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Interviews

Sarah Hinsche: Gastro-Expertin in vierter Generation

Mit Begriffen wie Roboter-Küche und Ghost Kitchen kennt Sarah Hinsche sich bestens aus: Die 39-Jährige leitet in vierter Generation die Hinsche Unternehmensgruppe. Das Familienunternehmen mit Sitz in Hamburg und Gesellschaften in Oldenburg bietet „alles, was Gastronomie gastronomisch macht“. Im Interview spricht Sarah Hinsche über neue Entwicklungen wie Nachhaltigkeit in der Gastronomie und Zunahme von Online-Konzepten sowie Liefer- und Abholdiensten.  

Sarah Hinsche führt das Familienunternehmen in vierter Generation. Foto: Hinsche

Business-on.de: In welcher Branche und mit welchen Schwerpunkten sind Sie tätig?

Sarah Hinsche: Ich bin sehr glücklich, für die Gastronomie-, Hotellerie- und Gemeinschaftsverpflegungsbranche zu arbeiten. Unser Unternehmen ist seit über 90 Jahren Vollausstatter in diesem Bereich. Wir sind darauf spezialisiert, maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, die den individuellen Anforderungen unserer Kunden gerecht werden. Von der Entwicklung wegweisender Gesamtkonzepte bis hin zur vollständigen Umsetzung – von der Planung über die Fertigung bis zum Einbau – können sie auf unsere langjährige Erfahrung und Expertise zählen.
Besonders stolz bin ich, dass ich als Mitglied der vierten Generation der Familie Hinsche seit 15 Jahren das Unternehmen führe. Dies gibt mir die Möglichkeit, unsere langjährige Tradition fortzusetzen und gleichzeitig Innovationen einzuführen, um den sich ständig wandelnden Bedürfnissen der Branche gerecht zu werden.

HinscheGastro bietet Tischkultur-Showrooms in Oldenburg und Hamburg. Foto: Fotostudio Scheiwe

Business-on.de: Welche Vorteile hat der Standort in Hamburg für Ihr Unternehmen?

Sarah Hinsche: Hamburg als Tor zur Welt verkörpert für mich hanseatische Werte wie Ehrlichkeit, Qualität und Vielfalt, die auch in unserem Unternehmen wichtig sind. Die Hotellerie- und Gastronomieszene in Hamburg ist äußerst vielfältig und lebendig. Mit einer Vielzahl an Restaurants, Bars und Cafés, die stets neue Konzepte und Trends aufgreifen, haben wir die Möglichkeit, mit den unterschiedlichsten Kunden zusammenzuarbeiten und unsere Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Ich habe selbst über sieben Jahre in dieser tollen Stadt gelebt, Hamburg ist lebendig und zieht sowohl Einheimische als auch Touristen an, was zu einer kontinuierlichen Nachfrage und Weiterentwicklung in der Hotellerie- und Gastronomiebranche führt.

Business-on.de: Welche ist aus Ihrer Sicht zurzeit die spannendste Entwicklung in Ihrem geschäftlichen Umfeld?

