Wenn ich heute wieder zufällig die beiden im Bus treffe und sie wieder in meiner Nähe sitzen, so dass ich ungewollt an ihrer Unterhaltung teilnehmen muss, und sie sich auch diesmal über ihre Klaviere unterhalten, wobei sie an dem Befinden des jeweils anderen Klavieres sehr interessiert sind, und wenn sie dann erneut über die ersten Flugversuche der Klaviere reden – denn aus ihnen werden langsam Flügel – und wenn sie sich dann zum wiederholten Mal besorgt über den Bekanntenkreis ihrer Klaviere äußern, weil sie Angst haben, dass eben dieser Bekanntenkreis ein schlechter Umgang für ihre Klaviere ist, und wenn die beiden dann nochmals darüber klagen, dass die Yetis zu einer ernsten Gefahr werden, weil sich diese nur von Klavieren ernähren und somit auch eine große Bedrohung für das Glück der Klavierbesitzer sind, weshalb die beiden dann bestimmt wieder beschließen werden, demnächst auf Yeti-Jagd zu gehen, und wenn dann wieder alle anderen Leute im Bus den beiden zustimmen und sich ebenfalls über diese Yetis beschweren und sich immer mehr Klavierbesitzer zu Wort melden, die sich für eine große Yeti-Treibjagd aussprechen – dann werde ich mich wohl wieder einmal fragen, ob ich noch normal bin, weil … es ist mir so furchtbar peinlich … also, weil ich … (was ich jetzt schreibe, würde ich niemals laut in der Öffentlichkeit sagen) … dann also würde ich mich wieder einmal fragen, ob ich noch normal bin, weil ich für meinen Teil – übrigens mit sehr großem Erfolg – die Zucht von Yetis bevorzuge und ihre Jagd vehement ablehne.
– Andreas Ballnus —
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ZUM AUTOR
Andreas Ballnus
Jahrgang ’63, Liedermacher und Autor. Unter dem Nick „anbas“ hat er in dem Literaturforum „Leselupe.de“ eine Vielzahl seiner Texte veröffentlicht. Er lebt in Hamburg und verdient sein Geld als Sozialarbeiter im öffentlichen Dienst. Weitere Informationen: andreasballnus.de.tl
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