„Sowohl die Indikatoren zur aktuellen Lage als auch die Erwartungen rutschten etwas tiefer ins Minus”, erklärte Katrin Demmelhuber vom ifo Institut in einer Pressemitteilung. Mit Ausnahme von IT-Dienstleistungen und kreativen Berufen ist das Geschäftsklima in allen untersuchten Dienstleistungssektoren im Oktober laut Demmelhuber gesunken. Auch die Einzelhändlerinnen und -händler korrigierten demnach ihre Einschätzungen zur aktuellen Lage leicht nach unten und blickten zudem pessimistischer auf die kommenden Monate.
Niedrige Nachfrage bremst Geschäftstätigkeit
Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage im Oktober richteten „ein besonderes Augenmerk auf die Herausforderungen, die Selbstständige in ihrer Geschäftstätigkeit behindern”. Selbstständige haben demnach häufiger mit schwacher Nachfrage zu kämpfen, nämlich in gut 45 Prozent der Fälle, als das in der Gesamtwirtschaft der Fall ist (33 Prozent). Letztere werde eher eingeschränkt durch angebotsseitige Behinderungen wie Arbeitskräftemangel, Material- und Lieferengpässe, zu geringe technische Kapazität und fehlende Geschäftsausstattung.
„Schwächelt die Gesamtwirtschaft über einen längeren Zeitraum, bekommen Selbstständige zu wenig Aufträge. Eine Konsequenz aus dieser anhaltend niedrigen Nachfrage ist die deutlich höhere Existenzbedrohung”, sagt Matthias Henze, CEO und Mitgründer von Jimdo. Der Anteil der Selbständigen, die sich in ihrer Existenz bedroht fühlen, fällt seit über einem Jahr mehr als doppelt so hoch aus wie in der Gesamtwirtschaft. Aktuell im Oktober sind es bei den Selbstständigen 16,5 Prozent und bei der Gesamtwirtschaft 6,8 Prozent, die sich existenziell bedroht sehen. Henze ergänzt: „In absoluten Zahlen betrifft die Existenzbedrohung circa 644.000 Selbstständige. Das ist ein strukturelles Problem, das unsere Wirtschaft als Ganzes gefährdet.” Laut Statistischem Bundesamt gibt es in Deutschland 3,9 Millionen Selbstständige (Stand Mai 2023).
Selbstständige ersehnen sich konkrete Maßnahmen
„Wie befürchtet hat sich die Stimmung unter den Selbstständigen nur kurzfristig aufgehellt”, sagt Dr. Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD). „Seit Beginn des Ukraine-Kriegs nehmen die Klagen über Auftragsmangel fast kontinuierlich zu. Arbeitskräftemangel und Materialengpässe sind für unsere Gruppe keine so großen Probleme, sehr wohl aber Bürokratie, Rechtsunsicherheit und mangelnde Wertschätzung. Wir warten hier auf eine Wende, ein Signal der verantwortlichen Politiker, dass sie die Bedeutung und Bedürfnisse dieser Erwerbsgruppe sehen. Klarstellungen, die mehr Rechtssicherheit insbesondere in Bezug auf Scheinselbstständigkeit bringen, wären ein dringend benötigtes Aufbruchsignal.“
Bildquellen
- Existenzbedrohung Selbstständige und Gesamtwirtschaft: Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex Oktober 2023