Sarah Hinsche: Die Branche ist im Wandel und es gibt mehrere spannende Entwicklungen. Erstens ist die zunehmende Betonung von Nachhaltigkeit in der Gastronomiebranche ein aufregender Trend. Immer mehr Restaurants legen Wert auf den Einsatz von regionalen und saisonalen Zutaten, die Reduzierung von Lebensmittelabfällen und die Implementierung umweltfreundlicher Verpackungen. Auch nachhaltige Anbaumethoden und das Tierwohl gewinnen an Bedeutung. Dieser Trend spiegelt das wachsende Bewusstsein für Umweltfragen und nachhaltige Lebensmittelproduktion wider.
Zweitens haben Online-Bestellungen und Lieferdienste während der Covid-19-Pandemie einen enormen Aufschwung erlebt. Viele Restaurants haben ihr Angebot erweitert, um auch außerhalb ihrer Räumlichkeiten präsent zu sein. Die Möglichkeit, Mahlzeiten bequem von zu Hause zu bestellen oder abzuholen, hat einen hohen Stellenwert für Verbraucher erlangt. Dieser Trend hat die Gastronomiebranche dazu veranlasst, innovative Wege zu finden, um den wachsenden Bedarf an Liefer- und Abholservices zu decken.
Darüber hinaus sind Roboter-Küchen und Ghost Kitchens zwei weitere wichtige Themen, die aufgrund des Personalmangels immer weiter an Bedeutung gewinnen. Roboter-Küchen können eine effizientere und konsistentere Speisenzubereitung ermöglichen und den Arbeitsaufwand für das Personal verringern. Ghost Kitchens konzentrieren sich ausschließlich auf die Zubereitung von Speisen für den Liefer- und Abholmarkt, ohne eine physische Präsenz als eigenständiges Restaurant zu haben. Beide Konzepte bieten Möglichkeiten, um die steigende Nachfrage nach Mahlzeiten außerhalb des traditionellen Restaurantumfelds zu bedienen.
Diese Entwicklungen tragen zur ständigen Weiterentwicklung und Anpassung der Gastronomiebranche bei und bieten Chancen für Innovation und Wachstum.

Business-on.de: Welche ist die größte Herausforderung in Ihrem Unternehmen in den kommenden Monaten?

Sarah Hinsche: Wir legen großen Wert darauf, dass der Kunde bei uns immer an oberster Stelle steht. Seit Jahrzehnten arbeiten wir im gesamten Team daran, unsere Kunden bestmöglich zu beraten und schnelle Lieferzeiten zu gewährleisten. Leider hat uns die Pandemie oft durch Zulieferengpässe ausgebremst. Trotz dieser Widrigkeiten sind unsere gelebten Erfahrungen die Grundlage für die Erwartungen von morgen, und wenn es im Einzelhandel vorgelebt wird, dass das heute bestellte Paket morgen vor Ort ist, dann müssen wir das auch schaffen. Diese Erwartungen unserer Kunden gehen eng mit den technischen Veränderungen einher. Die heutige Zeit ist geprägt von einem raschen technologischen Fortschritt, und es ist von großer Bedeutung, diese Veränderungen zu erkennen und in unsere Arbeitsweise zu implementieren.

Business-on.de: Auf Ihrem Firmengelände an der Schnackenburgallee gibt es eine Spülanlage für Mehrweg-Geschirr. Was steckt hinter dieser Dienstleistung?

Sarah Hinsche: In der Zeit der Corona-Pandemie haben wir uns dazu entschlossen, ein weiteres Segment für die Gastronomie- und Veranstaltungsbranche zu erschließen. Wir bieten nun seit zwei Jahren in Hamburg den Service des Spülens von Mehrwegbechern für Veranstaltungen in und rund um Hamburg an. Wir haben in Hamburg eine beeindruckende Spülstraße errichtet, die mit einer angrenzenden Kühlkammer verbunden ist. Die Spülstraße spült 6.000 Mehrwegbecher pro Stunde.
Diese Entscheidung basierte auf mehreren Faktoren. Zum einen ist der Bedarf an hygienischen und umweltfreundlichen Lösungen in der Gastronomie gestiegen; zum anderen wurden Gesetze und Verordnungen erlassen, um den Einsatz von Einwegprodukten einzuschränken und Mehrweglösungen zu fördern. Unser Service ermöglicht es Gastronomiebetrieben und Eventveranstaltern, Mehrwegbecher anzubieten, ohne die zeitaufwändige Reinigung selbst durchführen zu müssen. Wir stellen sicher, dass die Becher gründlich gereinigt und desinfiziert werden, sodass sie wieder einsatzbereit sind. Wir leisten so einen Beitrag zum Umweltschutz und bieten gleichzeitig eine praktische Lösung und umweltfreundliche Alternative an.

Business-on.de: Wie häufig gibt es in Ihrem Bereich Frauen in Führungspositionen?

