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Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex: Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen stehen schlechter da als große Betriebe

Der erste Kriegsschock legt sich bei den Kleinen, aber ihre Geschäftslage bleibt dramatisch schlechter als die der Gesamtwirtschaft. Die Existenzbedrohung ist bei den Kleinen mit knapp 19 Prozent weiterhin mehr als doppelt so hoch wie bei den Großen. Trotz steigender Kosten: Nach der ersten Welle der Preiserhöhungen halten sich Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen derzeit zurück – anders als die Gesamtwirtschaft. Das kann ihre Lage weiter verschärfen.

loufre / Pixabay.com

Kleinstunternehmen und Solo-Selbstständige hatten schockiert auf den Ukraine-Krieg reagiert. Ihr Geschäftsklima rutschte in den Keller. Jetzt stabilisiert sich die Stimmung auf niedrigem Niveau, ähnlich wie bei der Gesamtwirtschaft. Insgesamt ist die Geschäftslage der kleinen Unternehmen aber weiterhin dramatisch schlechter. Das spiegelt sich auch in einer nach wie vor wesentlich höheren existenziellen Bedrohung wider.

Verschlimmern könnte ihre Situation ein weiteres Ungleichgewicht: Im Vergleich zu großen Unternehmen geben weniger kleine Unternehmen ihre gestiegenen Kosten weiter. Drei Experten für Solo- und Kleinstunternehmen interpretieren die Ergebnisse der April-Umfrage und vergleichen sie mit der Gesamtwirtschaft: das ifo-Institut, der Verband der Gründer und Selbstständigen in Deutschland (VGSD) und Jimdo, ein Anbieter von Online-Tools speziell für Selbstständige und kleine Unternehmen.

JIMDO-IFO-GESCHÄFTSKLIMAINDEX FÜR SOLO-SELBSTSTÄNDIGE UND KLEINSTUNTERNEHMEN
Als gemeinsame Initiative des ifo Instituts und des Online-Tools-Anbieters Jimdo wird der „Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex“ seit Dezember 2021 monatlich veröffentlicht. Das Ziel: Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen mehr Sichtbarkeit in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion zu verschaffen. Das ifo Institut berechnet die Konjunkturindikatoren für Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen (weniger als neun Mitarbeiter) auf Basis seiner Unternehmensbefragungen. Die Ergebnisse können direkt beim ifo Institut bezogen werden. Die teilnehmenden Betriebe decken alle Sektoren wie im Gesamtindex ab: Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Dienstleistungssektor. Die Gewinnung der neuen Teilnehmenden erfolgt in Kooperation mit Jimdo sowie dem Verband der Gründer und Selbstständigen in Deutschland (VGSD e.V.). Jimdo ruft weiterhin Solo-Selbstständige und KleinstunternehmerInnen dazu auf, sich unter www.wir-im-ifo.de

„Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen halten sich zurück mit weiteren Preiserhöhungen. Die Preiserwartungen bei den Kleinen sind kaum noch gestiegen. Das steht im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft”, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. Bei den größeren Unternehmen sind es laut April-Befragung noch einmal deutlich mehr geworden, die ihre Preise in den nächsten drei Monaten erhöhen werden.

„Die existenzielle Bedrohung bleibt bei vielen bestehen – in absoluten Zahlen sind circa 700.000 Unternehmen betroffen”, sagt Matthias Henze, Mitgründer und CEO von Jimdo. „Wenn man dann noch bedenkt, dass die Kleinen die Inflation nicht so weitergeben können wie die Großen, dann droht der deutschen Wirtschaft ein weiterer Schwund an Selbstständigen.”

Solo- und Kleinstunternehmen können ihre gestiegenen Kosten zu wenig weitergeben

Tim Andreas Fahrion, Gründer und Geschäftsführer des Food Start-ups Ginger & Fred, bestätigt dies: „Ich müsste eigentlich deutlich höhere Preise ansetzen, um meine gestiegenen Beschaffungs- und Energiekosten zu decken. Aber meine Kunden leiden ja auch unter der Inflation und sind verständlicherweise preissensitiv momentan. Ich sehe gerade nicht die Lösung darin, weiter an der Preisschraube zu drehen. Für mich zählt die Beständigkeit, die sich auch in meinen Preisen widerspiegelt.“

„Es ist der Punkt erreicht, an dem wir Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer von überbordenden bürokratischen Pflichten und Rechtsunsicherheit entlasten müssen. Nur dann können sie sich ihrer eigentlichen Arbeit widmen und ihre Unternehmen auf die schwierige Situation einstellen“, fordert Dr. Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des VGSD e.V. „Angesichts steigender Inflationsraten und konkreter Rezessionsgefahr müssen wir Lehren aus der Corona-Krise ziehen und dürfen vor der schwierigen Lage der Kleinen nicht erneut die Augen verschließen.“

Ifo-Geschäftsklima stabilisiert sich nach dem Ukraine-Schock

Die Stimmung bei großen und kleinen Unternehmen hat sich wieder etwas gefangen zwischen März und April. Das Geschäftsklima ist laut ifo-Index bei Kleinstunternehmen auf minus 7,2 Punkte von minus 10 Punkten gestiegen. Bei der Gesamtwirtschaft ist es auf plus 0,7 Punkte von minus 1,6 Punkten gestiegen. Die Geschäftslage der Kleinen verbesserte sich zwar von minus 3,9 auf plus 1,3 Punkte, liegt aber weiterhin dramatisch unter der der Gesamtwirtschaft. Dort stieg die Lageeinschätzung zwischen März und April von plus 21,2 Punkten auf plus 21,5 Punkte. Beim Ausblick in die Zukunft verbessern sich ebenfalls beide im Vergleich zum Vormonat ein wenig, liegen aber weiterhin beide im Minusbereich: Die Geschäftserwartungen bei der Gesamtwirtschaft liegen aktuell bei minus 18,2 Punkten, bei den Kleinstunternehmen bei minus 15,3. Die Preiserwartungen sind bei beiden in den letzten drei Monaten stetig gestiegen. Die Kleinen gehen bei den Preisen jetzt aber allmählich auf die Bremse, während die Gesamtwirtschaft noch einmal ordentlich nachlegt zwischen März und April. Die Preiserwartungen steigen bei den Kleinen von 51.1 Punkten auf 52 Punkte, bei der Gesamtwirtschaft steigen sie von 55 auf 62. Der Anteil der Unternehmen, die sich in ihrer Existenz bedroht fühlen, ist bei beiden zurückgegangen seit der letzten Erhebung im Januar. In der Gesamtwirtschaft sind es im April 7,1 Prozent der Unternehmen, bei den Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen sind es mit 18,9 Prozent mehr als doppelt so viele bedrohte Unternehmen.

 

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