Deutschlands Berufstätige streben deutlich veränderte Arbeitsmodelle an. Fast jeder zweite Vollzeit-Beschäftigte, konkret 48 Prozent, würde zur Teilzeitarbeit wechseln, wenn er vom Arbeitgeber dazu die Möglichkeit bekäme. Am stärksten ist der Wunsch nach kürzerer Arbeitszeit bei den Beschäftigten unter 40 Jahren vertreten. Das geht aus einer repräsentativen Befragung für eine jährliche Berufe-Studie im Auftrag des Versicherers HDI hervor, für die im Juni und Juli 2022 insgesamt 3.891 Erwerbstätige ab 15 Jahren befragt worden sind.
Demnach plädieren drei Viertel aller Beschäftigten (76 Prozent) für die Einführung der Vier-Tage-Woche in ihren Unternehmen. Mit einem Anteil von 86 Prozent ist dieser Wunsch besonders stark in der Industrie vertreten. 24 Prozent und damit jeder Vierte, wäre auch bereit, dafür auf einen Teil des Lohns zu verzichten. Insgesamt sind das aber nur 14 Prozent aller Beschäftigten. Zugleich sehen 41 Prozent aller Berufstätigen in Deutschland durch mobiles Arbeiten qualitativ verbesserte Ergebnisse, nur 29 Prozent bestreiten das.
Durch die Pandemie sehen mehr Beschäftigte die Digitalisierung positiv
Ein Treiber dieser Entwicklungen scheint die massive Digitalisierung der Arbeitswelt seit 2019 zu sein, so geht aus der HDI-Mitteilung hervor, die durch die Corona-Pandemie deutlich beschleunigt worden sei. So loben heute 60 Prozent aller Beschäftigten – fast ein Drittel mehr als vor der Corona-Zeit – die Digitalisierung im Beruf als „hilfreich”.
Zugleich geht die Sorge vor Jobverlusten durch die Digitalisierung in Deutschland weiter zurück. Allerdings nimmt auch die Bindung zum Job und Unternehmen gerade bei jungen Beschäftigten signifikant ab – zugunsten einer angestrebten verbesserten Work-Life-Balance. War etwa 2020 für 69 Prozent der Berufstätigen unter 25 Jahren „ein Leben ohne Beruf nicht vorstellbar“, sind es jetzt 58 Prozent.
Jüngere wünschen „mehr Freiräume“
Dr. Christopher Lohmann, Vorsitzender des Vorstands von HDI Deutschland: „Besonders junge Berufstätige in Deutschland streben den Ergebnissen unserer Studie zufolge vehement nach mehr Freiräumen im Beruf. Sie wollen mitbestimmen, wo, wann und wie lange sie arbeiten. Ihre Vorstellungen weichen dabei deutlich von den tradierten Arbeitsmodellen ab. Die Corona-Erfahrungen haben diese Einstellungen offenbar stark befördert.“
Bildquellen
- Work-Life-Balance: Anrita / Pixabay.com