Business-on.de: Herr Plass, in welcher Branche sind Sie tätig?
Johannes Plass: Als einer der großen Player unter den Markendesign-Agenturen gehören wir zu einem Teil zu den Unternehmensberatern, zum anderen Teil in die Medienbranche. Marke ist oft Chefsache und wirkt neben den medialen Kontaktpunkten auch in Richtung Mitarbeiter. Als strategisches Instrument ist Marke also nur bedingt einer Branche klar zuzuordnen. Mit unserer Retail-, Event- und Messekompetenz könnte man uns auch der Baubranche zuordnen. Es gibt also keine Schublade. Eine Designbranche gibt es in der Form ja nicht.
Business-on.de: Welche ist Ihre Lieblingsaufgabe im Arbeitsalltag?
Johannes Plass: Wenn um mich herum Menschen sind – wenn auch derzeit bloß digital – blühe ich auf. Bei unseren internen Morningbriefings oder Know-how-Transfers oder auch bei Präsentationen fühle ich mich sehr wohl. Immer dann, wenn es zu einem lebendigen Austausch zwischen meinem Team, dem Kunden und mir kommt, spüre ich die Leidenschaft für meine Arbeit.
Business-on.de: Was dürfen Fach- und Führungskräfte erwarten, die sich bei Ihnen bewerben?
Johannes Plass: Mutabor bietet eine tolle und anspruchsvolle Arbeitsgemeinschaft, Top-Kunden, Top-Know-how und wirklich sehr gute Optionen für die eigene Karriere. Gute Gedanken und Ideen kennen bei uns keine Abteilungen und Hierarchien.
Business-on.de: Gibt es eine Unternehmenstradition, die Sie besonders pflegen?
Johannes Plass: Wir legen viel Wert auf Gemeinschaft. So feiern wir wirklich entschlossen und wild, vorausgesetzt, wir haben keine Pandemie. Wir lieben es, unsere Weihnachtsfeiern zu zelebrieren. Darüber hinaus fühlen wir uns dem handwerklichen Können des Designers sehr verpflichtet.
Wir haben ein Faible für Design, das auch aus der Perspektive eines Designers gefällt. Dieses sehr spezielle Mindset gibt es seit unserer Gründung und spielt bei der gemeinsamen Freude über die Arbeitsergebnisse von jeher eine große Rolle. Das heißt konkret: Unser Produkt soll schon in den Präsentationen immer spitzenmäßig aussehen. Sie werden keine Arbeitsergebnisse aus unserem Hause finden, die handwerklich zu bemängeln sind.
Business-on.de: Was treibt Sie als Unternehmer an? Wie tanken Sie Energie für Ihre Aufgaben?
Johannes Plass: Aktuell tanke ich Energie im Garten, wobei ich bei der Gartenarbeit Podcasts höre. Diese Kombination inspiriert mich sehr und ist an die Stelle von Reisen getreten. Noch in 2019 war ich mindestens zweimal die Woche unterwegs in Deutschland, Europa, der Welt. Heute höre ich mir im Podcast die Hintergrundgeschichten zu faszinierenden Business Stories an – vor allem den OMR-Podcast zu digitalem Marketing halte ich für ein wahnsinnig gutes Produkt.
Für mich ist Bewegung im Garten mit guten Impulsen pure Energie. Wenn das mein Vater hören würde, der meine Geschwister und mich seinerzeit fast zur Gartenarbeit zwingen musste, er würde es nicht glauben
Business-on.de: Engagiert sich Mutabor über den Kern der Geschäftstätigkeit hinaus in Hamburg?
Johannes Plass: Wir haben eine klare „Corporate Social Responsibility“-Agenda mit Fokus auf Neo-Ökologie. Das Bewusstsein für Themen rund um Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung ist stark wie nie. Darum arbeiten wir aktuell an unserem eigenen Footprint und unterstützen die Initiative Sport4Trees.
Business-on.de: Welche ist aus Ihrer Sicht zurzeit die spannendste Entwicklung in Hamburg?
