Das Investitionsklima in der deutschen Gemeinschaftsverpflegung (GV) ist ungeachtet der Wirtschaftskrise mehrheitlich gut. Allerdings planen die GV-Betriebe weniger größere Investitionen. Bei neuen Produkten gewinnen Aspekte wie Nachhaltigkeit und Gesundheitsorientierung an Bedeutung.
Außerdem setzen vor allem Betriebsrestaurants verstärkt auf Promotion-Aktionen etwa zur Fußball-Weltmeisterschaft. Zu diesen Ergebnissen kommt die neunte Auflage des GV-Barometers. In der repräsentativen Umfrage untersucht die Hamburg Messe und Congress GmbH anlässlich der internationalen Fachmesse INTERNORGA das Investitions- und Innovationsklima in der deutschen GV-Branche. DieLeitmesse für den Außer-Haus-Markt öffnet vom 12. bis 17. März auf dem Hamburger Messegelände.
Mehr als die Hälfte der GV-Entscheidungsträger (56%) beurteilen das Investitionsklima im eigenen Betrieb als „gut“ – das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (53%). Der Anteil der GV-Betriebe, die für 2010 Investitionen planen, ist mit 63% gegenüber dem Vorjahr (64%) in etwa konstant geblieben. Jedoch sind weniger größere Investitionen (47%, Vorjahr: 58%) geplant. Wie in den Vorjahren stehen Investitionen bei „allgemeinen Ausstattungen“ sowie „Ausstattungen zum Kochen“ an der Spitze. Während die Investitionsbereitschaft bei den Betriebsrestaurants (Business) mit 57% (Vorjahr: 65%), gesunken ist, kann bei den Kliniken und Heime (Care) mit 66% (Vorjahr: 63%) eine leichte Zunahme verzeichnet werden.
Prof. Wolfgang Irrgang, der das GV-Barometer 2010 für das Meinungsforschungsinstitut Synovate erstellt hat, erläutert die Hintergründe: „Die Betriebsrestaurants zeigen ganz klar ein prozyklisches Verhalten. Bei vielen ist eine Unsicherheit angesichts der ungewissen Entwicklung des Arbeitsmarktes zu spüren, die sich natürlich auch auf die Investitionsplanungen niederschlägt. Der Care-Bereich hingegen ist davon nicht in dem Maße betroffen.“
Trotz der konjunkturellen Unsicherheit ist das Interesse an neuen Produkten der Nahrungs- und Genussmittelindustrie mit 52% nach wie deutlich gegeben. Bei den Betriebsrestaurants (58%) ist es größer als in der Klink- und Heimverpflegung (48%). Die Küchenleiter im Business-Bereich sind vor allem an Gemüse, Teigwaren und Pasta sowie Geflügel interessiert. Im Care-Bereich liegen Fisch, Geflügel und Gemüse an der Spitze. Als wichtigste Eigenschaften nennen alle GV-Betriebe die „konstante Qualität“ (Business: 97%, Care: 96%), gefolgt von „besserer Geschmack“ (Business: 90%, Care: 82%) und „besserer Optik“ (Business: 86%, Care: 87%).
Erstmals hat das GV-Barometer die Küchenchefs im Zusammenhang mit neuen Produkten nach der Bedeutung der Themen „Gesundheitsorientierung“ und „Nachhaltigkeit“ gefragt.
Demnach wünscht sich die große Mehrheit aller GV-Betriebe eine stärkere Berücksichtigung dieser Aspekte: bei der „Gesundheitsorientierung“ jeweils 79%, bei der „Nachhaltigkeit“ 75%(Business) und 66% (Care). Prof. Irrgang: „Die Küchenleiter reagieren damit einerseits auf das wachsende Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein der Gäste. Außerdem werden sie sich
zunehmend ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Schließlich nimmt die GV-Branche in Bezug auf gesunde Ernährung eine Vorreiterrolle ein.“
Ebenfalls zum ersten Mal gefragt wurde nach der Bedeutung von Sonderaktionen für die Zufriedenheit der Tischgäste. Im Business-Bereich bezeichnen 53% der Befragten derartige Aktionen als „sehr wichtig“ und 34% als „wichtig“. Im Care-Bereich liegt der Anteil etwas niedriger (Kliniken: 42% „sehr wichtig“, 36% „wichtig“; Heime: 52% „sehr wichtig“, 21% „wichtig“). Die meisten Aktionen beziehen sich entweder auf die Herkunft der Speisen (45%, z.B. „Italienische Wochen“ oder regionale deutsche Spezialitäten) oder auf bestimmte Anlässe (40%, z.B. Fußball-WM 2010 oder Weihnachten).
Für die repräsentative Umfrage GV-Barometer 2010 wurden zwischen dem 1. und 13. November 2009 die Entscheidungsträger im Verpflegungsbereich (in der Regel die Küchenleiter) in insgesamt 302 GV-Betrieben befragt. Dazu zählten 147 Betriebsrestaurants sowie 155 Betriebe aus dem Care-Bereich, davon 79 Krankenhäuser, Sanatorien und Reha-Kliniken sowie 76 Seniorenheime. Die Gemeinschaftsverpflegung in Deutschland setzt im Jahr geschätzte 15 Milliarden Euro um. Nach Informationen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga umfasst die GV mehr als 30.000 Betriebsrestaurants, die pro Woche rund 30 Millionen Mahlzeiten servieren, sowie mehr als 16.000 Kliniken, Heime und Reha-Einrichtungen mit täglich rund 1,2 Millionen Mahlzeiten.
Die INTERNORGA, 84. Internationale Fachmesse für Hotellerie, Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung, Bäckereien und Konditoreien, ist vom 12. bis 17. März täglich von 10 bis 18 Uhr auf dem Hamburger Messegelände geöffnet. Mehr als 1.000 Aussteller aus dem In- und Ausland präsentieren Innovationen, Trends und Komplettlösungen aus allen Bereichen des Außer-Haus-Marktes.
Eintritt: 26 Euro (Zweitageskarte 36 Euro), Fachschüler: 12,50 Euro.
Der Einlass erfolgt nur nach Legitimation als Fachbesucher.
Vom 12. bis 17. März auf dem Hamburger Messegelände
Hamburg Messe und Congress GmbH
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