Die letzte Fuhre nach Hamburg-Stellingen: Am 16. Juni 2015 hat Umweltsenator Jens Kerstan auf dem Hamburger Rathausmarkt ein Müllauto mit dem letzten Abfall für die Müllverwertungsanlage Stellinger Moor auf den Weg gebracht. Nach 42 Jahren Betriebsdauer wird das Müllfeuer dort endgültig verlöschen. Das soll neue Spielräume für Recycling ermöglichen.
Hamburg könne die vertraglich gebundene Menge des zur Müllverbrennung anstehenden Abfalls mit diesem Schritt und mit einem 2016 auslaufenden weiteren Vertrag von rund 1 Millionen Tonnen auf gut 600.000 Tonnen senken. Das biete neue Spielräume, um bei den Themen Müllvermeidung und Recycling deutliche Fortschritte zu machen, teilte die Behörde mit. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass Hamburgerinnen und Hamburger Abfälle vermeiden und stärker als bisher Wertstoffe trennen.
Umweltsenator Jens Kerstan und Prof. Dr. Rüdiger Siechau, Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg (SRH), präsentierten auf der Landespressekonferenz am 16. Juni auch erste Ideen für eine abfallwirtschaftliche Nutzung des Betriebsgelände an der Schnackenburgallee nach Rückbau der Müllverwertungsanlage (MVA) Stellingen. „Nicht zuletzt durch die Recycling-Offensive ist es gelungen, das Restmüllaufkommen in Hamburg in den vergangenen zehn Jahren um rund 100.000 Tonnen zu vermindern“, stellte Kerstan fest: „Jetzt können wir die Anlage nach 42 Jahren abschalten und konkret prüfen, ob am gleichen Standort ein Zentrum für moderne Recyclingtechnik und umweltfreundliche Energieerzeugung entstehen kann. Die Abschaltung dieser MVA und der auslaufende Vertrag für die Anlage in Stapelfeld geben Hamburg neuen Spielraum beim Abfallmanagement. Im Bundesvergleich haben wir noch Nachholbedarf, zum Beispiel beim Thema Recycling. Die Chance, die sich jetzt ergibt, wollen wir aktiv nutzen.“
Siechau kündigte an, dass der Rückbau der MVA Stellinger Moor voraussichtlich bis 2017 dauern werde. „Der Standort auf unserem Betriebsgelände bietet anschließend ideale Voraussetzungen für innovative Sortier- und Behandlungsverfahren. Wir denken nach über eine Sortieranlage für ungetrennten Hausmüll aus Stadtteilen, in denen die Mülltrennung auf Grund fehlender Stellplätze für Wertstofftonnen nur eingeschränkt oder gar nicht möglich ist. Was nach der Sortierung des Hausmülls noch übrig bleibt, könnte vor Ort zur Erzeugung von Biogas genutzt werden, das in einem kleinen Kraftwerk zur Strom- und Fernwärmeerzeugung genutzt wird. So bekommt die Recycling-Offensive zusätzliche Impulse. Auch als Baustein im Energiekonzept der Stadt bietet der Standort gute Voraussetzungen.“
42 Jahre Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor
Die MVA Stellinger Moor war die erste Müllverbrennungsanlage, die in Hamburg nach dem zweiten Weltkrieg in den boomenden 70er-Jahren gebaut wurde. 42 Jahre nahezu ständiges Feuer in Stellingen, das sind auch 42 Jahre durchgehender Schichtbetrieb für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: In mehr als 360.000 Betriebsstunden verbrannte die MVA deutlich mehr als 7 Millionen Tonnen Abfall und erzeugte fast 3 Millionen Megawattstunden Strom und 1 Million Megawattstunden Fernwärme. Im Winter 1997/98 erweiterte die Stadtreinigung Hamburg das Müllkraftwerk zu einem Müllheizkraftwerk. Neben der von Anfang an erzeugten elektrischen Energie koppelte die Stadtreinigung Hamburg zusätzlich Dampf für Fernwärme aus, mit der bis jetzt das Volksparkstadion, die benachbarte Arena und etwa 14.000 Hamburger Haushalte versorgt wurden.
Bildquellen
- recycling_3: Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt der FHH