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Barmer-Report 2022: „Hamburgs Pflegekräfte durch Corona belastet wie nie zuvor“

Die Krankenkasse verzeichnet einen starken Anstieg psychischer Erkrankungen bei Beschäftigten in stationären Pflegeeinrichtungen während der Pandemie. Experten fordern attraktivere Arbeitsbedingungen für die Fachkräfte, um die Pflege weiterhin gewährleisten zu können.

Alexa / Pixabay.com

„Hygienekonzepte, Maskenpflicht, Kontaktsperren – die Corona-Pandemie hat von Anfang an Pflegebedürftige, aber auch Pflegekräfte besonders stark belastet”, heißt es im Vorwort des Barmer-Reports 2022. In hamburgischen Pflegeheimen habe der Spitzenwert der Krankschreibungen aufgrund einer Covid-19-Diagnose im Februar letzten Jahres bei 157 Erkrankten je 10.000 Pflegefachkräften gelegen, teilt die Landesvertretung Hamburg Mitte Februar 2023 mit. Auch die Zahl der psychischen Erkrankungen sei in der Pandemie stark gestiegen. Mit 282 Erkrankten je 10.000 Beschäftigte waren Pflegekräfte in Pflegeheimen im Sommer vergangenen Jahres fast vier Mal häufiger betroffen als Menschen anderer Branchen.

„Die Corona-Pandemie hat uns die Schwachstellen des Systems aufgezeigt. Pflegekräfte haben wegen des pandemiebedingten Personalausfalls und aufgrund notwendiger Hygienemaßnahmen wie einer permanenten Maskenpflicht unter erschwerten Bedingungen gearbeitet. Dabei sind sie weit über ihre Belastungsgrenzen gegangen“, sagt Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg. „Für die Zukunft brauchen wir nicht nur wirksame Schutzkonzepte, sondern auch attraktivere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte. Dafür müssen wir sie gezielt entlasten und besser ausstatten. Nur so können wir Pflege in unserer Stadt auch künftig gewährleisten.“

Vulnerable Pflegebedürftige weiterhin besonders schutzbedürftig

Die ersten beiden Corona-Wellen haben auch bei den Pflegebedürftigen in Hamburgs Heimen für viele Infektionen gesorgt. Während der zweiten Welle Ende 2020 lag ihr Anteil bei knapp neun Prozent. Die Infektionsrate in der Gesamtbevölkerung betrug zu diesem Zeitpunkt etwas mehr als ein Prozent. Auch ein überproportional hoher Anstieg bei der Zahl Verstorbener mit Pflegegrad 5 in Hamburg zeigt, dass diese Gruppe besonders betroffen war. So verstarben im Jahr 2021 mit 538 je 10.000 Pflegebedürftige fast 50 Prozent mehr vollstationär Gepflegte als 2017. „Inzwischen hat Corona für viele den anfänglichen Schrecken verloren. Die Schutzmaßnahmen sind weitgehend heruntergefahren. Doch in Pflegeheimen finden sich nach wie vor besonders vulnerable Gruppen. Wirksame Schutzkonzepte mit Augenmaß brauchen wir deshalb auch für diese besonders Schutzbedürftigen“, so Dr. Susanne Klein.

Finanzielle Auswirkungen auf Pflegeversicherung

Die Folgen der Pandemie wirken sich auch massiv auf die Finanzsituation der sozialen Pflegeversicherung aus. Mehrausgaben der ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen, etwa für Sachmittel und Personal, standen Mindereinnahmen gegenüber, unter anderem durch nicht belegte Heimplätze, so die Barmer in Hamburg. Dafür stellten die Einrichtungen seit März 2020 bei den Pflegekassen Anträge auf Erstattung in Milliardenhöhe.

Ein weiterer Kostenblock waren laut Angaben die Ausgaben für Antigen-Tests ab Oktober 2020. Bis Ende 2022 beliefen sich die Mehrkosten für Pflege-Rettungsschirme, Antigen-Tests und die Corona-Pflegeprämie auf rund zwölf Milliarden Euro. Steuerzuschüsse und Rückzahlungen glichen davon bis Ende 2022 lediglich sieben Milliarden Euro aus. „Die Pflegeversicherung ist somit in einer ohnehin angespannten Situation mit rund fünf Milliarden Euro in Vorleistung gegangen. Der Bund ist aufgefordert, der sozialen Pflegeversicherung diese Summe schnell zu erstatten“, so die Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg.

Der Barmer Pflegereport 2022 steht hier zum Download zur Verfügung: http://bitly.ws/AEHr

 

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