Sarah Hinsche: Als ich gerade neu war in der Branche, war die Präsenz von Frauen bei Netzwerktreffen tatsächlich deutlich geringer. In den letzten Jahren habe ich jedoch beobachtet, wie sich die Frauen-Community stark entwickelt hat. Es gibt mittlerweile viel mehr spezielle Veranstaltungen, die ausschließlich für Frauen konzipiert sind. Diese Events bieten eine einzigartige Plattform, auf der Frauen sich vernetzen, Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig unterstützen können.

Business-on.de: Worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie an Ihr Team, Ihre Mitarbeitenden denken?

Sarah Hinsche: Mein Team, das sind unterschiedliche, hochmotivierte Menschen, die tagtäglich einen positiven Beitrag zum Arbeitsumfeld leisten und gemeinsam an den Unternehmenszielen arbeiten. Ich schätze die offene Kommunikation und gegenseitige Unterstützung unter den Kollegen. Es bereitet mir große Freude, dass viele unserer Mitarbeitenden bereits seit Jahren Teil des Teams sind und einige sogar familiäre Verbindungen zu unserem Unternehmen haben, die über Generationen hinweg reichen. Es erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit zu sehen, wie Väter und Mütter, die einst mit meinem Opa oder Vater zusammengearbeitet haben, nun auch ihre Kinder bei uns in der Ausbildung haben. Diese Verbindung macht das Arbeitsklima besonders einzigartig und wertvoll.

Business-on.de: Was dürfen Fach- und Führungskräfte erwarten, die sich bei Ihnen bewerben?

Sarah Hinsche: Bei uns können sich neue Kollegen auf flache Hierarchien und vielfältige Möglichkeiten zur Weiterentwicklung freuen. Wir legen großen Wert auf eine offene und teamorientierte Unternehmenskultur, in der jeder Mitarbeiter seine Ideen einbringen kann und ein respektvolles Miteinander gelebt wird. Wir setzen auf neueste Technologien und innovative Ansätze. Wir erkennen die Bedeutung von Fortschritt und Digitalisierung und integrieren diese aktiv in unsere Unternehmensstrategie. Und nicht zu vergessen, die großartige Branche, für die wir arbeiten.

Business-on.de: Welche ist Ihre Lieblingsaufgabe im Arbeitsalltag?

Sarah Hinsche: Eine Lieblingsaufgabe habe ich nicht. Die Vielfalt der Gastronomiebranche fasziniert mich, da mein Arbeitsalltag einen Mix aus unterschiedlichen Herausforderungen bietet. Ob der Imbissbudenbesitzer auf dem Kiez oder der Kantinenbetreiber in Seniorenheimen oder renommierte 5-Sterne-Hotels – in jedem gastronomischen Segment gibt es unterschiedliche Ansprechpartner, Strukturen, Herausforderungen und Chancen. Jeder Tag bringt neue Aufgaben und Gelegenheiten. Das macht es so vielfältig und spannend.

Die Hinsche-GastroBau-Tischlerei auf 4.000 Quadratmeter Fläche. Foto: Hinsche

Business-on.de: Was treibt Sie als Unternehmerin und Führungskraft an?

Sarah Hinsche: Zum einen ist es die wohl angeborene Leidenschaft für die Branche, unsere Kunden und unser Unternehmen. Jedes Projekt, ob Gastronomiekonzept oder Küchenplanung, wird von uns individuell betrachtet und birgt neue Herausforderungen. Nach jeder Realisierung kann man physisch erkennen, wie viel Liebe zum Detail und Fachwissen unser Team in jedes Projekt steckt. Das positive Feedback und die Begeisterung unserer Kunden für unsere Arbeit treiben mich an, kontinuierlich mein Bestes zu geben und unsere Dienstleistungen stetig zu verbessern. Die Zusammenarbeit im Team sowie die Schaffung einer motivierenden und unterstützenden Arbeitsumgebung, in der sich jeder Mitarbeiter entfalten und sein volles Potenzial ausschöpfen kann, ist für mich besonders wichtig.
Zum anderen treibt mich die Möglichkeit an, eine Vision zu verwirklichen und das Unternehmen erfolgreich ausbauen zu können. Der Fortschritt und die Entwicklung unseres Unternehmens sind für mich Ansporn, mich und uns kontinuierlich weiterzuentwickeln und neue Möglichkeiten zu erkunden.

