Gold mit neuem Allzeithoch
Der Goldpreis stieg seit dem 16. Juli an neun Tagen in Folge bis 30. Juli auf ein neues Allzeithoch von 1.800 auf 1.975 US-Dollar/Unze. Damit wurde nach neun Jahren nun endlich das alte Allzeithoch in US-Dollar aus dem Jahr 2011 in Höhe von 1.920 US-Dollar überschritten. In den meisten anderen Währungen wie auch dem Euro wurde ein neues Allzeithoch schon iel früher erreicht, erst recht in den Schwachwährungsländern.
Auch in Euro wurde am 29. Juni ein neues Allzeithoch von 1.670 Euro erreicht. Damit stieg der Goldpreis in einem Jahr in US-Dollar um 37,8 Prozent und in Euro um 30,3 Prozent. In drei Jahren steig der Goldpreis in US-Dollar um 55,2 Prozent und in fünf Jahren sogar um 81,2 Prozent. Damit war Gold nicht nur ein guter Schutz gegen Währungsverluste und Inflation, sondern auch einer der besten Geldanlagen der Welt, was bis 2018 lange Zeit nicht der Fall war.
Dabei war die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen im ersten Halbjahr sogar um 17 Prozent zum Vorjahr zurückgegangen. Vor allem in Asien (Indien) war die Nachfrage aufgrund des hohen Goldpreises und der Corona-Krise um 17 Prozent eingebrochen. Gold-Spekulanten, die vor allem in Gold-ETF investierten, brachten den Goldpreis jedoch auf neue Rekordmarken. Es gab zuletzt Rekordzuflüsse bei den Gold-ETF, also von Finanzinvestoren, im Volumen von 734 Tonnen. Diese können aber ihre Gold-ETF auch wieder sofort verkaufen, sobald sich ein neuer Abwärtstrend abzeichnet. Noch ist der Haussetrend bei Gold allerdings voll intakt.
Verdoppelung des Silberpreises seit März
Der Euro stieg zum US-Dollar seit Anfang März 2020 um 6,55 Prozent von 1,08 auf 1,18 EUR/USD. Der schwache US-Dollar unterstützte die Rallye bei allen Edelmetallen, wobei neben Gold auch Silber und Platin zuletzt deutlich zulegen konnten. Platin stieg in einem Monat um über 10 Prozent auf 908 US-Dollar /Tonne. Der Silberpreis verdoppelte sich sogar seit dem Märztief von 12 auf 24 US-Dollar/Unze. Kupfer war ebenfalls stark nachgefragt und stieg seit März um fast 40 Prozent von 4.600 auf 6.400 US-Dollar/Tonne. China importierte Kupfer schon wieder auf Rekordniveau, was den Kupferpreis antrieb. Alle Industriemetalle stiegen im Juli kräftig an, allen voran Zink um13 Prozent auf 2286 US-Dollar/Tonne.
Die Gründe für die starke Nachfrage nach Gold-ETF vor allem in den letzten Monaten liegen auf der Hand. Durch die Corona-Krise druckten die Notenbanken immer mehr Geld und blähten damit ihre Bilanzsummen auf. So wird die US-Notenbank Fes wahrscheinlich die Bilanzsumme von 3,6 bis auf 12 Billionen US-Dollar im nächsten Jahr erhöhen. Dabei bleiben die Zinsen nahe Null. Negative Realzinsen sind positiv für Goldanleger.
Kryptowährungen kommen wieder: Ethereum plus 200 Prozent!
Auch Kryptowährungen stiegen im Juli kräftig. So stieg der Bitcoin seit Mitte Juli um 22 Prozent von 8.000 auf 9.800 BTC/EUR und damit weit mehr als Gold oder Silber. Im März war der Bitcoin noch bei etwas über 4.000 Euro, so dass sich der Kurs seit dem Märztief bereits verdoppelte, genauso wie Silber. Die sehr beliebte Kryptowährung Ethereum stieg seit dem Märztief sogar um 200 Prozent von 100 auf 300 ETC/EUR. Kryptowährungen sind allerdings sehr volatil und wenig berechenbar. Vor allen Dingen haben sie keinen „inneren Wert“. Ebenso wie Gold steigen Kryptowährungen immer dann besonders stark, wenn es Ängste um einen Währungsreform in Zukunft gibt.
