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Interviews

Neues Team für Online-Hofladen mit smartem Kühlschrank-Konzept

Elisabeth (Liz) Königbauer und Melchior von Wedel sind Co-Geschäftsleiter der Frischepost GmbH in Hamburg. Die Direktvermarktungsplattform für regionale und saisonale Lebensmittel bezieht ihre Produkte von Partnern vor allem aus Hamburg und den umliegenden Anbaugebieten – darunter Bauern, Bäcker, Metzger, Käsereien und Winzer. Die Frischepost verpackt und liefert die Waren selbst aus. Was hat die neuen Geschäftsleiter bewogen, am Gründungsstandort der Frischepost, in Hamburg, mit an Bord zu gehen?

Frischepost GmbH

Business-on.de: Hamburg wird gern als die schönste Stadt der Welt bezeichnet. Sehen Sie das auch so?

Melchior v. Wedel: Hamburg ist wunderschön! Nach einer Weltreise von eineinhalb Jahren habe ich entschieden, Hamburg zu meinem neuen Zuhause zu machen. Das zeigt, wie gern ich diese Stadt habe.

Liz Königbauer: ,Die schönste Stadt Deutschlands‘ würde ich unterschreiben, die schönste Stadt der Welt ist für mich (noch) Kapstadt. Ich bin aber noch nicht lange hier, vielleicht habe ich bisher einfach nicht genug gesehen.

Business-on.de: Wie sind Sie zum Lieferdienst Frischepost.de gekommen?

v. Wedel: Ich hatte während meiner Weltreise ausreichend Zeit, darüber nachzudenken, was ich nach fünf Jahren Großkonzern beruflich ausüben möchte. Schnell war klar, dass es ein nachhaltiges Start-up sein soll. Ich erfuhr von Frischepost und war vom ersten Moment an Feuer und Flamme.

Königbauer: Ich bin seit Februar dieses Jahres bei Frischepost. Als ich entschieden hatte, von Rotterdam nach Hamburg zu ziehen, gab es für mich nur eine Handvoll Unternehmen, die meine Wünsche nach einem jungen, dynamischen Team, einer nachhaltigen Unternehmensvision, aber auch einem coolen Produkt hinter dem ich voll und ganz stehen kann, erfüllt haben. Ich hatte zwei Gespräche innerhalb von fünf Tagen und was soll ich sagen … Es war Liebe auf den ersten Blick.

Business-on.de: Frischepost versteht sich als Online-Hofladen. Was macht ihn aus Kundensicht aus?

v. Wedel/Königbauer: Die zwei wichtigsten Faktoren laut unserer Kundenumfrage sind zum einen die Qualität – natürlich resultierend aus der Regionalität der Produkte und der ausgewählten Wahl unserer Produzentinnen und Produzenten sowie zum anderen die Transparenz unserer Wertschöpfungskette: Wir können den Anbau und die Herstellung jedes Produkts bis zum Acker oder in die Manufaktur zurückverfolgen.

Business-on.de: Welchen Einfluss haben die Corona-Zeiten auf den betrieblichen Ablauf und die wirtschaftliche Lage des Unternehmens?

v. Wedel/Königbauer: Wir haben über Nacht all unsere Prozesse auf Privathaushalte ausgerichtet. Unser Mut, alles auf eine Karte zu setzen, aber auch ein starkes Team zu haben, das flexibel auf die Umstände reagieren kann und bereit war, über Monate die Extrameile zu gehen, hat uns gerettet. Im Gegenteil, wir können sogar stolz behaupten, dass wir in dieser so herausfordernden Zeit gewachsen sind.

Business-on.de: Welche Vorteile hat der Standort in Hamburg bzw. in der Metropolregion Hamburg für Ihr Unternehmen?

v. Wedel/Königbauer: Wenn wir einen Standort eröffnen, ist es für uns natürlich das Wichtigste, dass wir die Menschen einer Stadt mit unserer Vision begeistern können. Das wiederum hängt davon ab, wie wichtig die Kriterien Qualität und Nachhaltigkeit bei der Auswahl der Lebensmittel sind, aber auch, ob wir eine Vielfalt von herausragenden Produzentinnen und Produzenten anbieten können. Das ist in Hamburg zweifellos der Fall: Das Alte Land zum Beispiel ist Europas größtes geschlossenes Obstanbaugebiet. Auch die Weltoffenheit der Hamburger ergänzt sich gut mit dem Interesse an neuen, nachhaltigen Geschäftsmodellen.

