Ich schicke meine Gedanken auf Entdeckungsreise, lasse sie treiben von einem Thema zum anderen. Sie reisen gerne, meine Gedanken. Hin und wieder bleiben sie etwas länger an einem Ort, verweilen, um dann nach einiger Zeit weiterzuziehen.
Ich habe Zeit. Die Tasse vor mir ist leer. Mein Blick schweift nach draußen durch das große Fenster des Cafés. Menschen eilen die Fußgängerzone entlang, hasten an Geschäften vorbei, ihre Blicke scheinen ins Leere zu starren oder imaginäre Ziele anzupeilen. Ob sie ihren Gedanken nachlaufen?
Das Café leert sich. Bald bin ich der einzige Gast. Die Bedienung unterhält sich vor der Tür mit dem Kollegen aus der Eisdiele von nebenan. Ich bleibe. Meine Gedanken wollen wieder eingesammelt werden. Das kann dauern, doch mich drängt ja niemand, und das Café hat noch mindestens eine Stunde geöffnet.
Ich schaue auf den Schreibblock, der vor mir liegt. Meine Gedanken haben viel erlebt. Zu viel, um alles aufschreiben zu können. Und doch zu wenig, um auch nur eine Kleinigkeit zu finden, die notiert werden möchte. Schade. Doch es ist schon in Ordnung. Bald werde ich sie wieder auf Reisen schicken. Vielleicht bringen sie mir dann eine Idee mit, die ich aufschreiben werde.
Zahlen, bitte!
–Andreas Ballnus —
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ZUM AUTOR
Andreas Ballnus
Jahrgang ’63, Liedermacher und Autor. Außerdem ist er Gründungs- und Redaktionsmitglied der Stadtteilzeitung „BACKSTEIN“. Unter dem Nick „anbas“ hat er in dem Literaturforum „Leselupe.de“ eine Vielzahl seiner Texte veröffentlicht. Er lebt in Hamburg und verdient sein Geld als Sozialarbeiter im öffentlichen Dienst. Weitere Informationen: andreasballnus.de.tl
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