In Deutschland gibt es erstmals ein Museum zum Bombenkrieg. Im umgebauten Mahnmal der ehemaligen Hamburger Hauptkirche St. Nikolai ist seit dem 1. September 2013 die Dauerausstellung. „Gomorrha 1943 – Die Zerstörung Hamburgs im Luftkrieg“ zu sehen.
Die Ausstellung widmet sich 70 Jahre nach dem Hamburger Feuersturm den Ereignissen, die Hamburgs Zerstörung im Zweiten Weltkrieg einleiteten. Als höchster Turm der Stadt diente St. Nikolai den alliierten Bomberpiloten als Orientierungspunkt. Rund 35.000 Menschen kamen bei der „Operation Gomorrha“ ums Leben.
Ort der Dauerausstellung ist die Krypta der ehemaligen Hauptkirche St. Nikolai. Dort eröffnete bereits 1998 ein Dokumentationszentrum. Für die neue Dauerausstellung wurde es umgebaut, erweitert und in ein modernes Museum verwandelt.
Auf etwa 450 Quadratmetern zeigt die durchgängig deutsch- und englischsprachige Ausstellung die Bombardierung Hamburgs sowie deren Folgen. Dabei beginnt das Thema aber nicht erst mit den Luftangriffen vom 24. Juli 1943, sondern setzt bei der Mobilisierung für den Zweiten Weltkrieg an, den damit einhergehenden Luftschutzvorbereitungen und dem Aufbau der Rüstungsindustrie. Die Ausstellung beschäftigt sich mit den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Aspekten des Bombenkriegs, genauso wie mit den Folgewirkungen auf die Überlebenden und die nachfolgenden Generationen. Darüber hinaus thematisiert die Ausstellug die schweren Angriffe der deutschen Luftwaffe 1939 auf Warschau und 1940 auf Coventry und Rotterdam.
Auch werden Film- und Fotoaufnahmen brennender Straßenzüge einem Flugblatt von Gauleiter Karl Kaufmann gegenübergestellt, in dem dieser die Hamburger für ihre tapfere Gesinnung lobt. Letzte, mühsam gerettete Kleidungsstücke sind neben behördlichen Anweisungen zu sehen, die verharmlosend erläutern, wie man sich bei Luftalarm „richtig“ verhalten soll. An einem Medientisch lassen sich die zentralen Fakten zur „Operation Gomorrha“ abrufen.
Zeitzeugeninterviews geben Einblick in die Ängste und Nöte von Betroffenen. Nach dem Krieg tat man sich in Deutschland schwer, einen angemessenen Umgang mit den Erfahrungen des Bombenkriegs zu finden, heißt es. Eine Leseecke lädt dazu ein, sich die literarische und künstlerische Verarbeitung der Ereignisse selbstständig zu erschließen.
Zum Mahnmal St. Nikolai gehört außerdem die in 76 Metern Höhe gelegene Aussichtsplattform des geschichtsträchtigen Turmes. Mit einem Panoramalift gelangen Besucher barrierefreie nach oben. Die Fahrstuhlkabine ist nach drei Seiten hin verglast und bietet bereits während der 40 Sekunden dauernden Fahrt spannende Ausblicke. Oben angekommen eröffnet sich ein imposanter Blick über die Hamburger Innenstadt. Historische Fotografien auf der Aussichtsplattform zeigen, welche Zäsur die Zerstörung für Hamburg 1943 darstellte und wie die Stadt damals im Vergleich zu heute aussah.
Mahnmal St. Nikolai
Museum und Aussichtsturm
Willy-Brandt-Straße 60, 20457 Hamburg. Die Ausstellung ist täglich von 10 Uhr bis 20 Uhr und ab Oktober bis 17 Uhr geöffnet sein. Der Eintritt (gilt für Museum und Aussichtsturm) kostet 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, für Kinder (6 bis 17 Jahre) 3 Euro, Schüler1,50 Euro. Weitere Informationen: www.mahnmal-st-nikolai.de
St. Nikolai als außerschulischer Lernort
Begleitend zu der neuen Dauerausstellung des Mahnmals St. Nikolai bietet der Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V. museumspädagogisches Material an. Dieses kann auf der Internetseite heruntergeladen werden und ist nach Sekundarstufe 1 und 2 unterteilt. Für Grundschulklassen steht auf der Internetseite eine Rallye bereit, die die Außenfläche der Ruine erkundet sowie ein Quiz, das den Aussichtsturm unter die Lupe nimmt und die Stadt von oben betrachtet. Schulklassen können ihren Besuch im Mahnmal St. Nikolai auch über den Museumdienst Hamburg planen und dort eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Führung buchen.
Bildquellen
- mahnmal_st_nikolai: Förderkreis Mahnmal St. Nikolai