Küchenedelstahlfertigung auf Maß bietet die Hinsche GastroTechnik. Foto: Hinsche

Business-on.de: Haben Sie einen Tipp für erfolgreiche Unternehmensführung?

Sarah Hinsche: Für mich ist eine effektive Kommunikation ein Schlüsselaspekt für erfolgreiche Unternehmensführung. Beginnen wir mit der Kommunikation mit Kunden. Indem wir aktiv zuhören, ihre Bedürfnisse verstehen und ihnen aufmerksam begegnen, können wir eine starke Kundenbeziehung aufbauen. Die Kommunikation mit Kunden ermöglicht es uns, ihre Erwartungen zu erfüllen und ein kundenzentriertes Unternehmen zu führen. Und der Kunde entscheidet nun mal, wo gekauft wird.
Die Kommunikation mit dem Team ist ebenso entscheidend. Durch offene und transparente Kommunikation können wir nicht nur interne Prozesse reflektieren, sondern auch die Ideen und das Fachwissen des Teams einbeziehen. Jeder im Team spielt eine wichtige Rolle im Gesamtprozess, und daher ist es wichtig, dass jeder einbezogen und involviert wird.
Nicht zu vergessen ist die Kommunikation mit dem Netzwerk aus Lieferanten und Geschäftspartnern. Durch einen regelmäßigen Austausch von Informationen können wir die Zusammenarbeit verbessern und von neuen Trends und Entwicklungen profitieren. Eine offene Kommunikation mit unserem Netzwerk ermöglicht es uns, neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkennen und unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Business-on.de: Wenn Sie einen Tag lang die Fäden der Stadt ziehen dürften, welche längst überfällige Maßnahme würden Sie umsetzen?

Sarah Hinsche: Ein Tag allein würde leider nicht ausreichen, aber ich würde zumindest damit beginnen, den bürokratischen Prozess zu vereinfachen und zu beschleunigen. Mein Ziel wäre es, die Effizienz in den Verwaltungsabläufen zu steigern. Durch die Einführung digitaler Lösungen könnten wir den Verwaltungsaufwand reduzieren und eine schnellere Bearbeitung von Anträgen und Genehmigungen ermöglichen. Zudem wäre es wichtig, bürokratische Abläufe zu überprüfen und unnötige Bürokratie abzubauen, um den Weg für Unternehmer und Bürger zu erleichtern.
Und ich würde sofort für die für die Branche so bedeutende Gastronomiemesse „Internorga“ den Parkplatz am Heiligengeistfeld freigeben 😉 Dies würde den Besuchern und Ausstellern der Messe eine praktische und gut erreichbare Parkmöglichkeit bieten.

Business-on.de: Vielen Dank für das Interview, Frau Hinsche!

Sarah Hinsche: Ich danke Ihnen!

 

— Das Interview führte Tanja Königshagen —

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BUSINESSKÖPFE IN UND UM HAMBURG

In dieser Interview-Reihe sprechen Geschäftsleute, Selbstständige und Entscheidungsträgerinnen und -träger in der Metropolregion Hamburg über ihr Business und darüber, was sie aktuell bewegt, wie sie ihr berufliches Umfeld erleben und was sie mit ihrem Standort verbindet.

Bildquellen

  • Hinsche-Showroom Gastrowelt: Fotostudio Scheiwe
  • Hinsche GastroBau: Hinsche
  • Hinsche GastroTechnik: Hinsche
  • Sarah Hinsche: Hinsche
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