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Finanzen

Banken als Rohstoffhändler

Viele Banken wittern im Geschäft mit Rohstoffen den großen Ertragsbringer der nächsten fünf bis zehn Jahre. Anders ist die starke Fokussierung auf den Rohstoffhandel, der Auf- und Ausbau der entsprechenden Personal-, Handels- und Infrastrukturkapazitäten in den Häusern nicht zu erklären.

Viele Banken wittern im Geschäft mit Rohstoffen den großen Ertragsbringer der nächsten fünf bis zehn Jahre. Anders ist die starke Fokussierung auf den Rohstoffhandel, der Auf- und Ausbau der entsprechenden Personal-, Handels- und Infrastrukturkapazitäten in den Häusern nicht zu erklären.

Viele Banken wittern im Geschäft mit Rohstoffen den großen Ertragsbringer der nächsten fünf bis zehn Jahre. Anders ist die starke Fokussierung auf den Rohstoffhandel, der Auf- und Ausbau der entsprechenden Personal-, Handels- und Infrastrukturkapazitäten in den Häusern nicht zu erklären.

 Derzeit sind sie bestrebt, in der gesamten Bandbreite der Rohstoffklassen Fuß zu fassen; schließlich geht es um die langfristige Sicherung von Marktanteilen. Der erste Schritt kann nur der Handel von Commodities sein und die Beteiligung an anderen kleineren und mittleren Handelshäusern sowie Beteiligungen an Rohstoffunternehmen, Transportfirmen wie Tankergesellschaften oder Pipeline-Betreibern. Schließlich ist die Wertschöpfungskette recht groß, da lässt sich auf verschiedenen Ebenen gut Geld verdienen.

Aber was kommt danach, wenn die Bank eine wichtige Stellung als Händler eines Rohstoffs hat, ihn selbst transportiert und einlagert und auch als physischer Anbieter oder Nachfrager auftritt? Für Geschäftsbeziehungen zu Rohstoffunternehmen oder Ölfirmen zum Beispiel im Kreditbereich ist es sicherlich förderlich, wenn der Kreditnehmer weiß, dass auch die Bank aufgrund eigener Interessen und Kenntnisse des Geschäftes im Rohstoffbereich stark verwurzelt ist. Doch für die Bank wird es dann um mehr gehen. Sie wird Kunden das Geschäft der Rohstoffe verfügbar machen wollen, und zwar in einer anderen Form, als das bisher möglich ist. Das bedeutet für die Bank nicht nur neue Geschäfte über Produkte, sondern auch die entsprechende Ausplatzierung von Risiken auf andere Marktteilnehmer.

Tranchierung von Risiken

Eine derartige Entwicklung hat es schon einmal gegeben. Viele Banken strebten Anfang dieses Jahrtausends in den Kreditmarkt. Zunächst ging es um den Handel von Krediten, den Aufbau eines Marktes sogenannter Kreditderivate. Dass durch den Handel Kreditrisiken auf andere Marktteilnehmer übertragen werden konnten, war aber auch nur der erste Schritt. Strukturierte Produkte folgten. Sie ermöglichen Investoren, an einem Asset mit Risiken in unterschiedlichen Graden beteiligt zu sein. Sogenannte Tranchen wurden gebildet: An einem Asset-Pool, der sich zum Beispiel aus Krediten zusammensetzt, übernimmt ein Investor ein bestimmtes Verlustrisiko, zum Beispiel 5% des Ausfalls, d.h. des Verlustes – unabhängig davon, welcher Kredit in diesem Pool ausfällt. Wem das zu heiß ist, der beteiligt sich eben mit einer Tranche an dem entsprechenden Asset-Pool, die erst dann Verlust macht,nachdem die ersten 5% ausgefallen sind. Wer bereit ist, das höchste Verlustrisiko zu übernehmen, bekommt die höchste Prämie, das heißt das höchste Spread-Einkommen. Der Spread nimmt sukzessive ab, je risikoaverser ein Investor ist, d.h. je weniger Verlustrisiko er übernehmen möchte.

Genau diese Kreditderivatetechnologie werden die Banken spätestens in ein paar Jahren, wenn sie im Rohstoffhandel Fuß gefasst haben, auch auf die Commodities anwenden. Zunächst einmal gibt es börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF) auf einzelne Rohstoffe, Körbe oder Indizes. Über die rohstoffgebundenen Bonds oder Notes wird es zu Tranchen auf Commodities kommen. Investoren können Risikograde vorgeben, mit denen sie an Öl, Weizen oder Propangas partizipieren wollen, und erhalten daraus ein Spread-Einkommen, nehmen aber in einer vorab definierten Risikobandbreite an den Preisentwicklungen teil.

Der Tranchenhandel ermöglicht dann wiederum, auf Korrelationen zu setzen. Wer der Meinung ist, dass eine Einheit Energie aus Öl künftig immer teurer wird, gleichzeitig aber glaubt, dass eine Einheit Energie aus Windkraft immer billiger wird, weil mehr davon zur Verfügung stehen dürfte, hat zwischen beiden Assets eine negative Korrelation . Nur das Produkt, mit dem er davon profitieren kann, fehlt noch.

Von diesem Punkt an ist es dann auch nur noch ein kleiner Schritt, bis Rohstoffe Retail-Anlegern in Form strukturierter Produkte zur Verfügung stehen. Vielleicht gibt es irgendwann auch Altersvorsorgeprodukte, in denen Tranchen von Windkraft, Propangas und Weizen kombiniert werden. Vor diesem Hintergrund hat die Beteiligung der Banken im Handel mit diesen Rohstoffen sehr viel Sinn.

 

Kai Johannsen / Börsen Zeitung

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