In Hamburg haben einer Studie zufolge hochgerechnet mehr als 100.000 Beschäftigte ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko durch Depressionen, Ängste oder Arbeitsstress. Das teilte die Krankenkasse DAK Mitte Juli unter Verweis auf Ergebnisse ihres Gesundheitsreport 2022 „Risiko Psyche“ mit. Die Betroffenen wiesen demnach auch vermehrt körperliche Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck oder Adipositas auf. Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen steigen laut DAK Hamburg seit Jahren – von 2011 bis 2021 um 43 Prozent.
Jedes Jahr sterben laut DAK-Mitteilung mehr als 5.200 Menschen in Hamburg an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. „Unser aktueller Gesundheitsreport zeigt, dass die Rolle von Stress und psychischen Erkrankungen als Risiko für Herzinfarkte oft unterschätzt wird“, sagt Jens Juncker, Landeschef der DAK-Gesundheit. Expertenstimmen zufolge sei das Risiko für einen Herzinfarkt bei Depressionen „ähnlich hoch wie bei starkem Übergewicht”.
Multiple Risikofaktoren
Für die Studie ließ die Krankenkasse nach eigenen Angaben die Daten von rund 76.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten analysieren. Zusätzlich wurden 200 Beschäftigte in Hamburg befragt. Demnach lebt fast ein Drittel der Befragten mit einem psychischen Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Und diejenigen, die von Depressionen, Angststörungen oder Arbeitsstress betroffen sind, berichten auch häufig von weiteren verhaltensbezogenen oder körperlichen Risikofaktoren. So rauchen sie zum Beispiel häufiger (plus 17 Prozentpunkte) und erhöhter Bluthochdruck sind bei ihnen deutlich verbreiteter (plus fünf Prozentpunkte).
Wechselwirkungen werden oft unterschätzt
„Zwischen Psyche und Herz gibt es eine auffällige Wechselwirkung“, sagt DAK-Landeschef Jens Juncker. „Das sollten Ärzte, Medizinerinnen und Arbeitgeber bei Prävention und Gesundheitsprogrammen im Blick behalten.“
Viele Erwerbstätige mit Depressionen seien auch häufiger wegen der koronaren Herzkrankheit (KHK) in ärztlicher Behandlung. Bei KHK verschließen sich langsam die Herzkranzgefäße und es kann auch schon im mittleren Lebensalter zu einem akuten Herzinfarkt kommen. „Zum einen ist es so, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen häufiger Herzprobleme haben. Zum anderen zeigen unsere Abrechnungsdaten, dass Herz-Kreislaufpatientinnen und -patienten auch häufiger eine psychische Erkrankung entwickeln“, erklärt Jens Juncker. 4,2 Prozent der Männer mit einer Depressionsdiagnose sind gleichzeitig mit KHK in Behandlung, aber nur 2,1 Prozent ohne Depression. Bei den Frauen ist der Unterschied ebenfalls deutlich.
Laut Mitteilung erhalten weniger als 58 Prozent der Erwerbstätigen von Arbeitgeberseite Angebote aus dem Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung.
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