Die Deutsche Bank hat erste personelle Konsequenzen aus der Datenaffäre gezogen. Der Sicherheitschef und der Investor-Relations-Manager müssen den Konzern verlassen, weil sie die Bespitzelung eines kritischen Aktionärs in die Wege geleitet haben sollen.
Der Deutschland-Chef der Konzernsicherheit der Deutschen Bank, Rafael Schenz, sowie Wolfram Schmitt, der Leiter der Abteilung Investor Relations, sind entlassen worden. Dies berichtete das Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL am Samstag vorab. Demnach lege der Bericht der Anwaltskanzlei Cleary, Gottlieb, Steen & Hamilton beiden die Bespitzelung des Aktionärs Michael Bohndorf zur Last.
Die Bank habe demnach 2006 eine Detektei beauftragt, das private Umfeld Bohndorfs auszuspähen. Dazu habe eine 23-jährige Brasilianerin den damals 66-Jährigen verführt und ausgehorcht. Zudem soll das Finanzinstitut versucht haben, einen Rechtsreferendar in der Kanzlei Bub Gauweiler einzuschleusen, um die Strategie der Anwälte auszuspionieren, die den Ex-Medienmogul Leo Kirch bei seinen Klagen gegen das Institut vertreten. Laut SPIEGEL ist die Aktion jedoch früh abgebrochen worden, vermutlich nachdem die Rechtsabteilung interveniert hatte.
Auslöser der illegalen Aktivitäten sei die Hauptversammlung der Bank im Juni 2006 gewesen, bei der Bohndorf sowie die Kirch-Anwälte kritische Fragen gestellt hatten. Im Anschluss habe der Leiter der Abteilung Investor im Auftrag des Aufsichtsratschefs Clemens Börsig herausfinden sollen, „was der Bohndorf für einer sei und ob er mit Kirch unter einer Decke stecke“, zitiert das Magazin einen Insider.
Weiter heißt es, dass der Leiter der weltweiten Konzernsicherheit, Victor Meyer, mehrfach über den Stand der „Ermittlungen“ unterrichtet worden sei. Ob Meyer auch den Risikovorstand Hugo Bänziger oder gar Vorstandschef Josef Ackermann informiert habe, ist unklar. Allerdings gilt es dem Bericht zufolge in der Bank als äußerst unwahrscheinlich, dass es keine Absicherung bei den Chefs gegeben habe. Bei anderen Spitzelaktionen ist es angeblich im geringen Umfang auch zum Abgleich gewählter Rufnummern in der Telefonzentrale gekommen – was die Bank bisher stets bestritten hat. Das Institut wollte sich zu den Vorwürfen laut SPIEGEL nicht äußern. Die Affäre bei der Deutschen Bank wurde im Mai bekannt. Vorstandschef Ackermann hatte daraufhin die Anwaltskanzlei mit der Untersuchung beauftragt. Die Bank hatte auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ( Bafin ) über den Fall informiert, die eine Sonderprüfung anordnete.
Markus Schindler