Die Verschuldungsorgie nimmt kein Ende
Zudem kann es seit März zu einer exponentiellen Steigerung der Staatsverschuldung bei fast allen Ländern der Welt. Auch die USA verschulden sich durch die Corona-Hilfsmaßnahmen übermaßen. Die Staatsverschuldungsquote könnte dieses Jahr fast italienische Verhältnisse annehmen. Italien ist mit über 130 Prozent zum Bruttosozialprodukt (BSP) in Europa nach Griechenland besonders hoch verschuldet. Die Unternehmensverschuldung ist hingegen in Italien mit 70 Prozent zum BSP relativ gering. Da ist Frankreich mit über 200 Prozent zum BSP schon wesentlich höher verschuldet, wenn man Staats- und Unternehmensschulden zusammenzieht.
Wann kommt das Sterben der „Zombieunternehmen“?
Durch die Null- bzw. Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) werden immer mehr „Zombieunternehmen“ herangezüchtet, die unter normalen Wettbewerbsbedingen nicht mehr wettbewerbsfähig sind und in die Insolvenz gehen müssen. Unabhängig davon droht im Herbst/Winter eine Insolvenzwelle und stark steigende Arbeitslosigkeit. Die Regierungen und die EZB haben ihr Pulver aber schon verschossen. Im Fall einer zweiten Pandemiewelle, wäre die EZB machtlos und müsste wohl früher oder später kapitulieren.
Finanzkrise 2.0 und System-Crash möglich
Dann wird sogar ein System-Crash durch eine große Bankenkrise möglich, also die Finanzkrise 2.0, die der Chef von Degussa Markus Krall schon lange ganz unabhängig von der Corona-Krise für das vierte Quartal dieses Jahres prognostizierte. Die Erosion der Bankerträge ist unübersehbar und sehr gefährlich, woran auch die Negativzinspolitik der EZB mit schuld ist. Krall ist der Auffassung, dass die EZB dann nicht mehr helfen könne, wenn eine Reihe von „Zombieunternehmen“ pleitegehen, da das Volumen dann zu groß sei.
Wie nachhaltig wird der Wirtschaftsaufschwung unter „Corona-Bedingungen“?
Die Deutsche Bank AG meldete zwar für das zweite Quartal einen Bilanzgewinn von 158 Millionen Euro, nach einem Verlust von über 600 Millionen Euro im Vorquartal, aber die Rückstellungen betragen auch „nur“ 800 Millionen Euro. Bei einer Insolvenzwelle wird das nicht ausreichen. Und auch bei den Sparkassen werden die enorm hohen Kreditstundungen im nächsten Jahr zum Problem werden – wie für alle Banken, denn unendlich kann man die Kreditstundungen nicht verlängern.
Es wird in jedem Fall hohe Kreditausfälle in Zukunft geben und die Arbeitslosigkeit wird in Deutschland stark zunehmen, wenn nicht alle 7 Millionen Kurzarbeiter wieder übernommen werden können. Nur wie hoch, weiß man noch nicht. Es ist ohnehin die große Frage, ob es unter den gegenwärtigen Coronabedingungen überhaupt einen starken Wirtschaftsaufschwung im nächsten Jahr gibt, den viele Anleger jetzt antizipieren und die meisten Forschungsinstitute auch prognostizieren. So soll das BSP-Wachstum in Deutschland in diesem Jahr zwar um 6 Prozent einbrechen, aber im nächsten Jahr wieder um 5 Prozent ansteigen.
