Gehen die USA demnächst Pleite?
Alle Blicke der Anleger werden in den nächsten beiden Wochen auf die USA gerichtet sein. Von Bedeutung sind dort nicht nur die nächsten Inflations- und Arbeitsmarktdaten, sondern vor allem, ob sich der US-Kongress auf eine neue Schuldenobergrenze einigen kann. Die derzeitige Schuldenübergrenze liegt bei 31,4 Billionen US-Dollar (etwa 28,6 Billionen Euro). Die US-Finanzministerin Janet Yellen besitzt nur noch 150 Milliarden US-Dollar an Finanzmittel, die ausgezahlt werden können, und dann ist die Schuldenobergrenze erreicht. Wenn sich der US-Kongress, also die Demokaten und Republikaner, bis Anfang Juni auf keine neue Schuldenobergrenze einigen kann, darf der Staat keine Ausgaben mehr tätigen, übrigens auch nicht an die Ukraine, die dringend Mittel zur Fortführung des Kriegs benötigen. Die Zinsen für sehr kurzfristige Anleihen sind schon auf 5,1 Prozent angestiegen, was höher als die US-Inflationsrate ist. Die inverse Zinsstruktur deutet auf eine Rezession in der zweiten Jahreshälfte an. Die Gewinne und Gewinnmargen der Unternehmen dürften in der zweiten Jahreshälfte eher abnehmen als zunehmen, was für fallende Kurse sorgen würde.
Notenbanken im Dilemma
Es ist die große Frage, was in den nächsten Monaten auch die Notenbanken machen, nachdem sie zuletzt die Zinsen um jeweils 0,25 Basispunkte erhöht haben. Weitere Zinserhöhungen könnten das sehr fragile, globale Finanzsystem destabilisieren. Auf der anderen Seite sind die Inflationsraten vor allem im Euroraum mit 7,2 Prozent noch viel zu hoch. Zunehmende Streiks wie jetzt der große Bahnstreik in Deutschland sorgen auch dafür, dass die Inflationsraten nicht so schnell runter gehen, weil jetzt die Gehälter stark erhöht werden, was die Unternehmensgewinne drücken wird.
Osteuropa-Börsen mit Outperformance-Chancen
Noch sind die Weltbörsen sehr stabil. Der deutsche Leitindex Dax ist bei 15.913 Indexpunkten mit 13 Prozent seit Jahresbeginn im Plus, der S&P-Index aus den USA mit 7,8 Prozent und der Nasdaq-Composite-Index bei 12.284 Indexpunkten sogar mit 18,3 Prozent. Microsoft und Alphabet setzen jetzt voll auf künstlichen Intelligenz, wo die nächsten Innovationsprünge zu erwarten sind, was aber auch ein gefährliches Spiel ist, wenn die Prozesse außer Kontrolle geraten.
Auch der CECE-Index mit Ungarn, Polen und Tschechien im Bott stieg schon um 14,01 Prozent auf 1.529 Indexpunkte, was ein neues Jahreshoch bedeutet. Der UTX-Index für Aktien aus der Ukraine konnte trotz Krieg schon um 31,7 Prozent zulegen und der KTX-Index für Aktien aus Kasachstan stieg schon um 12 Prozent auf ein neues Jahreshoch an. Es gibt immer wieder deutliche Outperformance-Chancen in Osteuropa. Daher sollten die Anleger auch einen Teil ihres Geldes in Osteuropa anlegen. Sehr positiv entwickeln sich hier auch die Balkan-Region und das Baltikum in Osteuropa.
US-Bankenkrise noch nicht beendet
Im Jahr 2011 kam es schon einmal zu keiner Einigung bei der Neufestlegung der Schuldenobergrenze und damals brachen die Aktienbörsen um über 20 Prozent ein. Das droht jetzt ebenfalls. Von daher sollten die Anleger jetzt mehr in Liquidität gehen, Zudem droht eine Pleitewelle im US-Bankensektor. Nach der Pleite der Silicon Valley Bank, Signature Bank und First Republic Bank droht nun die Pleite der PacWest Bank aus Kalifornien mit einem Einlagenvolumen von 5 Milliarden US-Dollar, also eine relativ kleine und unbedeutende Bank. Auch hier wurden aber schon 10 Prozent der Einlagen in der vergangenen Woche abgezogen. Dies geht jetzt aber vielen Banken in den USA so. Das Geld fließt dann in Geldmarktfonds, wo das Volumen schon auf ein neues Rekordniveau von über 5,38 Billionen US-Dollar angestiegen ist. Die Prämien für Kreditausfallversicherungen sind weiterhin auf Rekordniveau, was ein Beleg ist, dass die Bankenkrise noch nicht vorbei ist.
Von daher dürften die Aktienmärkte demnächst korrigieren.
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ZUM AUTOR
Andreas Männicke ist Journalist, Buchautor, Verleger, Börsen-Experte und Berater (mit Spezialisierung auf Osteuropa) – bekannt aus TV- und Radio-Sendungen wie N-TV, N24, DAF, Bloomberg, Deutsche Welle. Mehr Information: www.andreas-maennicke.de und www.eaststock.de
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