Johannes Plass: Spannend ist vielleicht die „Verkehrswende” in Hamburg. In das Projekt hatte ich einige Einblicke im Rahmen der IAA-Bewerbung der Hansestadt, wo ich als Berater des Verbandes der Automobilindustrie VDA aktiv war. Allerdings sehe ich als Radfahrer leider keinerlei Bewegung in Hamburgs Verkehrsentwicklung. Wir leiden an vielen Stellen an einer zu hohen Komplexität, die es unmöglich macht, voranzukommen. Wenn ich als Stadt die Verkehrswende will, dann muss ich einfach priorisieren. Das gelingt ebenso wenig wie das derzeitige Impfen.
Business-on.de: Welche ist die größte Herausforderung in Ihrem Unternehmen in den kommenden Monaten?
Johannes Plass: Wir sind zurück im Fachkräftemangel. Die eben genannten Themen stellen viele neue Anforderungen an unsere Fachleute. Die Komplexität nimmt zu. Es braucht exzellente Leute, die belesen sind, sich in neuen Prozessen auskennen und die auf einen breiten Erfahrungsschatz zugreifen. Diese Menschen zu finden, ist sehr schwierig. Die Ausbildungsstätten sind träge und zu langsam, die inhaltliche und technische Entwicklung ist sehr schnell. Der Ausgleich dieser Gegensätze ist im Kern unsere größte Herausforderung.
Business-on.de: Wie wichtig ist für Sie berufliches Netzwerken? Was macht aus Ihrer Sicht ein gutes Netzwerk aus?
Johannes Plass: Ein Drittel des Geschäfts kommt über das Netzwerk, ein Drittel ist organisch, ein Drittel wird „gepitcht”. Das heißt, ein Netzwerk zur Kundengewinnung sehr wichtig. Noch wichtiger ist es allerdings im Bereich Recruiting, wo es weiter an Bedeutung gewinnen wird. Das Netzwerk der Zukunft heißt wahrscheinlich Mutabor Alumni.
Business-on.de: Wie verändert die Digitalisierung Ihr Unternehmen bzw. Ihre Branche?
Johannes Plass: Nie war die Frage einfacher zu beantworten: Alle sitzen im Homeoffice, alle nutzen kollaborative Kommunikationssoftware. Ein Zustand, der 2019 noch undenkbar war. Wir arbeiten zunehmend wie ein Softwareunternehmen, bieten aber ein Beratungs- und Kommunikationsprodukt.
Business-on.de: Haben Sie einen Tipp für erfolgreiche Unternehmensführung?
Johannes Plass: Je größer ein Unternehmen wird, umso mehr braucht man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihr Fachgebiet, ihre Verantwortung beherrschen. Man muss abgeben können und sich auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen. Wer seinem Team jeden Tag das Gefühl und das Feedback gibt, einen guten Job zu machen und parallel auch die Entwicklung dieser Menschen im Blick behält, macht einiges richtig.
Business-on.de: Wenn Sie einen Tag lang die Fäden der Stadt ziehen dürften, welche längst überfällige Maßnahme würden Sie umsetzen?
Johannes Plass: Dann würde ich das Bildungssystem komplett auf Digitalisierung und persönliche Entwicklung umstellen. Der Rest passiert von alleine, weil gebildete Menschen kluge Entscheidungen fällen und fokussierte Menschen sich mit anderen energetischen Menschen verbinden, um kluge Entscheidungen umzusetzen. Mit denen machen wir dann das mit der Verkehrswende 😉
Business-on.de: Welcher ist Ihr Lieblingsort in Hamburg bzw. in der Metropolregion und warum?
Johannes Plass: Es gibt nicht diesen einen Ort. Ich liebe mein kleines Haus in Blankenese, mein Office in Altona, meine alte Heimat Grindelhof. Aber seien wir ehrlich, – es gibt keinen besseren Ort als das Stadion, wenn der HSV siegt.
Business-on.de: Vielen Dank, Herr Plass!
— Das Interview führte Julia Wagner —
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HAMBURGER BUSINESSKÖPFE
In dieser Interview-Reihe sprechen Hamburger UnternehmerInnen und EntscheiderInnen darüber, was sie mit der Hansestadt verbindet und wie sie ihr berufliches Umfeld erleben.
Bildquellen
- Johannes_Plass_MUTABOR_sw: Mutabor Management GmbH