Viele Betriebe bereiten sich auf die Rückkehr ihrer Mitarbeitenden aus dem Homeoffice in die Büros vor. Eine Umfrage zeigt, dass die Beschäftigten dabei Wert auf klare Hygieneregeln legen und vielfach gerne weiterhin flexibel von zu Hause aus arbeiten möchten.
Zu Beginn der Corona-Pandemie ermöglichten viele Firmen ihrer Beschäftigten, ihrer Tätigkeit von zu Hause aus nachzugehen. Mancher Arbeitgeber mag erstaunt gewesen sein, wie gut das klappt, per Videokonferenz in Kontakt zu bleiben und Projekte aufeinander abzustimmen. Viele Betriebe jedenfalls, wie etwa der Technologie-Konzern Siemens, haben bereits angekündigt, einem Teil der Belegschaft weiterhin nach Absprache tageweise Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen.
Doch gänzlich kann kaum ein Unternehmen auf einen Büroalltag verzichten. Die meisten Bürobetriebe kehren deshalb im Rahmen der Lockerungen des Shutdowns schrittweise zur Normalität zurück.
Um herauszufinden, wie die Beschäftigten ihren Heimarbeitsplatz im Vergleich zu ihrer Arbeit im Büro wahrgenommen haben und was Unternehmen aus diesen Erfahrungen für die Arbeit im Büro lernen können, gab der Industrieverband Büro und Arbeitswelt e.V. (IBA) eine Umfrage in Auftrag. Ende April befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa deutschlandweit insgesamt 1.000 Arbeitnehmer zwischen 18 und 65 Jahren zu ihrer Einschätzung der Heimarbeit und der schrittweisen Rückkehr an den Büroarbeitsplatz.
Empfehlung: Auch individuelle Bedürfnisse berücksichtigen
Die Rückkehr ins Büro ist offenbar für viele Mitarbeitende, die aktuell im Homeoffice arbeiten, ein erfreulicher Schritt. Denn oftmals könne der Heimarbeitsplatz weder bei der Ausstattung noch bei den Möglichkeiten zur Teamarbeit mit dem Büro mithalten, so ein Ergebnis der Umfrage. Allerdings habe die Corona-Krise demnach auch viel Unsicherheit hinsichtlich der notwendigen Schutzmaßnahmen erzeugt: So äußerten 38 Prozent der Arbeitnehmer zum Zeitpunkt der Befragung Ende April Bedenken, an ihre regulären Arbeitsplätze zurückzukehren. Dabei seien besonders Frauen und jüngere Beschäftigte skeptisch, wie sicher eine Rückkehr ins Büro tatsächlich gestaltet werden kann.
Vor allem diese Gruppen wünschen sich demnach, neben der Möglichkeit weiterhin auch von zu Hause arbeiten zu können, gezielte Maßnahmen des Arbeitgebers für ein sicheres Arbeitsumfeld. Neben den durch das Bundesarbeitsministerium festgelegten Sicherheitsstandards für die Büroarbeit sollten Arbeitgeber laut IBA-Empfehlung also auch die individuellen Bedenken und Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigen. So wünsche sich mehr als die Hälfte für die Rückkehr ins Büro verbesserte Hygieneregelungen und -vorrichtungen, wie beispielsweise die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln durch ihren Arbeitgeber. Weitere 36 Prozent möchten klar formulierte Abstandsregelungen und 33 Prozent geben an, sie benötigen mehr Platz zur Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern.
Der Industrieverband Büro und Arbeitswelt verweist in diesem Zusammenhang auf das Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Es empfiehlt, Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass Beschäftigte möglichst wenig Kontakt zueinander haben, etwa durch Schichtpläne. Auch wenn nur jeder Fünfte, konkret 21 Prozent, eine Maskenpflicht im Büro befürworten würde, sollten den Arbeitnehmern geeignete Nase-Mund-Bedeckungen zur Verfügung gestellt werden.
Heimbüro: Mitarbeitende vermissen soziales Miteinander
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Das soziale Miteinander kam den Arbeitnehmern im Homeoffice zu kurz. Satte 80 Prozent der Befragten vermissten besonders den persönlichen Kontakt zu den Kollegen. 40 Prozent fehlt die gemeinsame Team- und Projektarbeit. Eine wichtige Folgerung aus der Corona-Krise könne also für die Arbeitgeber auch sein, diese Aspekte im Büro mehr als bisher zu fördern, so der IBA. Kommunikationszonen und Teamarbeitsräume unterstützten dynamische Arbeitsweisen und den kreativen Austausch.
Knapp drei Viertel wünschen sich zeitweises Homeoffice
Während der heimische Arbeitsplatz in vielerlei Hinsicht schlechter bewertet wird, empfinden 62 Prozent der Befragten laut Umfrage die Ruhe zu Hause als echten Pluspunkt der Heimarbeit. 74 Prozent aller Arbeitnehmenden wünschen sich, weiterhin zeitweise im Homeoffice arbeiten zu können. Allerdings hängt die Eignung des Homeoffices für konzentrierte Einzelarbeit stark von der Lebenssituation ab. Insbesondere Eltern von Kindern unter elf Jahren hatten in den letzten Wochen kaum die Chance, zu Hause in Ruhe zu arbeiten. Daher dürfen auch bei einer Ausweitung der Arbeit zu Hause die Orte für ungestörtes Arbeiten in den Büros nicht fehlen.
Hier könnten nach Vorstellungen des Industrieverband Büro und Arbeitswelt einzelne durch Glas abgetrennte „Ruhezonen“ geschaffen werden, die bei Bedarf für jeden Mitarbeitenden frei zugänglich sind. Ein anderer Ansatzpunkt sei, die kurzfristig erforderlichen Schutzwände so auszuwählen, dass sie über Corona hinaus auch als Schallschirme dienen können.
Für Hendrik Hund, Vorsitzender des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt e.V., steht fest, dass die Corona-Krise die Büroarbeit verändern werde: „Unternehmen werden in den nächsten Jahren darauf angewiesen sein, ihre Produktivität deutlich zu erhöhen. Dabei hilft es, dass die Erfahrungen der letzten Wochen zu einer Beschleunigung der Digitalisierung geführt haben. Dazu gehört aber auch, die Voraussetzungen für effizientes Arbeiten im Büro und zu Hause zu verbessern. Den dafür notwendigen Planungsprozess sollten Arbeitgeber jetzt anstoßen.“
Bildquellen
- corona_besprechungsraum_: Sedus Stoll AG