Inflation darf es nicht geben
Solange die EZB die Zinsen niedrig hält und auch europäische Anleihen massenhaft aufkauft, ist die Schuldenanhäufung kein Problem. Problematisch wird es erst, wenn eine starke Inflation aufkommt und die Zinsen angehoben werden müssen. Problematisch wird es aber auch, wenn im nächsten Jahr die Konjunktur nicht anspringt und die Steuereinnahmen so schwach bleiben wie jetzt. Dann drohen sogar Staatsbankrotte oder eine Währungsreform. Besonders die Schwellenländer sind jetzt hart getroffen und sie brauchen einen Schuldenerlass.
Auch die EU verschuldet sich übermaßen – wer bezahlt nachher die Zeche?
Die Neuverschuldung lag bei einigen Ländern bei über 20 Prozent des BSP. Alle alten Stabilitätskriterien der EU wurden über den Haufen geworfen. Alle Länder holten die Bazooka raus, so auch Deutschlands Finanzminister Olaf Scholz. Selbst in Deutschland wird die Staatsverschuldung von 60 auf 80 Prozent des BSP ansteigen. Das neue 750 Milliarden Euro schwere Programm der EU führt nun auch zu einer starken Verschuldung der EU. Der EU-Haushalt wurde auf 1,8 Billionen Euro aufgestockt. Außerdem steht auch noch ein „harter“ Brexit vor der Tür.
Unterstützt werden sollen damit in erster Linie die südeuropäischen Länder Italien, Spanien und Frankreich, die unter der Corona-Krise besonders leiden. Und nun droht sogar eine zweite Pandemie-Welle, was zu neuen Lockdowns führen könnte. Einen zweiten Lockdown kann sich aber keine Wirtschaft auf der Welt erlauben, da dies zu vielen Konkursen führen würde. Die große Frage bleibt: Wer zahlt am Ende die Zeche? Alle dieser Unsicherheiten führten dazu, dass der „sichere Hafen“ Gold so stark gefragt war wie schon lange nicht mehr.
Größter Konjunktureinbruch in der Nachkriegszeit
Zu dem starken Goldpreisanstieg kam es also wegen des Konjunktureinbruchs auf der ganzen Welt, vor allem aber in den USA. In den USA brach das Bruttosozialprodukt (BSP) im zweiten Quartal um 32,9 Prozent ein, in Deutschland um über 10 Prozent. In Deutschland gibt es immer noch fast 7 Millionen Kurzarbeiter, obwohl die Zahl jetzt ständig abnimmt. Die Arbeitslosenquote ist mit 6,1 Prozent aber weit geringer als in den USA mit fast 15 Prozent. Über 8 Millionen Menschen in den USA können ihre Miete nicht mehr bezahlen. Die Mietrückstände betragen schon jetzt in den USA 22 Milliarden US-Dollar.
USA weiterhin besonders stark von der Corona-Krise betroffen
Die USA sind durch die Corona-Krise also besonders hart betroffen mit nunmehr mehr als 154.000 Toten in Verbindung mit Corona und über 4,5 Millionen Infizierten. Täglich gibt es in den USA über 50.000 Neuinfizierte und über 1.000 Tote. Weltweit gibt es jetzt über 17 Millionen Infizierte und über 670.000 Tote Verbindung mit Corona. US-Präsident Donald Trump hat schon angedeutet, dass er die Präsidentschaftswahl verschieben lassen will, da es bei verstärkten Briefwahlen zu Manipulationen kommen könne. Noch bleibt es aber beim Wahltermin am 3. November. Umfragen zufolge führt Gegenkandidat Joe Biden. Wenn Biden die Wahl gewinnen sollte, kann es zu einem Wall-Street-Crash kommen.
Tech-Aktien gegen durch die Decke
In Anbetracht dieser katastrophalen Wirtschaftsdaten war es ohnehin erstaunlich, dass die Aktienmärkte weltweit seit dem Märztief so stark ansteigen konnten. Gefragt waren aber vor allem Tech-/IT-Aktien, Pharma-/Gesundheitsaktien/Medizintechnik-Aktien, Wasserstoff-Aktien sowie Gold- und Silberaktien.
Mitverantwortlich für den Boom bei den Tech-Aktien waren nicht nur die überzeugenden Wachstumszahlen, sondern auch eine Spekulationswelle, die durch das Trading-Portal Robin Hood ausgelöst wurde, wo überwiegend junge Spekulanten vornehmlich auf Tech-Aktien und auf Momentum-Aktien setzten.
