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Interviews

Uwe Jens Neumann: „Was früher die Hanse war, sind heute unsere internationalen Netzwerke“

Sein beruflicher Fokus: Hamburg als Medien- und Digitalstandort voranzubringen. Uwe Jens Neumann ist Wirtschaftsförderer und zählt zu den Top-Netzwerkern in Hamburg. In der Reihe „Hamburger Businessköpfe“erzählt er, warum sein Beruf seine Passion ist und was die Hansestadt für ihn (nicht nur) als Wirtschaftsraum einzigartig macht.

Uwe Jens Neumann

business-on.de: Stammen Sie ursprünglich aus Hamburg oder sind Sie ein Quiddje – ein Zugezogener?

Uwe Jens Neumann: Ein naturalisierter Quiddje … Ich bin als Kind mit den Eltern nach Hamburg gekommen und einfach hier geblieben.

business-on.de: Was ist für Sie das Besondere an Hamburg?

Uwe Jens Neumann: Wir Hamburger leben alle mit dem Gesicht zum Wasser, sind stolz auf unsere Stadt und erzählen es gerne weiter.

business-on.de: In welcher Branche sind Sie tätig und seit wann?

Uwe Jens Neumann: Meine Branche ist die Wirtschaftsförderung mit besonderem Bezug zu Medien und Informationstechnik. Seit 15 Jahren bin ich nun schon für die Hamburger Wirtschaftsförderung tätig, davor immer im Vertrieb und Marketing großer ITK Unternehmen. Vor 17 Jahren haben wir in einer öffentlich-privaten Partnerschaft die Initiative Hamburg@work gegründet, zusammen mit der Stadt, der Hamburgischen Wirtschaftsförderung und 15 Hamburger Unternehmen. Daraus wurde über die Jahre das bundesweit größte Unternehmensnetzwerk für Content & Technology, mit rund 2.000 Mitgliedern aus über 650 Unternehmen. Da macht es Spaß, den Vorsitz zu haben. Gerade in diesem Jahr wurde als konsequente Weiterentwicklung die neue Initiative Next Media Hamburg gegründet, deren Aufgabe es ist, die Rahmenbedingungen für die Entwicklung zukunftsfähiger Inhalte-Geschäftsmodelle in der digitalen Wirtschaft zu verbessern. In erster Linie geht es uns darum, Unternehmen bei der digitalen Transformation ihrer Geschäftsmodelle zu begleiten und neue Gründungen sowie Innovationen anzustoßen.

business-on.de: Welche Vorteile hat der Standort in Hamburg und in der Metropolregion für Ihr Unternehmen?

Uwe Jens Neumann: Als Wirtschaftsförderer könnte ich hierzu Stunden erzählen, aber ich fasse es mal so zusammen: Hamburg ist die zweitgrößte Stadt in der Bundesrepublik mit einem Wirtschaftsraum von 5 Millionen Einwohnern, den wir Metropolregion nennen. Und das mit einer Wirtschaftskraft, die ihres Gleichen sucht. Luftfahrt, Logistik, Erneuerbare Energien sowie Medien und IT sind unsere wesentlichen Wirtschaftscluster. Was früher die Hanse war, sind heute unsere internationalen Netzwerke.

business-on.de: Wie erleben Sie die Menschen in der Stadt?

Uwe Jens Neumann: Der typische Hamburger ist nur am Anfang etwas zurückhaltend. Er wartet ab und beobachtet. Wenn der sich dann entschieden hat, ist er überraschend offen und absolut verlässlich.

business-on.de: Wie steht es Ihrer Meinung nach um die Kommunikation in und zwischen Unternehmen?

Uwe Jens Neumann: Die Kommunikationsbereitschaft ist hier sehr hoch, deutlich höher als man vielleicht glaubt, wenn man das Klischee vom „nordisch-kühlen“ Hanseaten bedenkt! Austausch und Transfer werden immer wichtiger für die Unternehmen, wenn es darum geht, sich gemeinsam branchenrelevanten Herausforderungen zu stellen, um damit unter anderem auch einen Standortvorteil auszubauen.

„Die Gamer sprechen mit den Gamern, die Journalisten mit den Journalisten … Wir bringen dann die Gamer mit den Journalisten zusammen.“

business-on.de: Wie wirkt sich die Kommunikationsbereitschaft auf den Medienstandort Hamburg aus?

Uwe Jens Neumann: Natürlich positiv – nichtsdestotrotz stellen wir hier teilweise noch eine starke Segmentierung in Teilbranchen fest – oder anders: die Gamer sprechen mit den Gamern, die Journalisten mit den Journalisten, und so weiter und so fort! Wir bringen dann die Gamer mit den Journalisten zusammen.

In Zeiten, in denen die technologische Konvergenz Geschäftsmodelle näher zusammenbringt, sollte nicht länger eine Segmentierung im Vordergrund stehen. Die Initiative nextMedia.Hamburg hat sich daher zum Ziel gesetzt, eine Klammer zu bilden, die dies berücksichtigt und verschiedene Content- und Technologie-Unternehmen miteinander ins Gespräch bringt. Nur so können die Rahmenbedingungen für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle verbessert, Kooperationen angeregt und vor allem die Vernetzung zwischen großen „Inhalte-Häusern“, dem digitalen Mittelstand und Start-Ups weiter erhöht werden – und darin liegt die große Chance für den Medien- und Digitalstandort Hamburg.

Es sind die „Face-to-Face“-Kontakte, durch die sich immer wieder neue Türen öffnen.

business-on.de: Wie wichtig ist für Sie berufliches Netzwerken? Und wie nutzen Sie es?

