Der dramatische Preisverfall bei Gebrauchtfahrzeugen geht weiter. Das zeigt der VMF-Restwert-Indikator* im ersten Halbjahr 2009. Erneut wurde – mit 35,6 Prozent der unverbindlichen Preisempfehlung (UPE) der Hersteller – ein absoluter Tiefststand erreicht.
Die Langzeitstudie zeigt, dass seit Oktober 2007 der Wert der Gebrauchfahrzeuge um 8 Prozentpunkte nachgegeben hat. Aber alleine in den letzten 12 Monaten um 6,5 Prozentpunkte. „Wenn wir von einem durchschnittlichen Neuwagenpreis von 26.000 Euro ausgehen, dann wird nach drei Jahren beim Wiederverkauf nur noch ein Preis von 9.256 Euro erzielt. Ein Jahr zuvor wären es noch 10.946 Euro gewesen“, betont Michael Velte, der Vorstandsvorsitzende des VMF und Geschäftsführer der Deutschen Leasing Fleet. Das sind im Schnitt über 1.700 Euro weniger pro Fahrzeug. Bei einzelnen Fahrzeuggruppen ist der Verlust noch deutlich höher, beispielsweise bei SuV`s und hoch motorisierten Fahrzeugen.
Der Langzeitvergleich des Verbands markenunabhängiger Fuhrparkmanagementgesellschaften e. V. (VMF), bei dem monatlich der Verkauf von 10.000 gebrauchten Fahrzeugen simuliert wird, zeigt einen allzu deutlichen Preisverfall. „Dafür gibt es mehrere Gründe“, erklärt Velte. „Die Weltwirtschaftskrise hat massive Auswirkungen auf Investitionen der Unternehmen und damit auf das Nachfrageverhalten nach Fahrzeugen. Die Absatzmärkte sind teilweise eingebrochen, besonders auch die Nachfrage aus den Exportländern.“ Verschärft wird die Situation durch die immer noch bestehenden massiven Überkapazitäten, besonders im mittleren Fahrzeugsegment. Die Hersteller versuchen diese Fahrzeuge auf Halde mit hohen Rabatten, neu erfundenen Prämien und Sonderaktionen in Deutschland in den Markt zu drücken. Der Absatz, der sich früher auf mehrere Länder verteilte, konzentriert sich somit heute verstärkt auf Deutschland. Die Abwrackprämie hat in Deutschland nur den Kleinwagen einen gewissen Schub gegeben, mit nachlassender Tendenz. Im Mai nahm laut dem Verband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes der Auftragseingang nur noch einstellig zu, auch wenn der Juni mit über 400.000 Neuzulassungen der stärkste Monat seit vielen Jahren war. Auch im Neuwagenmarkt wird sich 2010 durch diese vorgezogenen Käufe von Privatkunden nach Einschätzung des VMF die Absatzflaute weiter verschärfen. Die Neuzulassungen werden auf unter drei Millionen zurückgehen.
Fazit
Die Automobilindustrie und vor allem die Finanzierer, Leasing- und Fuhrparkmanagementgesellschaften müssen ihre Restwertkalkulationen zügig der Realität anpassen. „Sonst entsteht in diesem Segment eine neue Blase, die weder Kunden noch Anbietern nutzt“, sagt Michael Velte. Vorbild könne die Vorgehensweise des VMF mit dem Instrument „Restwert-Indikator“ sein, das der Verband gerne zur Verfügung stellt. Den Kunden muss man eine besondere Sensibilität empfehlen. Nur wer nachhaltig, dass heißt wirtschaftlich verantwortlich handelt, der wird langfristig noch als Partner zur Verfügung stehen, weil er noch existiert. Eine solide Kalkulation war schon immer Grundlage eines langfristigen Geschäfts. Fehlkalkulationen – bewusst oder unbewusst bergen böse Überraschungen.
*Der VMF-Restwert-Indikator
Aus einem in Oktober 2007 „eingefrorenem“ Bündel von circa 10.000 Fahrzeugen verschiedener Fabrikate, Modelle, Laufzeiten und Laufleistungen, also einem typischer Weise in einem gewerblichen Fuhrpark genutzten Mix, wird jeden Monat eine Bewertung nach Eurotax-Schwacke zu Händlereinkaufspreisen ermittelt. Durch diese monatliche Bewertung der theoretischen Vermarktung kann man den Werteverlauf des Gebrauchtwagenmarktes sehr gut verfolgen. Im Ergebnis erhält man den durchschnittlichen Wiederverkaufswert, also den zu erzielenden Restwert der circa drei Jahre alten Pkw.
VMF-Verband markenunabhängiger Fuhrparkmanagementgesellschaften e. V.