FAANG-Aktien weiterhin gefragt
Der Nasdaq-Index stieg im Juli von Allzeithoch zu Allzeithoch und damit schon über 20 Prozent in diesem Jahr. Hier sind die Bewertungen aber auch schon sehr hoch und es kam es zu Übertreibungen bei einigen Werten, obwohl die Wachstumszahlen überwiegend sehr beindruckend waren. Die Digitalisierung bekam durch die Corona-Krise weltweit einen enormen Schub, was viele Unternehmen in diesem Sektor zu neuen Höchstkursen verhalfen. Es waren also vor allem einmal wieder FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) gefragt, die jetzt aber auch schon sehr teuer sind.
Korrektur steht im August bevor
Am 30. Juli kam es nach den schwachen Wirtschaftsdaten aber schon zu einer Korrektur bei Dax und Dow-Jones-Index, die sich in den nächsten Wochen fortsetzen könnte, denn der August ist oft ein sehr schwacher Börsenmonat. Aber Nasdaq-Aktien werden nach der notwendigen Korrektur weiter gefragt bleiben, da die Digitalisierung die Zukunft ist.
7 Osteuropa-Börsen als relative Outperformer
Als sehr stabil erwiesen sich auch während der Corona-Krise sehr viele Börsen aus Osteuropa. So zählen jetzt schon wieder sieben Börsen aus Osteuropa zu den Topperformern der Welt wie die Börsen aus Litauen (plus 5 Prozent), Kasachstan (plus 1 Prozent), Lettland (plus 1 Prozent), Ukraine (minus 2 Prozent), Estland (minus 3 Prozent), Slowenien (minus 6 Prozent) und Bosnien (minus 6 Prozent).
Auch Outperformance-Chanen in Russland im IT- und Goldsektor
Der russische Aktienmarkt litt zwar unter dem schwachen Ölpreis und ist daher noch kräftig mit 30 Prozent m Minus. Aber auch dort konnten Tech-Aktien wie Yandex und Mail.ru deutlich outperformen, wie auch Goldaktien. Petropavlovsk etwa konnte seitdem sogar um 400 Prozent ansteigen, aber auch Polyus Gold, der zu den Top-10-Goldproduzenten der Welt zählt, stieg über 150 Prozent und ist immer noch unterbewertet. Es lohnt sich also weiterhin ein Blick über den Tellerrand nach Osteuropa!
Neue Chancen in Polen
Als besonders chancenreich stufe ich den Wachstumsmarkt-Sektor der Warschauer Börse New Connect ein, wo es eine ganze Reihe von attraktiven Wachstumsaktien im Small- und Mid Cap Bereich gibt. Einige davon werden im Rahmen der von Swen Lorenz organsierten Polen-Reise vom 16. bis 19. September in Warschau vorgestellt. Ich werde an der Reise auch teilnehmen und ich empfehle jedem, sich auch einmal ein Bild vor Ort in Warschau zu machen.Wer Interesse an der Reise hat, kann sich entweder bei mir oder direkt mit Swen Lorenz in Verbindung setzen. Swen Lorenz ist ein ausgewiesener Experte von unterbewerten Aktien in Emerging Markets. Er hat bereits die halbe Welt bereist. Details zu der Reise sind seiner Home www.undervalued-shares.com zu entnehmen. Polen ist eines der wenigen Länder, die seit Jahren ein weit überdurchschnittliches Wachstum in Europa haben. Mein Motto bleibt daher: Go East – in der Corona-Krise liegt die Chance!
— Andreas Männicke —
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ZUM AUTOR
Andreas Männicke ist Journalist, Buchautor, Verleger, Börsen-Experte und Berater (mit Spezialisierung auf Osteuropa) – bekannt aus TV- und Radio-Sendungen wie N-TV, N24, DAF, Bloomberg, Deutsche Welle. Mehr Information: www.andreas-maennicke.de und www.eaststock.de.