Das ist doch mal ein Ziel, dachte ich mir, als ich die Tage den Werbetext auf dem Plakat las: „Ein Logo am Times Square, das war mein Ziel!“ Dafür alles in seinem Geschäft auszurichten, dieses Ziel zu erreichen, wow. Wie wenige Unternehmen haben solch ambitionierte Ziele und sprechen sie auch aus? Wie heißt es noch so schön: Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin!
Fische werfen über den Stand
Wenn wir böse jetzt mal in frech oder ambitioniert übersetzen, dann wird was daraus. Die Ziele der meisten sind zu klein und zu kurz gesteckt. Der Fischstand in Seattle wollte der „World Famous Pike Place Fish Market “ werden! Der Deutsche würde gleich sagen: Ja, sind die übergeschnappt. Jetzt leiden sie an Größenwahn! Ha, was soll ich sagen, sie sind es geworden, die Fischhändler vom Pike Place Fish Market in Seattle. Sie sind der weltberühmteste Fischstand und das zu Recht! Als Fischersohn kann ich das beurteilen und Verkaufscoach sehe ich das genauso! Die Jungs machen eine großartige Show mit ihren Kunden. Werfen Fische über den Stand, lassen Kunden und Zuschauer teilhaben an ihrem Spaß. Ja genau, ihr habt richtig gelesen, dort sind Zuschauer um die Verkaufsshow zu sehen. Wie cool ist das denn, es kommen Menschen, um eine Fischverkaufsshow zu sehen und werden dann auch noch zu Kunden! Warum? Weil die Jungs und Deerns dort so begeistern. Ach ja, nur so nebenbei: Der Stand ist nicht der einzige in dieser Fischhalle, doch er ist der einzige Fischstand, den die ganze Welt kennt. Man kennt sie als Fischhändler, die sich jeden Tag aufs Neue motivieren, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. „Awesome“, würde der Amerikaner sagen.
Stinkenden Fisch kann niemand verkaufen
Zurück zum Ziel, ein Logo am Times Square zu haben. Klar kann man einfach hingehen, ein Packen Dollar auf den Tisch legen und ein Geschäft am Times Square eröffnen. Ja genau, so einfach ist das, ein Logo am Times Square zu bekommen. Doch der Weg ist nicht der, den ich meine! Die Fischjungs wollten erstmal einen super Job machen, um mehr Fisch zu verkaufen. Der Laden war nämlich gerade fast pleite und es galt zu überlegen, wie verkaufen wir mehr als unsere Marktbegleiter am Stand nebenan! Dazu bedarf es neben der einzigartigen Idee, anders zu verkaufen auch die beste Produktqualität der Welt. Nur Show hilft nicht. Jeden Tag wieder die besten, frischesten Fische in die Auslage zu bekommen, das zählt. Da bedarf es besonderer Lieferanten: die besten Fischer der Welt. Stinkenden Fisch kann niemand verkaufen.
Wie bekomme ich neue Kunden?
Was machen die meisten, sie fragen sich immer wieder: Wie kann ich mehr verkaufen? Wie bekomme ich neue Kunden? Wie bekomme ich mehr Einkommen und mehr Umsatz? Da ist sie wieder, die schon mehrfach von mir erwähnte „Wie-Krankheit“. Die wirklich weiterführende Frage, ist die Frage nach dem WARUM. warum mache ich, was ich mache. Was will ich verändern. Fische in die Auslage legen und warten bis der Kunde kommt, das kann jeder. Es bleibt dann dem Zufall überlassen, dass Kunden kommen. Denn es wird niemand einfach so jemanden weiterempfehlen, nur weil Fisch in der Auslage liegt. Da fällt mir ein, was mich zum Verkauf gebracht hat. Das war unser Schlachter im Dorf, ja genau unser Schlachter. Wieso das, werdet ihr jetzt alle Fragen. Hinni Achner, der König am Haublock. Er war ein toller Schlachter und Mensch, der Hinrich Achner. Er ist mir so präsent, als war es gestern, dass ich bei ihm den Verkauf erlebt habe. Dabei lebt er schon lange nicht mehr. Was war so besonders an ihm? Er war im Geschäft sehr präsent, nicht nur wegen seiner Größe. Nein, er begrüßte jeden Kunden, der den Laden betrat, mit lauter kräftiger Stimme beim Namen. Wenn er jemanden nicht kannte, fragte er nach dem Namen. Ja genau, das schafft den „Kundenwiederkomm“-Effekt. Den Begriff Kundenbindung finde ich blöd. Welcher Kunde will den schon gebunden werden? Niemand! Hinni Achner war der König am Haublock. Fleisch war sein Leben und er hatte immer einen Witz oder einen Tipp auf Lager.
Rocke die Bühnen der Verkaufswelt
Begeisterung pur. Das will ich auch mal machen. So will ich auch mal verkaufen können, das hab ich als kleiner Junge damals gedacht. Heute bin ich Verkaufs Rock ’n Roller und rocke die Bühnen der Verkaufswelt. Nicht so schlecht, das zu machen, was man als Junge geträumt hat. Ich bin schon eine Marke, ich bin einzigartig, anders als alle anderen. Ich liebe den Umgang mit Menschen und zaubere das eine oder andere Lächeln ins Gesicht meines Gegenübers. Wenn ich meine Visitenkarte auf einer Messe überreiche und man liest darauf: Verkaufs Rock ’n Roller, glaubt mir, das wirkt! Ich kann noch Wochen später anrufen, mein Name ist dann schon Schall und Rauch. Jedoch der Verkaufs Rock ’n Roller, der wirkt immer noch. Somit bin ich meine eigene Marke, mein Logo. Noch nicht am Times Square – doch ich bin ja noch nicht fertig. Wäre ich fertig, wäre ich bereits am Ende. Ich bleibe weiterhin in der Betaphase. Mal sehen, was noch alles so geht, auf dem Weg zum Times Square! Schaut mal, was euch ausmacht, was macht euch einzigartig. Und dann ..? Dann werdet ihr weltberühmt! Und weltberühmt verkauft sich einfacher, siehe Hollywood! Bringt euer Logo zum Times Square und dann happy selling! Bis nächsten Freitag! Heute ist nicht aller Tage – ich komm wieder, keine Frage!
Jan H. Winter
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