Uwe Jens Neumann: Netzwerken ist die große Stärke, die den Verein Hamburg@work ausmacht und entsprechend ist Networking auch die Kompetenz, mit der wir uns in die Initiative nextMedia.Hamburg einbringen: Wir vermitteln Geschäftskontakte, informieren und vernetzen die richtigen Menschen miteinander – das ist heute unabdingbar fürs Geschäft. Es sind die echten, die „Face-to-Face“-Kontakte, die Unternehmen und Unternehmern immer wieder neue Türen öffnen – sei es zu gewinnbringenden Geschäftsmodellen oder zu neuen geschäftlichen Ideen. Mein Beruf ist meine Passion und wäre ohne Networking undenkbar. Ich bin daher über meine Rolle im Verein Hamburg@work und als Träger der Initiative nextMedia.Hamburg hinaus in der Hanse Lounge, im Norddeutschen Regatta Verein, im Business Club und in vielen weiteren beruflichen Netzwerken engagiert; bis hin zu unserem Partner-Netzwerk, dem media.net berlinbrandenburg.

Hamburg hat eine einzigartige Kombination aus Kreativität und Kaufmannsgeist.

business-on.de: Hamburg ist gerade für Start-ups sehr attraktiv und präsentiert sich hinsichtlich Neugründungen sehr dynamisch. Wie ist Ihre Einschätzung zur Hamburger Gründer– und Investorenszene?

Uwe Jens Neumann: Wer in Hamburg gründen will trifft auf sehr gute Voraussetzungen: Hamburg bietet neben einer attraktiven Infrastruktur eine einzigartige Kombination von Kreativität und Kaufmannsgeist – nirgendwo sonst wird so profitabel kreativ gearbeitet. Hamburg hat die zweithöchste Gründungsquote Deutschlands und eine vergleichbar niedrige Liquidationsquote. Mit dem Umzug des betahauses (Anmerk. der Redaktion: ein Coworking-Haus) ins Eifflerwerk, der Gründung zum Beispiel von Hamburg Startups, oder eben auch der Einrichtung des Next-Media-Start-Hubs im Rahmen des Beginns von Next Media Hamburg – zusätzlich zu den schon vorhandenen städtischen Angeboten wie der Kreativgesellschaft oder der Investitions- und Förderbank – wird deutlich spürbar, wie viel Bewegung gerade in der Startup- und Gründerszene ist.

business-on.de: Wie beurteilen Sie die Zukunft Ihrer Branche in der Region?

Uwe Jens Neumann: Die Zukunft für den Medien- und Digitalstandort Hamburg liegt in der Entwicklung neuer, erfolgreicher digitaler Geschäftsmodelle. Hamburg ist nach wie vor die Medien- und IT-Metropole in Deutschland und mit 110.000 Beschäftigten sehr gut für diese Zukunft aufgestellt: Hamburg verfügt über eine große Vielfalt an kreativen Contentlieferanten – seien es Journalisten, Musik- und Filmkünstler, Gameentwickler oder auch Kreative in der Werbewirtschaft. Hamburg hat damit das Potenzial, auch in Zukunft Meinungsführer der Contentwirtschaft zu sein, weil es quer durch alle medienwirtschaftlichen Bereiche in relevanter wirtschaftlicher Größe aufgestellt ist. Wie in kaum einer anderen Stadt wird in Hamburg auch Medienkonvergenz sichtbar, Kompetenzen aus den Bereichen Content und Technologie treffen aufeinander. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da vor allem an der Schnittstelle von Content & Technology neue Nutzungsformen und Anwendungen und damit neue Potenziale für Businessmodelle entstehen. Daher ist es für den Medienstandort Hamburg enorm wichtig, Innovationsführer eben auch bei den hier relevanten Technologiethemen zu sein. IT ist ein zentraler Innovationsmotor der Contentindustrie. Erst die permanente Weiterentwicklung beider Kernkompetenzen, das heißt Medien und IT, macht einen Medienstandort zukunfts- und wettbewerbsfähig.

„Man muss bereit sein, Berufliches und Privates zu verbinden.“

business-on.de: Und wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Uwe Jens Neumann: Manchmal frage ich mich, was das Wort „Freizeit“ eigentlich bedeutet. In der heutigen Zeit und in meinem Beruf ganz besonders, muss man bereit sein, Berufliches und Privates zu verbinden. Sonst reicht die Zeit einfach nicht. Aber es gibt auch rein Privates. Reisen nach Südafrika, zum Beispiel; wilde Tiere „off road“ mit der Kamera „jagen“, allein mit sich und der Natur sein.

business-on.de: Zum Schluss: Welcher ist Ihr Lieblingssport in Hamburg?

Uwe Jens Neumann: Wassersport jeder Art, von Tauchen bis Segeln … Warum? Weil Hamburg eine Stadt am Wasser ist und viel Gelegenheit bietet! Und vermutlich, weil ich’s kann … Das Einzige, was mir in Hamburg fehlt, sind die Berge zum Skifahren …

business-on.de: Herr Neumann, vielen Dank!

 

— Das Interview führte Tanja Königshagen —

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HAMBURGER BUSINESSKÖPFE

In dieser Interview-Reihe sprechen Hamburger UnternehmerInnen und EntscheiderInnen darüber, was sie mit der Hansestadt verbindet und wie sie ihr berufliches Umfeld erleben.

Bildquellen

  • ujw_2: Uwe Jens Neumann
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