowattstunden pro Jahr ausgegangen).
Breites Forschungsfeld
„Durch die Abwasserbehandlung direkt im Quartier reduzieren wir nicht nur die CO2-Emissionen. Die gesamte Anlage versorgt sich autark und wir geben Wärme und Strom an das Quartier ab”, sagt Nathalie Leroy, Geschäftsführerin von Hamburg Wasser. „Mit dem Hamburg Water Cycle haben wir eine Demonstrationsanlage für weitere Projekte dieser Art in ganz Europa errichtet. Dazu eröffnet uns die heutige Inbetriebnahme ein neues Forschungsfeld. Gemeinsam mit wissenschaftlichen Partnern können wir in der Jenfelder Au wichtige Fragen untersuchen, unter anderem wie Mikroschadstoffe im Abwasser eliminiert werden können.“
Der Hamburger Umwelt- und Energiesenator Jens Kerstan sagt: „Durch die technische Innovation, die wir in der Jenfelder Au erstmals im großen Maßstab entwickeln, schafft das städtische Unternehmen einen entscheidenden Beitrag für das Erreichen unserer Klimaziele. CO2-Emissionen werden reduziert, Wasser gespart und Energie produziert. Das zahlt gleich mehrfach auf den Klimaschutz ein.“
Geringerer Wasserverbrauch bei der Toilettenspülung
Neben der Energiegewinnung ist auch der niedrige Wasserbedarf des Systems ein besonderes Merkmal des Hamburg Water Cycle. Während herkömmliche Toiletten zwischen sechs und neun Liter pro Spülung nutzen, liege der Verbrauch bei der Unterdrucktoilette nur bei einem Liter, heißt es. Das mache das Konzept auch für wasserärmere Regionen interessant.
Bildquellen
- einweihung_hamburg_water_cycle_in_der_jenfelder_au: Krafft Angerer / Hamburg Wasser
