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Bilfinger Berger: Billig kommt teuer

Es ist natürlich immer schön, wenn man für einen offenkundigen Missstand einen Schuldigen benennen kann. Aber das Leben ist nur selten schwarz oder weiß, sondern überwiegend grau. Das alles nutzt dem Traditionsunternehmen Bilfinger Berger, das sich mit hohem Tempo in einen immobiliennahen Dienstleister wandelt, in der aktuell aufgeregt geführten Diskussion um Pfusch am Bau und möglicherweise mangelhafte Standfestigkeit von „Schlitzwandlamellen“ wenig.

Bilfinger Berger

Es ist natürlich immer schön, wenn man für einen offenkundigen Missstand einen Schuldigen benennen kann. Aber das Leben ist nur selten schwarz oder weiß, sondern überwiegend grau. Das alles nutzt dem Traditionsunternehmen Bilfinger Berger, das sich mit hohem Tempo in einen immobiliennahen Dienstleister wandelt, in der aktuell aufgeregt geführten Diskussion um Pfusch am Bau und möglicherweise mangelhafte Standfestigkeit von „Schlitzwandlamellen“ wenig.

Der Imageschaden, den der Mannheimer Spezialist für möglichst anspruchsvolle Bauprojekte – da gilt der Wettbewerb als noch überschaubar – derzeit erleidet, ist immens. Inwieweit das Geschäft, auch das profitable Dienstleistungsgeschäft, darunter nachhaltig leidet, steht dahin. Einen veritablen Schaden erlitten jedenfalls schon die Anleger, denn mit jeder Hiobsbotschaft von Baustellen, an denen Bilfinger Berger federführend oder als Subunternehmer tätig ist oder war, sackte der Kurs des MDax-Wertes weiter in den Keller – gestern allein in der Spitze um 10%.

Pfusch am Bau ist aber geradezu ein eingebauter Systemfehler

Nach vielfältigen Reformversuchen des öffentlichen Vergaberechts am Bau bleibt die seit langem bekannte Erkenntnis: Billig kommt teuer. Zwar soll heute nicht mehr automatisch der billigste Bieter den Zuschlag erhalten, sondern der, der das wirtschaftlichste Angebot unterbreitet. Aber, machen wir uns nichts vor, mit Blick auf die leeren Säckel von Bund, Ländern und Gemeinden ist in der Regel das wirtschaftlichste auch das billigste Angebot.

Die Folge: Verstärkt werden Teilaufträge an billigere Subunternehmer weitergegeben, der Auftragnehmer selbst beschränkt sich auf Planung, Kontrolle und Steuerung. Wer da patzt, der hat wie Bilfinger Berger natürlich ein Problem. Konzernchef Herbert Bodner selbst nimmt die Vergabepraxis von öffentlichen Aufträgen seit Jahren aufs Korn, aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Dass ausführende Baufirmen mitunter am eingesetzten Material „sparen“, um im zu engen Kostenrahmen zu bleiben, ist nicht neu – und bleibt Betrug. Von kriminellen Machenschaften eigener Mitarbeiter einmal ganz abgesehen.

Bodner hat gerade angekündigt, das Baugeschäft des Konzerns möglichst schnell um zwei Drittel herunterzufahren. Warum ein Chef eines börsennotierten Bauunternehmens darin eine hohe Priorität sieht? Ein Blick in die Kölner U-Bahn-Baugrube erklärt einiges.

 

Peter Olsen / Börsen Zeitung

Bildquellen

  • 03hoch_industriebau_72dpi: Bilfinger Berger
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