Business-on.de: Welche ist Ihre Lieblingsaufgabe im Arbeitsalltag?

v. Wedel: Am liebsten fahre ich zu den Produzentinnen und Produzenten in und um Hamburg. Der persönliche und direkte Kontakt macht unser Geschäftsmodell aus. Unser regionales, saisonales Sortiment am Standort Hamburg umfasst mittlerweile rund 2.200 Produkte – vor allem Gemüse, Obst, Milch, Joghurt, Käse, Dressings, Öle, Wurst, Wein, Backwaren – von mehr als 400 lokalen Produzenten. Diese Vielfalt macht die Aufgabe so spannend.

Königbauer: Ich bin am liebsten bei unseren Firmenkundinnen und -kunden, Gastronomiebetrieben oder in den Kitas unterwegs. Es gibt mir unglaublich viel Energie, wenn die Kundinnen und Kunden Freude an der Zusammenarbeit und an unseren Produkten haben. Vor allem an unserem Frischepost Smart Fridge besteht großes Interesse. Wir bezeichnen ihn als ,kleinste Kantine der Welt‘. Der Fridge lässt sich per App öffnen. Speisen und Getränke können bargeld- und kontaktlos bezahlt werden. So sind jederzeit frische, nachhaltig produzierte Erzeugnisse und Speisen von lokalen Partnern, Bäckern und Köchen verfügbar. Es fühlt sich oft nicht an wie eine Geschäftsbeziehung, sondern als wären wir alle Teil der gleichen Bewegung.

Business-on.de: Wie wichtig ist gesundes Essen für Sie persönlich?

v. Wedel: Extrem wichtig. Ausgewogene Ernährung hat den größten Einfluss auf ein gesundes Leben. Auf der Weltreise habe ich versucht, in möglichst vielen Ländern einen Kochkurs zu absolvieren, um so die Tipps und Tricks der Ernährung aus verschiedensten Kulturen und Perspektiven zu erlernen.

Königbauer: Für mich ist gesundes Essen sehr wichtig. Wobei ich mir oft nicht die Zeit nehme, einkaufen zu gehen oder zu kochen. Daher ist es ein großer Luxus, bei Frischepost zu arbeiten. Wir verkochen jeden Tag Ausschussware oder Reste aus dem Lager. Manchmal erhalten wir auch Probierprodukte von neuen Produzentinnen und Produzenten – das ist natürlich immer ein Highlight.

Business-on.de: Wie wichtig ist für Sie berufliches Netzwerken? Was macht aus Ihrer Sicht ein gutes Netzwerk aus?

v. Wedel: Ein wichtiger Erfolgsfaktor. Besonders Firmenkunden, aber auch Talente, kommen durch persönliche Empfehlungen aus Netzwerken. Ein gutes Netzwerk zeichnet sich – örtlich, fachlich, branchenbezogen – durch Vielseitigkeit aus.

Königbauer: Natürlich ist Netzwerken wichtig, wobei ich das Wort ehrlicherweise nicht mag. Mir ist es wichtig, vertrauensvolle Beziehungen zu Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, Kundinnen und Kunden oder auch externen Kooperationspartnerinnen und -partnern aufzubauen, von denen alle auf ganz natürliche Weise profitieren. Einfach, weil man sich und die gemeinsame Sache unterstützen möchte.

Business-on.de: Welcher ist Ihr Lieblingsort in Hamburg und warum?

v. Wedel: Das ist die Paul-Roosen-Straße. Draußen sitzen, gute Gespräche, köstliches Essen und Leute beobachten.

Königbauer:
Im Alstertal. Ich komme vom Land und verbringe nach wie vor sehr gerne viel Zeit in der Natur.

Business-on.de: Beenden Sie diesen Satz: „Wenn ich nicht in Hamburg wäre, dann wäre ich in …“

v. Wedel: Amsterdam.

Königbauer:
Kapstadt.

Business-on.de: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, welche Hamburgerin oder welchen Hamburger würden Sie gern kennenlernen?

v. Wedel: Moritz Bleibtreu.

Königbauer:
Olli Dittrich.

Business-on.de: Vielen Dank für das Interview, Frau Königbauer und Herr von Wedel.

 

— Das Interview führte Julia Wagner —

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HAMBURGER BUSINESSKÖPFE

In dieser Interview-Reihe sprechen Hamburger UnternehmerInnen und EntscheiderInnen darüber, was sie mit der Hansestadt verbindet und wie sie ihr berufliches Umfeld erleben.

Bildquellen

  • frischepost_202008_ml_fe_06745: Frischepost GmbH
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